Zuletzt hatte das Projekt gestockt, jetzt soll es nach dem Willen des Presbyteriums vorangehen. Es geht um die Wiederherstellung des Turmraums der Christuskirche Haßloch, die frühere Ulrichkapelle. Eine nur in der oberen Hälfte sichtbare, zugemauerte Tür im Turmraum verriet, dass sich der Fußboden einst tiefer befand. Gutachter stellten bei einer Probegrabung im Januar 2016 dann fest, dass sich an den Wänden der einstigen Kapelle Malereien bis in eine Tiefe von 1,10 Meter hinabziehen, das frühere Niveau des Fußbodens der um 1350 entstandenen Kapelle.
Die Atmosphäre des einstigen Raums mit einer Tieferlegung des Bodens wiederherstellen, diesen Kraftakt hat sich die Haßlocher Turminitiative auf die Fahnen geschrieben, die mit dem Turmaufstieg und dem neuen Außenanstrich zwei große Projekte in den vergangenen zwölf Jahren gestemmt hat. Für sie ist die Ulrichkapelle ein Stück kulturelles Erbe der Gemeinde. Doch im Herbst 2016 gab es im Presbyterium keine Mehrheit für eine Tieferlegung, wenngleich auf die Kirchengemeinde keine Kosten zugekommen wären.
„Wir müssen ausreichend informieren und als Turminitiative nachbessern“, versprach Haro Schreiner, der im vergangenen Jahr Friedrich Kuntz als Vorsitzenden der Turminitiative ablöste. Und Pfarrer Christoph Stetzer, ebenfalls Mitglied in der Initiative, appellierte, das Presbyterium zu überzeugen. Was nun offenbar gelungen ist. Im Januar sprach sich eine überwältigende Mehrheit von 18 Mitgliedern dafür aus, dass die Initiative Zuschussanträge für eine Tieferlegung des Bodens vorbereiten kann. Stellen wird diese schließlich die Kirche als Eigentümerin.
Die Gesamtkosten im ersten Abschnitt belaufen sich laut Architekt Rudi Einholz auf rund 130000 Euro. Da die Turminitiative 40000 Euro Eigenkapital hat, fehlen noch 90000 Euro. Angefragt werden sollen unter anderem die Deutsche Stiftung Denkmalschutz und die Generaldirektion Kulturelles Erbe in Mainz. „Wir sind überzeugt, dass sich schon bei Beginn der Arbeiten und vor allem nach der Fertigstellung der Renovierung mit dem behindertengerechten Zugang Unterstützer in Haßloch finden, die sich ideell und finanziell für das kulturelle Erbe einsetzen, ohne dass es einen Spendenverdrängungswettbewerb gibt“, zerstreut Schreiner in dem Brief der Turminitiative Befürchtungen. Denn auch bei der Sanierung der Lutherkirche sei man auf Spenden angewiesen, sagt Pfarrer Friedrich Schmidt-Roscher. Er sieht in der Turminitiative aber eine große Chance für die Gemeinde.
Das Presbyterium habe unter anderem überzeugt, dass der Architekt und Haro Schreiner sinnvolle Lösungen für einen barrierefreien Zugang präsentiert hätten, sagt Presbyteriumsvorsitzender Wolfgang Nörr. Die Kritik einiger Presbyteriumsmitglieder, die 2016 zur Ablehnung führte, hätten sich die Verantwortlichen zu Herzen genommen und Flexibilität gezeigt. Jetzt müsse man abwarten, inwiefern die Anträge Erfolg haben, die bis spätestens August fertig sein müssen. Mit Rückmeldungen sei im März 2019 zu rechnen. In der Zwischenzeit gehe die Suche nach privaten Förderern weiter, sagt Schreiner, der Hoffnung auf Großspender hegt.
Selbst wenn 2019 genügend Geld da sein sollte, müsste in jedem Fall vor Beginn der Bauarbeiten das Presbyterium erst zustimmen, sagt Nörr. Bei der derzeitigen Lage gehe er aber davon aus, dass keine erneute Kehrtwende erfolge, wenngleich er nichts vorhersagen könne. Was jetzt schon klar ist: Bis die 400 Jahre alten Wandmalereien endlich in einem zweiten Renovierungsschritt freigelegt werden, wird es noch dauern. Nichtsdestotrotz macht die Turminitiative schon einmal klar: Der Raum soll auch dann immer benutzbar bleiben. Samstagsmarktkonzerte, Weinverkostungen, Spenderessen oder Trauungen sind nur einige Möglichkeiten, die genannt werden. Genügend Ehrenamtliche zur Pflege des Raums werde man als Initiative ebenfalls finden, verspricht Schreiner. Florian Riesterer
Benefizkonzert der Turminitiative, Sonntag, 25. März, 17 Uhr, Christuskirche, Musik zur Passionszeit mit dem Pfälzischen Blechbläserensemble.