Kirche will starkes Zeichen für ein freies Europa setzen

Auf seiner Reise durch den Kontinent macht „Reformations-Truck“ in Speyer Station – Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz als Partner dabei

Ist Teil des Programms in Speyer: Nadja Pentzlin mit ihrer „Lutherbox“, in der Luthers Thesen und Leben spielerisch entschlüsselt werden können. Foto: Landry

Nimmt an der Weltausstellung der Reformation in Wittenberg teil: Tür, die von jungen Menschen im Freiwilligen Sozialen Jahr bei der Diakonie Pfalz gestaltet wurde. Foto: pv

Der blaue „Reformations-Truck“ der evangelischen Kirche macht auf seiner Tour quer durch Europa auch in Speyer  Station. Das gut 16 Meter lange ­Mul­timediamobil treffe am Montag, 10. April, gegen 17 Uhr vor dem historischen Rathaus in der Maximilianstraße ein, teilte die Landeskirche mit. Der „Truck“ und seine Reise durch 67 Städte in 19 europäischen Ländern, der Europäische ­Stationenweg, sind ein zent­rales Projekt im Programm zum 500. Jahrestag der Reformation.

Der Anhänger des Sattelzugs dient dabei als Informationszentrum, in dem Besucher Videos über die Geschichte der Reformation anschauen und ihre eigene Glaubens- und Lebensgeschichten mit der Kamera aufzeichnen lassen können. Der „Truck“ war am 3. November in Genf losgefahren. Speyer ist die 52. Station. Im Mai soll das Fahrzeug in Wittenberg eintreffen.

Der Europäische Stationenweg sei ein starkes Zeichen für ein friedliches und freiheitliches Europa, sagte Kirchenpräsident Christian Schad. Speyer sei Teil des Stationenwegs, weil auf dem zweiten Reichstag zu Speyer 1529 erstmals weltliche Herrscher für Glaubens- und Gewissensfreiheit eingetreten seien. Gerade in einem Jahr, in dem in Frankreich und Deutschland Wahlen anstünden, sei es wichtig, gegen nationalistische und ausgrenzende Tendenzen einzutreten. Er freue sich deshalb besonders, dass das Geschichtenmobil direkt von Straßburg nach Speyer komme.

Zusammen mit der Stadt Speyer und weiteren Partnern habe die Landeskirche ein stattliches Programm vorgelegt, sagte Schad. Bei den Kirchen-Kultur-Tagen in Speyer bleibe die Kirche nicht hinter Kirchenmauern, sondern gehe auf Straßen und Plätze. „Wir mischen uns unters Volk und schauen ihm sprichwörtlich aufs Maul.“ Dabei versuche die Kirche, auch Menschen zu erreichen, die ihr freundlich distanziert oder gar kritisch gegenüberstünden.

Einrichtungen der pfälzischen Diakonie beteiligen sich ab Freitag mit einer Ausstellung von kreativ gestalteten Thesentüren zum Thema Gerechtigkeit. Die Türen werden an verschiedenen Orten der Stadt zu sehen sein. Zehn dieser Türen sind ausgewählt worden, um Teil des „Türenhauses der Gerechtigkeit“ zu sein, das anlässlich der Weltausstellung der Reformation ab Mitte Mai in Wittenberg errichtet wird.

Beteiligt an der Jubiläumsfeier in Speyer ist auch die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz. Mitglieder des Ensembles und Chöre sind am Sonntag, 14 bis 15 Uhr, bei einer Mitsingaktion dabei, die unter dem Motto „Ode an die Freiheit – und Freude“ steht. Ihn begeistere der aufklärerische Geist der Reformation, sagte der Intendant der Staatsphilharmonie, Michael Kaufmann. Das Symphonieorchester lädt vom 29. Juni bis 2. Juli auch zum Musikfest Speyer unter dem Titel „Reformation mit Mendelssohn“ ein.

Einen unterhaltsamen und lehrreichen Programmpunkt bietet Nadja Pentzlin vom Escape-Museum in Speyer. Sie hat eine Rätselbox zum Leben Luthers entwickelt. Die Spieler müssen etwa Luthers Reiseroute von Erfurt nach Rom nachverfolgen, mit einer Minidruckpresse Flugschriften herstellen oder Fürsprecher und Gegenspieler Luthers richtig zuordnen. Ist eine Aufgabe erfolgreich gelöst, öffnet sich in der Box ein neuer Raum mit neuen Aufgaben. Für die liebevoll gestalteten Knobelaufgaben sei keinerlei Vorwissen nötig. „Ziel dieser Reformationsbox ist es, Gruppen in den Bann von Luther und der Reformation zu ziehen“, sagt Pentzlin, die sonst Menschen in ihrem Es­cape-Room in Speyer spielerisch an die Reformationsgeschichte heranführt. Die Lutherrätselbox steht von Freitag bis Dienstag zum Knobeln bereit. Die Angebote des Geschichtenmobils mit Gästen und Gesprächspartnern beginnen am Dienstag, 11. April um 11 Uhr und enden gegen 18.30 Uhr mit einem Minutengebet mit Musik. Um 19.30 Uhr hält der Präsident des Bundesverfassungsgerichts Andreas Voßkuhle einen Vortrag zum Thema „Wie weit reichen die Grundrechte in Gewissensfragen?“ im Historischen Museum. Am Mittwoch reist der „Reformations-Truck“ um 10 Uhr nach Coburg weiter. koc/stm

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