Spagat zwischen Amt und künstlerischem Anspruch

Im Amt für Kirchenmusik laufen Fäden aller landeskirchlichen Musikgruppen zusammen – Verwaltung von Kunst ist für sich selbst eine Kunst

Motiviertes Team (von links): Landeskirchenmusikdirektor Jochen Steuerwald und Mitarbeiter des Amts für Kirchenmusik. Fotos: Landry

Musik ist ihr Thema: KIRCHENBOTEN-Autorin Gertie Pohlit mit Jochen Steuerwald.

Wo der sprichwörtliche Amtsschimmel wiehert, verstummt jeglicher Schönklang. Wenn verwaltet wird, verkümmert Kreativität. Und wer als Schreibtischtäter agiert, hat wenig Aussicht aufs Tête-à-Tête mit welcher Muse auch immer. So mag man meinen.

Indes: Auch die hohe Poesie bedarf gelegentlich der niederen Prosa. Um des Sich-Entfaltens willen. Das Amt für Kirchenmusik, Teil der obersten landeskirchlichen Behörde mit Sitz in der Speyerer Roßmarktstraße, ist so ein auf den ersten Blick profan erscheinendes administratives Gebilde. Beim zweiten Hingucken freilich keimt Ahnung vom Sinn und Zweck, der vertiefende Blick schließlich gibt Anlass zum Staunen; ob des weiten und kreativen Spektrums dieser Schaltzentrale der evangelischen Kirchenmusik in der Pfalz.

An der Amtsspitze agiert seit der Erschaffung des Amts Mitte der 50er Jahre des letzten Jahrhunderts der Landeskirchenmusikdirektor. Jochen Steuerwald ist nach Adolf Graf, Heinz Markus Göttsche und Udo R. Follert der vierte Amtsträger in Folge. Ihm zur Seite steht ein Team, bestehend aus Achim Glang (Geschäftsführung) Rebecca Sieron, Cornelia Winter, Sina Loesch (ab Januar 2018) und Doris Konrad, die mehrheitlich auf Teilzeitbasis arbeiten, sowie, wenn’s gut geht, ein Bundesfreiwilligendienstler. Im Blick auf die Aufgabenvielfalt eine vergleichsweise bescheiden ausgestattete Truppe.

Allein die Bereiche, in denen der oben zitierte Amtsschimmel seine Domäne verteidigt, sind zeitintensiv. „Fachberatung in allen kirchenmusikalischen Angelegenheiten“ heißt es in der Dienstbeschreibung, will sagen: Alle Nöte in der Fläche, ob es um die neue Orgel, personelle Engpässe und Ähnliches geht, muss der Landeskirchenmusikdirektor mehr als nur in sein Abendgebet einschließen. Mehrfach im Jahr stehen Treffen auf Kirchenbezirksebene an, mit den 14 Bezirkskantoren etwa oder den Obleuten in den Kirchenbezirken. Weiter obliegt ihm die Leitung des Ausbildungswesens, sprich: die Aufsicht über die Kirchenmusikalischen Seminare. Dazu zählt die Organisation der Werkstatttage sowie der C- und D-Prüfungen der nebenamtlichen Kirchenmusiker. Auch leitet Steuerwald das 2008 eingerichtete Kirchenmusikalische Fortbildungszentrum in Landau, das sich mit Seminaren an aktive Kirchenmusiker und Geistliche richtet.

Eine große Aufgabe ist die Herausgabe der Chorliteratur, speziell des jährlich erscheinenden Chorhefts Pfalz, uner­lässliche Arbeitsgrundlage für die Gottesdienstgestaltung der Chöre. Schließlich sei auch die enge Vernetzung mit dem Landesverband für Kirchenmusik – demnächst Thema im KIRCHENBOTEN – nicht unerwähnt.

