Abschied von einem Arbeitsplatz mit Sondermerkmalen

Ruprecht Beuter geht in den Ruhestand – Langjähriger Leiter der Regionalstelle Nordpfalz in Rockenhausen der Evangelischen Arbeitsstelle

In seinem Büro in Rockenhausen mit einem Plakat des Arbeitskreises Papua: Der 65-jährige Ruprecht Beuter. Foto: Jung

Nach 35 Jahren wird die Regionalstelle Nordpfalz der Evangelischen Arbeitsstelle für Bildung und Gesellschaft in Rockenhausen aufgelöst, und ihr langjähriger Leiter Ruprecht Beuter tritt den Ruhestand an. Damit geht im Donnersbergkreis eine Ära zu Ende, die das Gemeindeleben bereichert und belebt hat. Sie war nachhaltig und hat zukunftsweisende Spuren gelegt.

Mancher Karton ist bereits gepackt. Für den 65-jährigen Ruprecht Beuter ist es auch ein Aufbruch in einen neuen Lebensabschnitt. Mit Vorfreude, aber auch mit ein bisschen Wehmut. „Ich habe immer viel Freude an meiner Arbeit gehabt“, sagt der gebürtige Westfale. 1984 hat er nach einer Diakonenausbildung in Bethel, einem Lehramtsstudium und der Tätigkeit in der kirchlichen Jugendarbeit seine Heimat gegen die Pfalz eingetauscht und in Rockenhausen die Leitung der zwei Jahre zuvor gegründeten Regionalstelle übernommen. Zuständig für sechs Kirchenbezirke galt es, gemeinde- und gesellschaftsbezogene Arbeit zu leisten. „Wir haben Kirchengemeinden in unterschiedlichen Bereichen der Erwachsenenbildung beraten und begleitet“, fasst Beuter die lange Aufgabenliste zusammen.

Wichtig seien auch die Fortbildungen für Presbyterien gewesen. Bewusst biblisch-theologisch verankert, „waren diese Veranstaltungen vor Ort ein Sondermerkmal unserer Regionalstelle, denn die Angebote der Landeskirche deckten den Bedarf nicht“. Das Zusammenspiel zwischen Haupt- und Ehrenamtlichen sei ein bedeutender Faktor, „schließlich leiten sie gemeinsam die Kirchengemeinde“, beschreibt er ein Motiv seiner Arbeit. „Hauptamtliche gehen, Ehrenamtliche bleiben. Deshalb müssen sie gut ausbildet sein.“ Groß war ebenfalls sein Einsatz für die Ökumene, vielfältig die Aktivitäten auf der gesellschaftsbezogenen Seite: Alphabetisierungskurse, Deutschkurse für Flüchtlinge, Engagement in der Stolperstein-Aktion, Mitgründung des Arbeitskreises „Aktiv gegen Rechts“ im Donnersbergkreis. „Für all das war eine gute Vernetzung unerlässlich, inner- und außerkirchlich. Bei unserer Mitwirkung im Arbeitskreis Papua auch auf europäischer Ebene.“

Dreimal war Ruprecht Beuter in Westpapua: 1997, 2004 und vergangenes Jahr. Mitgebracht hat er tiefe Eindrücke von einem Land, in dem Kulturen aufeinanderprallen, Menschenrechte verletzt werden, Armut und Korruption zur Tagesordnung gehören. „Das hat sich auf mein Verhältnis zu Ressourcen, auf mein Gottes- und Weltbild ausgewirkt. Wir sind angehalten, in allen Bereichen darauf zu schauen, was der Glaube damit zu tun hat und deshalb auch wir selbst.“ In der Unterstützung Papuas liege der Fokus auf der Stärkung der weltweiten ökumenischen Gemeinschaft, Menschenrechtsarbeit, der Hilfe zur Selbsthilfe und der Unterstützung auf dem Weg zur Demokratie.

Die Entscheidung, in die Kirchenarbeit zu gehen, hat Beuter bewusst getroffen – beeindruckt von Ehren- und Hauptamtlichen in der reformiert geprägten Heimat. „Die Kirche ist nur das Instrument! Es geht um die Glaubwürdigkeit des Glaubens, um die Menschen, um Gott und die Welt.“ Das habe auch eine politische Dimension. Deshalb sei es der Arbeitsstelle immer wichtig gewesen, Bezug zu unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppierungen zu haben. Damit auch weiterläuft, was angestoßen ist, weist der scheidende Leiter seine Nachfolger ein, die die Arbeit in Dekanaten fortführen sollen.

Dann schlägt er ein neues Kapitel auf: „Lesen, im Garten werkeln, Kontakte auffrischen, kreativ sein und mal wieder Nordseeluft schnuppern. Aber erst muss ich wohl lernen, Privatmann zu sein.“ Und so freut er sich, mehr Zeit auch für die große, weit verstreut lebende Familie zu haben. Der Pfalz wird er treu bleiben. „Ich bin als ‚bekennender Westfale‘ sehr gerne hier.“ Am 30. April nimmt Ruprecht Beuter Abschied von „einem Beruf, mit dem ich mich immer sehr identifiziert habe. Dafür bin ich dankbar“. Die offizielle Verabschiedung findet bereits am Samstag, 8. April, statt: mit einem Gottesdienst um 15 Uhr in der Kirche in Rockenhausen und anschließendem Empfang um 16.30 Uhr im protestantischen Gemeindehaus. fdj

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