Im Gegensatz zu manchen Kirchenvertretern will sich die Evangelische Kirche der Pfalz der Kritik an einer möglichen Verlegung der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar 2022 in die Adventszeit nicht anschließen. Natürlich sei eine Weltmeisterschaft im Advent ärgerlich, sagte der für Sport zuständige Oberkirchenrat Gottfried Müller. Das sei aber kein Grund, den Fußballfans die Freude an dem Ereignis zu verderben.
Die Verlegung der Spiele in den Winter sei zudem die erste vernünftige Entscheidung im Zusammenhang mit der Vergabe der WM an den Wüstenstaat, sagte Müller. Statt der zeitlichen Verschiebung müsse kritisiert werden, dass die Weltmeisterschaft überhaupt an Katar vergeben wurde, dass dabei ganz offensichtlich Korruption im Spiel gewesen sei und dass eklatant die Menschenrechte der Arbeiter auf den Stadionbaustellen verletzt werden.
Auch wenn die Weltmeisterschaft im Advent stattfinde, könne sich die Kirche einbringen, sagte Müller. In den Gemeindehäusern habe die Kirche große, beheizte Räume, in denen die Menschen sich treffen und zusammen Fußball schauen könnten. Bei dieser Gelegenheit könne auch auf die Bedeutung der Adventszeit hingewiesen werden.
Außerdem nähmen an einer Weltmeisterschaft 24 Mannschaften aus allen Kontinenten teil, sagte Müller. Deshalb biete sich ein kirchlicher Adventskalender an. Vom 1. bis zum 24. Dezember könne an jedem Tag ein Land kritisch gewürdigt werden, indem seine soziale und religiöse Situation kurz dargestellt werde. Außerdem könnten verschiedene Weihnachtsbräuche in den Ländern vorgestellt werden. „Die Fußball-Weltmeisterschaft im Advent könnte so eine Reise mit der Kirche durch die Welt sein.“
Auch für Ralf Neuschwander ist die Verlegung der Weltmeisterschaft kein Kritikpunkt. „Auf der südlichen Erdhalbkugel ist immer Winter während der Meisterschaft“, sagte der Leiter des Predigerseminars und langjährige Kapitän der Fußballmannschaft „Pälzer Parre“. Allerdings befürchte er, dass durch die Spiele in der Adventszeit alle leiden werden: der Fußball, die Vorbereitung auf das Weihnachtsfest und das Weihnachtsgeschäft des Handels.
Insgesamt sei die Vergabe der Weltmeisterschaft nach Katar unglücklich gewesen und zeige, dass die Fifa reformiert werden müsse. Wann die WM in Katar genau stattfindet, entscheidet die Fifa-Exekutive Mitte März. koc