Aber der Künstler, wo bleibt der? Damit nimmt die Sache erst richtig Fahrt auf. Die Leitung zweier überregionaler Konzertchöre – Evangelische Jugendkantorei der Pfalz sowie Pfälzische Singgemeinde – muss mit Probenphasen, Regionalproben, Gottesdienstverpflichtungen, Konzerten, mehr­fach im Jahr mit der Pflege des Kammerorchesters „Corona Palatina“ und der solistischen Öffentlichkeitsarbeit koordiniert werden, will sagen: Steuerwald repräsentiert die Landeskirche vielfach auch als Orgelsolist. Tonträgeraufnahmen, wie die jüngst erschienene CD zum Monteverdi-Jahr mit der Evangelischen Jugendkantorei, ergänzen den Aufgabenkanon genauso wie die Tätigkeit als landeskirchlicher Orgelsachverständiger – in enger Abstimmung mit dem Orgelbau-Sachverständigen Gero Kaleschke. Bei all dem braucht es die permanent pulsierende künstlerische Vision, den persönlichen intellektuellen Dialog mit der nächsten konzertanten Aufgabe, die permanent Herausforderung bleibt und niemals im Administrativen versanden darf. Und auch üben muss der Orgelvirtuose gelegentlich.

Ein momentaner Herzenswunsch von Jochen Steuerwald würde sich in der Person eines Anwärters zum Bundesfreiwilligen erfüllen. Die facettenreiche Stelle – flexibel auf sechs, zwölf oder 18 Monate zu bedienen – ist derzeit noch nicht besetzt. Interessenten können sich ­melden unter Telefon 06232/667-404 oder mit einer E-Mail an: achim.glang@evkirchepfalz.de. Gertie Pohlit

KIRCHENBOTE will kirchenmusikalische Gruppen unterstützen

Sie sind in Ihrer Kirchengemeinde musikalisch tätig? Als Chorsängerin oder Chorsänger? Vielleicht blasen Sie auch im Posaunenchor oder im Flötenkreis? Swingen in der Gospel-Formation? Eventuell leisten Sie nebenamtlich Orgeldienst oder greifen nach Feierabend im kirchlichen Instrumentalkreis zur Geige? Oder ihr Nachwuchs pilgert wöchentlich begeistert zur Probe des Kinderchors?

Dann zählen Sie zu jenen 12 000 Menschen – der weitaus größten Gruppe Ehrenamtlicher in der pfälzischen Landeskirche –, auf die Ihre Kirchengemeinde zu Recht stolz ist. Und deren Außenwirkung gar nicht hoch genug eingeschätzt werden kann.

Als Leserin oder Leser des KIRCHENBOTEN wissen Sie, dass im Spektrum kirchlich und gesellschaftlich relevanter Themen auch die Kirchenmusik zur Berichterstattung zählt. Kirchenmusikalische Ereignisse, Porträts prägender Persönlichkeiten, aber auch der kleine Posaunenchor um die Ecke, der es verdient hat, mal im Rampenlicht zu stehen: Dies alles spiegelt die zweimal im Monat erscheinende Themenseite der Rubrik „Notenschlüssel“. Und irgendwann ist Ihr Ort, Ihr Chor, Ihre Kantorin oder Ihr Kantor, sind eventuell Sie ganz persönlich im Blatt.

Vielleicht könnte das auch Interesse wecken bei Ihren Mitsängerinnen und Mitsängern, Ihren Kollegen im Bläserensemble oder anderen Gemeindemitgliedern, die gerne in Ihre Konzerte kommen? Dann möchten wir Sie bitten, doch für uns zu werben und knüpfen daran auch ein Angebot:

Für jeden neuen Abonnenten, den Sie für den Kirchenboten gewinnen, erhält Ihr Chor oder Ihre kirchenmusikalische Gruppe 30 Euro. Nutzen Sie den Bestellcoupon am Flyer „Im Einklang Gemeinschaft erreichen“, der ab jetzt Verteilung findet. Wichtig ist, dass Sie vermerken, welcher Gruppe Sie angehören. Sie können die Flyer auch unter Telefon 06232/1323-31 oder über vertrieb@verlagshaus-speyer.de be­stellen oder gleich die Anzeige auf Seite 17 ausfüllen und zusenden. Gpo

Meistgelesene Artikel