Gemeinden können auf vielfältige Hilfe zugreifen

In der Landeskirche gibt es zahlreiche Beratungsangebote für Gruppen und Einzelpersonen – Ursprung liegt in kirchlicher Reformbewegung

Ehrenamtlich tätig: Rund 25 Personen engagieren sich in der Gemeindeberatung und in der Organisationsentwicklung. Foto: pv

Gemeinden und Einrichtungen in der pfälzischen Landeskirche haben zahlreiche Möglichkeiten, sich beraten zu lassen. Es gebe einen gesunden Markt für Beratungen, sagt Pfarrerin Dagmar Peterson, die mit je einer halben Stelle im Landeskirchenrat für Gemeindeberatung und Organisationsentwicklung zuständig ist. Dadurch sei gewährleistet, dass jeder das für ihn passende Angebot finden könne.

In den deutschen Landeskirchen sei die Idee der Gemeindeberatung in den 1970er Jahren aus einer Reformbewegung heraus entstanden, sagt Peterson. Ziel sei gewesen, kirchliches Handeln von unten zu erneuern. „Wurzeln und Wachsen“ hieß der 1986 in der Pfalz aus diesem Grund gegründete Arbeitskreis. Zusammen mit dem damaligen Leiter der theologischen Fort- und Weiterbildung, Erhard Domay, und dem damaligen Oberkirchenrat Eberhard Cherdron habe diese Gruppe den Vorschlag gemacht, eine Gemeindeberatung einzurichten. 1991 war es dann soweit.

In den Folgejahren gab es einige organisatorische Änderungen, doch die Grundstandards der Gemeindeberatung seien gleich geblieben, sagt Peterson. Beraten werde nur, wer danach frage. Auch sei absolute Verschwiegenheit selbstverständlich. Presbyterien, Einrichtungen oder Einzelpersonen müssten keine Bedenken haben, irgendwann in innerkirchlichen Berichten aufzutauchen. Die Gemeindeberater helfen bei Konflikten, beim Finden guter Entscheidungswege oder beim vernünftigen Einsatz vorhandener Ressourcen. Einzelpersonen werden zudem beim Bewältigen ihrer Leitungsaufgaben unterstützt.

2008 kam zur Gemeindeberatung die Organisationsentwicklung als eigenes Feld hinzu. Die zunehmende finanzielle Schieflage vieler Gemeinden habe zum Projekt „Zukunft mit Konzept“ geführt, sagt Peterson. Hierbei wird Gemeinden geholfen, ihre Haushalte zu konsolidieren. Hinzugekommen ist nun das Projekt „Gemeinde geht weiter“. Dabei werden die aus mehreren Gemeinden gebildeten Kooperationszonen unterstützt, Arbeitsabläufe zu optimieren und die Kooperation mit Inhalten zu füllen, sagt Peterson.

Zur Seite stehen Peterson rund 25 Berater für beide Bereiche. Alle arbeiten ehrenamtlich und wurden in einer zweijährigen Fortbildung qualifiziert. Meist sind es Pfarrer oder Gemeindepädagogen. Die Motivation für die Berater sei, dass sie dadurch für ihren eigentlichen Beruf zusätzliche Qualifikationen erhielten und zudem dabei sein könnten, wenn die Zukunft ihrer Kirche neu gestaltet werde, sagt Peterson.

Weder Gemeindeberatung noch Organisationsentwicklung bieten nach Petersons Worten Fachberatung zu bestimmten inhaltlichen Themen an. Dafür gebe es andere Einrichtungen, wie etwa das Institut für kirchliche Fort- und Weiterbildung, die Arbeitsstelle Bildung und Gesellschaft, das Pfarramt Frieden und Umwelt oder den Missionarisch Ökumenischen Dienst.

Peterson schätzt diese Konkurrenz auf dem landeskirchlichen Beratungsmarkt. Trotzdem sei die Zusammenarbeit wichtig. Derzeit gebe es noch keinen strukturierten Austausch, aber zukünftig sollen sich alle Berater regelmäßig treffen. Sinnvoll sei eine gegenseitige Ergänzung, etwa wenn eine Gemeinde ihre Kirche ausgestalten wolle. Dabei könne die Kunstsachverständige der Landeskirche inhaltlich unterstützen, Gemeindeberater wiederum könnten helfen, produktive Entscheidungswege zu finden und vor allem die Gemeinde mitzunehmen. Oder wenn eine Kooperationsregion einen neuen Gottesdienstplan für mehrere Gemeinden erarbeite, könne gemeinsame Hilfe von Gemeindeberatung und einem Experten für unterschiedliche Gottesdienstformen hilfreich sein.

Sinn aller Beratung sei, das nach wie vor hohe Potenzial der Kirche für die Gesellschaft auszuschöpfen, sagt Peterson. Dabei seien Antworten auf zwei Fragen wesentlich: „Wer wollen wir als Kirche sein? Und wie setzen wir unsere Ressourcen ein, um das sein zu können, was wir sein wollen?“ Klaus Koch

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