Christen sollen versöhnungsbereit sein

Protestanten und Katholiken feiern Buß- und Versöhnungsgottesdienst in der Otterberger Abteikirche

Christen auf dem Weg der Ökumene: Die Abteikirche in Otterberg war beim Versöhnungsgottesdienst "Healing of memories" voll besetzt. Foto: view

Einheit in versöhnter Verschiedenheit: Vertreter der Konfessionen in der Otterberger Abteikirche. Foto: view

Kirchenpräsident Christian Schad und der Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann haben anlässlich des 500. Reformationsjubiläums 2017 die Christen dazu aufgerufen, das ökumenische Miteinander stets neu zu bezeugen. „Unsere Identität als Christen ist weit mehr als bloß eine abstrakte Idee. Sie muss sich zeigen und bewähren“, sagte Bischof Wiesemann am vergangenen Sonntag in einem ökumenischen Buß- und Versöhnungsgottesdienst in der Abteikirche Otterberg. Die Bereitschaft, sich zu versöhnen, müsse die Grundhaltung jedes Christen sein.

Die Zeiten, in denen sich Protestanten und Katholiken „gegenseitig der Gewissheit der Hölle versicherten statt der gemeinsamen Suche des Himmels“, seien vorbei, sagte Kirchenpräsident Schad. In einer Dialogpredigt schilderten der Kirchenpräsident und der Bischof persönliche Erfahrungen geglückter und misslungener christlicher Gemeinschaft. Christen sollten sich an der Vielfalt der Kirche erfreuen und glaubhaft ihre Fähigkeit zur Einheit demonstrieren, sagte der Kirchenpräsident.

Der ökumenische Buß- und Versöhnungsgottesdienst, der unter dem Titel „Healing of memories“ (Heilung der Erinnerungen) am Wochenende bundesweit gefeiert wurde, setzt nach den Worten von Schad und Wiesemann ein öffentliches Zeichen der Versöhnung und ist ein zentrales Ereignis anlässlich der Reformationsfeierlichkeiten. Der Kirchenpräsident und der Bischof erneuerten zudem die gegenseitige Verpflichtung zur Ökumene vom Ökumenischen Kirchentag in Speyer im Jahr 2015.

„Wir verschließen die Augen nicht vor dem, weswegen wir in der Vergangenheit aneinander schuldig geworden sind und es bis heute werden“, sagte Wiesemann. Die Bereitschaft, sich mit den Mitmenschen auszusöhnen, sei eine Lebensaufgabe. Das bewusste Aufarbeiten negativer Erfahrungen und das vergebende Wort seien heilsam, „weil sie helfen zu überwinden, was unserer sichtbaren Einheit noch im Wege steht“, sagte der Bischof. Die Reformatoren hätten mit ihrer Forderung, Christus in den Mittelpunkt zu stellen, „eine urchristliche Wahrheit wieder zum Leuchten gebracht“, würdigte Wiesemann. Das Reformationsjahr diene nicht dazu, Identität durch Abgrenzung zu gewinnen, sagte Kirchenpräsident Schad. „Wir feiern nicht uns, sondern Jesus Christus allein.“ Die Abteikirche Otterberg gilt als Symbol für ein gelebtes ökumenisches Miteinander in der Pfalz. epd

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