Turmhahn-Prozession bringt Spendengeld

Presbyter ziehen mit frisch vergoldetem Turmhahn durch Ilbesheim – Erlös liegt bisher bei über 700 Euro

Fahren den Turmhahn auf dem adventlich geschmückten Leiterwägelchen durch Ilbesheim bei Landau: Die Presbyter. Foto: Iversen

Das gab es lange nicht mehr im südpfälzischen Ilbesheim: eine Turmhahn-Prozession. Presbyterinnen und Presbyter und Gemeindepfarrer Traugott Oerther fuhren den frisch vergoldeten Turmhahn der Kirche auf einem mit adventlichem Grün geschmückten kleinen Leiterwagen von Presbyter Jim Meckler durch den Ort. Sie sammelten Spenden für die Sanierung von Turmhelm, Glockenaufhängung und Turmhahn.

Die Idee zu der Aktion am Samstagvormittag hatte der im Ort wohnende Architekt Lothar Reif, der die Kirchturmsanierung leitet. „Die Turmhahn-Prozession ist ein alter Brauch in der pfälzischen Landeskirche, um den Einwohnern eines Orts das restaurierte Symbol zu präsentieren“, sagte der 74-Jährige, der lange Jahre in der Bauabteilung des Landeskirchenrats tätig war.

Mit Weihnachts- und Kuhglocken machte die rund 20 Mitglieder starke Gruppe die Bewohner des Orts auf sich aufmerksam, als sie auf einer Strecke von rund eineinhalb Kilometern durch die Straßen zog. Während Reif und Presbyteriumsvorsitzende Lore Riebel Klänge von Weihnachtsglöckchen und Kuhglocken ertönen ließen, steckten die Presbyterinnen Ellen Hamm und Ulla Doll mehrere Hundert Überweisungsträger in Briefkästen. Sogar die 89-jährige Hilde Dörner schloss sich der Prozession an. „Das erlebt man nur einmal im Leben im eigenen Dorf, deshalb will ich dabei sein“, sagte sie.

Anwohner kamen aus ihren Häusern und gaben Spenden. Aus dem Nachbarort war sogar Elektromeister Werner Kern gekommen, um einen Schein für die Kirchengemeinde zu geben. „Ich hatte hier so viele Kunden, da gebe ich gern einen Betrag“, sagte er. Manch einer zückte zusätzlich sein Smartphone und machte erst einmal Fotos von dem ungewöhnlichen Umzug mit dem zwei Meter hohen Goldhahn. Der ehemalige Presbyter Heinz Altschuh berichtete, als „Jungspund“ habe er den Turmhahn schon einmal auf den Straßen Ilbes­heims gesehen. „Das muss so 1952 gewesen sein“, sagte er.

„Wir hoffen als Kirchengemeinde, dass wir durch die ungewöhnliche Öffentlichkeitsaktion unsere jetzt nahezu aufgebrauchten Rücklagen ein klein wenig aufbessern können“, sagte Pfarrer Oerther. Am Ende der Prozession waren über 700 Euro zusammengekommen. Das Presbyterium hofft auf weitere Spenden durch Überweisungen.

Die Sanierung des Turmhelms, in den durch eine undichte Stelle in der Schieferverkleidung Regenwasser gesickert war, das Ausbessern und Neuvergolden des Turmhahns und die Generalüberholung der Glockenaufhängung haben insgesamt 193 700 Euro gekostet. dob

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