Mustafas helfende Hände sind überaus willkommen

Syrischer Flüchtling hospitiert im Altenzentrum „Haus am Germansberg“ in Speyer – Eine Ausbildung zum Krankenpflegehelfer angestrebt

Schätzt die Hilfe von Pflegepraktikant Mustafa Esleem: Ellen Schuster. Foto: Landry

Seine Mithilfe kann das Pflegeteam im Altenzentrum „Haus am Germansberg“ in Speyer gut gebrauchen. Mustafa Esleem, ein Flüchtling aus Syrien, ist Praktikant bei der Einrichtung der Diakonissen Speyer-Mannheim. Sein Ziel ist eine Pflegeausbildung.

Silvia Bauer würde ihn am liebsten vom Fleck weg einstellen. „Zuerst war ich skeptisch, ob es Probleme etwa mit der Sprache gibt“, sagt die Pflegedienstleiterin des Altenzentrums „Haus am Germansberg“. „Das war absolut nicht der Fall.“ Mustafa Esleem macht einen guten Job: Rührend kümmert sich der 32-jährige Flüchtling aus Syrien um die Heimbewohner. Mehrere Stunden am Tag hilft er ihnen etwa bei der Körperpflege, beim Anziehen, reicht ihnen das Essen oder macht mit ihnen Spaziergänge.

Esleem absolviert ein sechsmonatiges Praktikum, das ihn auf eine Ausbildung als Krankenpflegehelfer oder Fachkraft für Pflegeassistenz vorbereiten soll. Anbieter sind die Diakonissen Speyer-Mannheim und der Verein zur Förderung der beruflichen Bildung in Speyer. Finanziert wird das Projekt für Flüchtlinge, Migranten und auch für gering qualifizierte junge Deutsche von der Agentur für Arbeit oder dem Jobcenter in Form von Bildungsgutscheinen. Gestartet ist es im vergangenen Mai mit zwölf Frauen und Männern, die unter anderem aus Syrien, Afghanistan, Armenien, der Türkei und Spanien stammen.

Von Montag bis Freitag arbeitet Esleem, der mit seiner Frau und drei Kindern in Römerberg bei Speyer lebt, vormittags im Pflegeteam des Alten­zent­rums mit. Nachmittags paukt er im Unterricht Pflegetheorie und Deutsch. Im Januar kommenden Jahres will der Syrer den Führerschein machen, damit er später vielleicht in der mobilen Pflege arbeiten kann. Danach will er seinen Hauptschulabschluss ablegen. Und mit etwas Glück könnte er ab August 2018 seine Ausbildung zum Krankenpflegehelfer bei den Diakonissen beginnen.

Flüchtlingen biete das Projekt eine gute berufliche Chance, lobt die Pflegedienstleiterin. Da an Pflegekräften akuter Mangel bestehe, könne sie für ihr Haus mit 90 Bewohnern in vier Wohngruppen zwei weitere helfende Hände gut gebrauchen. Esleem springe auch ein, wenn Not im pflegerischen Schichtbetrieb herrsche oder es krankheitsbedingte Ausfälle gebe, sagt Bauer.

„Pflegen macht Spaß“, versichert Esleem, „die Kollegen sind sehr nett. Wenn ich Hilfe brauche, dann frage ich.“ Einige Erfahrung in dem Metier brachte der ehemalige Maler und Bauarbeiter bereits mit, als er vor zwei Jahren nach Deutschland kam. Denn zuhause in der nordsyrischen Stadt Idlib sei es auch für Männer selbstverständlich, bei der Pflege von Angehörigen mit anzupacken. „Die Arbeit wurde in der Familie aufgeteilt“, erzählt Esleem.

Altenheimbewohnerin Ellen Schuster hat den freundlichen Syrer längst in ihr Herz geschlossen. Seinen Job mache der muslimische Flüchtling ebenso gut wie andere, „da gibt es keinen Unterschied“, betont die 89-jährige Speyererin. Regelmäßig übt sie Deutsch mit Esleem, auch andere Heimbewohner helfen weiter, wenn es mal bei der Sprache hängt. „Wenn du heimkommst, kannst du Deutschunterricht geben“, witzelt die ehemalige Sekretärin Schuster und lacht.

Auch die Pflegerin Katrin Frey ist dankbar für die zusätzliche Hilfe durch den Pflegepraktikanten aus Syrien. „Auch ist es interessant, viel über seine Kultur und Religion und über die Fluchtbedingungen zu erfahren“, sagt sie. Anfangs sei Esleem im Team „mitgelaufen“, nun arbeite er weitgehend selbstständig. Konkurrenzangst durch Flüchtlinge, die zukünftig in der Pflege mitarbeiten wollen, habe sie nicht, sagt Frey. Der zeitliche und personelle Aufwand für den Praktikanten Mustafa Esleem lohne sich, ergänzt Pflegedienstleiterin Bauer: „Ich hätte nicht erwartet, dass es sich so gut entwickelt.“

Im März bieten die Diakonissen Speyer-Mannheim zudem Schülerinnen und Schülern der Realschule plus in Speyer ein 14-tägiges Praktikum an, um in Pflegeberufe hineinzuschnuppern. all

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