Adventsmarkt als Motor für hohes Spendenaufkommen

Brot-für-die-Welt-Basar in Freinsheim wird 40 Jahre alt – Alle Waren sind selbst gemachte Unikate – 50 Ehrenamtliche ab Sommer im Einsatz

Am Verkaufstisch für Textilwaren im protestantischen Gemeindehaus in Freinsheim in Aktion (von links): Horst Baum, Katharina Hornberger, Bärbel Weber, Christa Illig, Ute Hornberger-Walter und ihr Mann Rudolf Walter. Foto: Franck

Von den 16 Kirchenbezirken der Landeskirche verzeichnet das Dekanat Bad Dürkheim seit Jahren das höchste Spendenaufkommen bei der evangelischen Hilfsaktion „Brot für die Welt“. Dort sind im vergangenen Jahr 2,37 Euro pro Gemeindemitglied zusammengekommen. Ein wesentlicher Motor für diesen Spitzenplatz ist der Brot-für-die-Welt-Basar in Freinsheim, der am ersten Advent zum 40. Mal im protestantischen Gemeindehaus stattfand. So sehen es die Basar-Organisatoren um Ruhestandspfarrer Rudolf Walter.

Der eintägige Basar für den guten Zweck erbringe seit Jahren um die 6000 Euro. „Jetzt waren es sogar 7839 Euro, unser bisher höchster Erlös“, sagt Ute Hornberger-Walter, die das Spektakel seit Beginn mitorganisiert und mit ihrem Mann Rudolf als „Urgestein“ gilt. Die Idee stammt von Walters verstorbener erster Ehefrau Brigitte, die der evangelischen Hilfsaktion sehr verbunden war. Zu dem Erlös des Basartags kommen die Beträge, die aus Nachverkäufen an den folgenden Adventssamstagen und -sonntagen jeweils nach dem Gottesdienst eingenommen werden. „Insgesamt sind es dann pro Jahr um die 13 000 Euro, die wir mit dem Brot-für-die-Welt-Basar und Nachverkäufen einnehmen“, so Hornberger-Walter.

Unter Mithilfe von Konfirmanden und Präparanden wird nur Selbstgemachtes verkauft: Adventskränze, fruchtige Marmeladen, sämiger Eierlikör, Weihnachtssterne, Taschen, Schürzen, Schminktäschchen, Modeschmuck und anderes. Natürlich fehlen auch die frisch gekochte Erbsensuppe, Kaffee und Kuchen am Mittag samt gemütlichen Sitzgelegenheiten nicht.

Rund 50 Ehrenamtliche sind ab der Jahresmitte im Einsatz, um die Verkaufsware herzustellen. „Jeder bringt seine Talente ein. Und alle Gegenstände sind Unikate, keiner ist wie der andere, hier gibt es nichts von der Stange“, verrät Hornberger-Walter das Erfolgsrezept. Die 71-jährige Christa Illig näht beispielsweise aufwendig gearbeitete Stofftaschen, fesche Küchenschürzen und wattierte Schminktäschchen. „Im Juli fange ich schon an, damit alles zum Advent fertig ist“, verrät die ehemalige Kinderkrankenschwester. Der Banker Ralf Hentschel fertigt aus ungeliebten Sammeltassengedecken raffiniert-trendige Etageren, die bereits mittags ausverkauft sind. „Dafür habe ich mir einen Schlagbohrer und einen Diamantschneider zugelegt“, benennt der 54-Jährige seine Werkzeuge.

Susanne Gierlich hat bereits im Spätsommer und Herbst 700 Gläser Marmelade und Gelee hergestellt. Die unterschiedlichsten Obstsorten und Geschmackskombinationen sind dabei. „Die gehen alle weg“, sagt sie. Horst Baum, Mitte 70 und Gründungsmitglied des Freinsheimer Brot-für-die-Welt-Basars, ist der technische Leiter der Benefizveranstaltung. „Er kontrolliert jeden Verkaufstisch auf Standfestigkeit und sorgt nicht zuletzt für den Gaskocher für heißen Punsch“, erläutert Rudolf Walter die Rolle Baums.

Martin Palm, seit zehn Jahren Gemeindepfarrer in Freinsheim, weiß das perfekt funktionierende Konzert der Basar-Ehrenamtlichen zu schätzen. „Das ist auch nötig, denn es kommen zwischen 400 und 500 Menschen an dem Tag in das Gemeindehaus“, weiß er. Obwohl es nicht in der Gasse des kommerziellen Weihnachtsmarkts liege, werde es rege besucht. „Zum einen wollen sich die Leute nach langen Gängen endlich mal hinsetzen, zum anderen stimmen hier die Preise: ein Euro für eine Tasse fair gehandelten Kaffee, zwei Euro für ein Stück Torte und drei Euro für einen Teller Erbsensuppe. Das ist erschwinglich“, sagt er.

Der Basar habe 1977 den Impuls für die Tradition des Advents- und Weihnachtsmarkts in Freinsheim gegeben, sagt Rudolf Walter. Erst Anfang der 1990er Jahre sei der kommerzielle Advents- und Weihnachtsmarkt entstanden. „Aber er ist für uns keine Konkurrenz, denn wir haben unterschiedliche Zielgruppen. Obschon auch Besucher des kommerziellen Markts zu uns kommen, um sich hinzusetzen und aufzuwärmen“, erläutert der 83-jährige Ruhestandspfarrer die menschliche Komponente der Adventsmärkte. dob

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