Glaube oder Selbstverständlichkeit

Beweggründe für Konfirmation unterschiedlich – Viele Jugendliche möchten mehr über Religion erfahren

Freuen sich auf ihre Konfirmation: Katzweilerer Jugendliche mit Pfarrer Klaus Zech. Foto: Jung

Die Konfirmandinnen Mira und Jana aus Kaiserslautern-Erzhütten haben sich zum Thema „Leben in der Natur“ in Szene gesetzt. Foto: Brenner

Zwei Jahre lang investieren sie Zeit, um sich auf den großen Tag vorzubereiten: Die Mädchen und Jungen, die sich mit ihrer Konfirmation zum christlichen Glauben bekennen. Doch weshalb tun sie das? Die Beweggründe sind so unterschiedlich wie die Jugendlichen selbst.

„Als ich getauft wurde, war ich so klein, dass ich mich nicht daran erinnern kann. Jetzt bin ich alt genug, um selbst zu entscheiden, ob ich der Kirche angehören will“, sagt Jana. Sie hat noch drei jüngere Schwestern. Die Zweitälteste besucht derzeit den Präparandenunterricht. Bei Josi ist es genau umgekehrt. Sie ist die Jüngste von fünf Geschwistern und folgt in puncto Konfirmation deren Beispiel. Die beiden Mädchen sitzen zusammen mit ihrer Gruppe in einem Raum des protestantischen Gemeindehauses Kaiserslautern-Erzhütten. So wie jeden Dienstagnachmittag, wenn die Konfirmandenstunde bei Pfarrerin Gudrun Herzer auf dem Plan steht.

In den letzten Wochen vor dem großen Ereignis geht es darum, Ideen für den Konfirmationsgottesdienst zu sammeln. „Er steht unter der Überschrift „lebenswert“ und wird von den Jugendlichen selbst gestaltet. Passend zum Motto haben sie sich in Kleingruppen verschiedene Situationen überlegt, sie szenisch umgesetzt und fotografiert“, erklärt Herzer. Aufregung macht sich breit, alle sind voller Erwartung und sehen dem wichtigen Ereignis gespannt entgegen.

„Die Konfirmation ist für mich etwas Besonderes. Da kommen nämlich alle meine Verwandten. Viele von ihnen sehe ich nur selten, weil sie so weit weg wohnen“, berichtet Max. Allerdings sei er auch bisschen nervös, wenn er daran denke, den ganzen Tag im Mittelpunkt zu stehen. Manche freuen sich genau darauf, ein Fest für sie ganz alleine. Die meisten finden es gut, in den zwei Jahren einiges gelernt zu haben. „Zum Beispiel über die Taufe, Luther und das Abendmahl. Zu dem durfte ich auch schon früher gehen. Jetzt weiß ich, was es genau bedeutet“, meint ein Mädchen.

Natürlich seien auch die Geschenke nicht zu verachten, vor allem Geld. „Weil man sich damit einen Wunsch erfüllen kann. Das ist cool“, bringt es ein Junge auf den Punkt und spricht damit auch der Konfirmandengruppe aus dem Herzen, die sich einige Kilometer weiter in Katzweiler zum Gebet sammelt. Das steht am Anfang jedes Treffens. Die Atmosphäre ist ebenso locker wie die Runde, denn starrer Frontalunterricht ist Schnee von gestern. Aufgaben gibt es trotzdem. „Ihr solltet Bibelstellen heraussuchen, die euch besonders ansprechen. Was habt ihr denn gefunden?“, fragt Pfarrer Klaus Zech. „Mir gefällt Psalm 4, weil darin steht, dass Gott vergibt“, erklärt Jannis. Der Pfarrer ist zufrieden mit seinen Schützlingen: „Es macht mir viel Freude, die Jugendlichen zu begleiten und zu sehen, wie sich entwickeln.“

Was bewegt die Mädchen und Jungen dazu, sich konfirmieren zu lassen? Geht es in erster Linie um den Glauben oder ist es einfach eine Selbstverständlichkeit? „Mit der Konfirmation zeige ich, dass ich zur Gemeinde gehöre. Außerdem möchte ich gerne Patin sein“, sagt Mara. Für Jannis ist es eine Bestätigung der Taufe, ganz bewusst und aus freien Stücken. Ein Mädchen räumt ein, vorher nicht so richtig darüber nachgedacht zu haben, was es mit der Konfirmation überhaupt auf sich hat. Während Sebastian von seinen Eltern angemeldet wurde, hat Natascha das selbst übernommen. Allerdings sieht sie ihren Glauben nicht an die Konfirmation gebunden. Dem pflichtet auch Mara bei: „Man kann Gott überall nah sein.“

Beide Mädchen engagieren sich in der wöchentlichen Kinderstunde. „Dort spielen wir mit den Kindern und lesen Geschichten aus der Bibel vor“, erklärt Natascha. Sie hat über Freunde zur Kirche gefunden, die mittlerweile einen zentralen Platz in ihrem Leben einnimmt. Deshalb möchte sie auch nach der Konfirmation an Mitarbeiterschulungen teilnehmen, um sich in der Jugendarbeit einzubringen.

