Weshalb Luther ein Bibelschüler blieb

Einführung der neuen Lutherbibel in Homburg – Christian Schad: Protestantische Kultur ist Wortkultur

Präsentierten die revidierte Lutherbibel: Kirchenpräsident Christian Schad, der Homburger Dekan Thomas Holtmann und der Vorsitzende des Pfälzischen Bibelvereins, Michael Landgraf. Foto: Steinmetz

Predigte in Homburg anlässlich der Einführung der revidierten Lutherbibel: Kirchenpräsident Schad. Foto: Steinmetz

„Da begegnet uns eine Botschaft, die wir uns selber nicht sagen können“, erklärte Kirchenpräsident Christian Schad das zentrale Anliegen Martin Luthers bei seiner Übersetzung der Heiligen Schrift ins Deutsche, in eine Sprache, die damals nicht alle lesen, aber verstehen konnten. In seiner Predigt zur Einführung der revidierten Lutherbibel in der Homburger Stadtkirche erinnerte Schad daran, dass Luther selbst „Tag für Tag“ Neues in der Bibel entdeckte. Er sei ein Leben lang ein Bibelschüler, ja „ein Bettler, geblieben“.

Die Bibel sei vergleichbar „der strahlenden Sonne, die uns Licht und Wärme schenkt“, sagte Schad. Er betonte die Macht des Wortes in Kirche und Gesellschaft und mahnte zu achtsamer Kommunikation. „Protestantische Kultur ist Wortkultur. Wo wir unsere Hoffnung teilen, wo wir weitersagen, was uns trägt im Leben und im Sterben, da kann es geschehen, dass das Hören das Herz berührt und Vertrauen und Glaube sich einstellen.“ Die Revision stehe in dieser Tradition. In mehreren Lesungen gaben der Homburger Dekan Thomas Holtmann und der Vorsitzende des Pfälzischen Bibelvereins, Michael Landgraf, „Hörproben“ des revidierten Bibeltextes.

Oberkirchenrat Michael Gärtner betonte in seiner Predigt in der Kirche in St. Julian den Stellenwert, den die Lutherbibel seit jeher habe. Über Jahrhunderte hinweg sei sie die Grundlage für evangelische Christen, aus der sie die Kraft für ihren Glauben schöpften. Zudem sei die Bibel früher „das wichtigste, manchmal das einzige Buch in den evangelischen Familien gewesen“, so Gärtner. Auch wenn die Heilige Schrift heute neben vielen anderen Büchern im Regal stehe, sei sie doch ein besonderes Werk. „Sie ist das Buch, aus dem Gott zu uns spricht“, sagte Gärtner.

Zum 500. Reformationsjubiläum gab die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) die neue Fassung der Lutherbibel heraus. Fast 12 000 der rund 31 000 Verse wurden in der Neufassung geändert. Auf die Wörter gerechnet sind das allerdings lediglich acht Prozent. Die Änderungen reichen von geringfügigen Anpassungen in der Zeichensetzung über einzelne Wörter bis zur vollständigen Neuübersetzung einzelner Verse.

Die neue Fassung soll bewusst zu Luthers Sprache zurückkehren. Im Mittelpunkt stand deshalb die Verbindung von Modernisieren und Bewahren. Eine EKD-Kommission aus 70 Theologen hat die Grundtexte überprüft. Zehn Jahre dauerte die inhaltliche Arbeit an der Neufassung von der ersten Anfrage bis zur Drucklegung. mez

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