Ein Beispiel, dem mehr Jugendliche folgen würden, wenn es in der Kirche feste Strukturen gebe, die aufeinander aufbauen, gibt Landesjugendpfarrer Florian Geith zu bedenken. „Viele Jugendliche sind durchaus motiviert etwas zu tun, man muss ihnen nur entsprechende Möglichkeiten geben“, sagt er. Deshalb gelte es vor allem, die Lücke zwischen Grundschule und Konfirmandenzeit zu schließen. „Ritualisierte Übergänge und attraktive Anschlussangebote sollten geschaffen werden“, fordert Geith.

Wie diese aussehen können, ist Thema einer neu gegründeten 14-köpfigen Arbeitsgruppe. In ihr gehen Haupt- und Ehrenamtliche aus der Jugend- und Konfirmandenarbeit der Frage nach, auf welche Weise sich Kinder schon früh in der Kirche beheimaten lassen. Ein regionales Modellprojekt soll entwickelt werden, das direkt an die Konfirmation anschließt. Gleichzeitig sollen die Ergebnisse dem Konfirmationsausschuss Impulse für die Konfirmandenarbeit der Zukunft geben. Friederike Jung

Moderne Methoden statt Frontalunterricht

Studie zeigt Optimierungsbedarf in der Konfirmandenarbeit – Gemeinschaftsaktivitäten hoch im Kurs

In der Konfirmandenarbeit hat sich viel verändert. Weniger Frontalunterricht, stattdessen moderne Methoden, mehr Mitbestimmung der Jugendlichen. Ob und wo dennoch Optimierungsbedarf besteht, zeigte 2009 die erste bundesweite Konfirmandenarbeitsstudie. Seit vergangenem Herbst liegen Ergebnisse einer zweiten Studie vor – nebst einer Sonderauswertung für die pfälzische Landeskirche. „Sie beruht auf einer Befragung von 299 Jugendlichen und 31 Mitarbeitern“, sagt Pfarrer Andreas Große, Referent für Konfirmandenarbeit der evangelischen Landeskirche, „und gibt Auskünfte über die Wünsche und Erwartungen der Konfirmanden.“

Ein Punkt des Fragenkatalogs: die Beweggründe, sich konfirmieren zu lassen. „Dabei stellte sich heraus, dass Tradi­tion eine große Rolle spielt. Erfreulicherweise gaben zwei Drittel der Jugendlichen an, die Entscheidung aus freien Stücken getroffen zu haben“, sagt Pfarrer Große. „Ein Viertel hat zum Beispiel auch von anderen gehört, dass die Konfirmandenarbeit Spaß macht. Was die Erwartungen angeht, ist der Segen ganz vorne mit dabei, neben dem Wunsch, etwas über den eigenen Glauben zu lernen.“

Natürlich sei auch die Aussicht auf Geschenke und eine große Feier ein zusätzlicher Anreiz. Danach befragt, welche Themen die Jugendlichen besonders interessieren, habe sich ein klares Ranking ergeben. „Für 80 Prozent ist Freundschaft ein zentraler Punkt, gefolgt vom Sinn des Lebens und Gerechtigkeit. Aber auch über Gott und Jesus möchten die Jugendlichen etwas erfahren.“

Besonders hoch im Kurs stünden bei den Konfirmanden gemeinsame Wochenenden und Freizeiten. An diesen Aspekt anknüpfend, sieht der Referent in Konfirmandentagen eine sinnvolle Alternative zu den wöchentlichen Treffen. „In drei, vier Stunden lässt es sich intensiver, effektiver und kreativer arbeiten als in 45 Minuten. Gleichzeitig wird durch das längere Zusammensein das Gemeinschaftsgefühl gestärkt“, ist Große überzeugt. Auch um den Gottesdienst für junge Besucher interessant zu machen, müssten ihre Gedanken und Themen angesprochen werden. fdj

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