Verwaltungsämter sollen Gemeinden mehr entlasten

Neuer Pflichtaufgabenkatalog wird auf Herbstsynode in Speyer vorgestellt – Pfarrer kritisieren unterschiedliche Leistungsfähigkeit der Ämter

Dienstleister: Rainer Gros (links), der Leiter des Homburger Verwaltungsamts, im Gespräch mit Pfarrer Milan Unbehend. Foto: Steinmetz

Sie helfen Kirchengemeinden bei ihrer Haushaltsplanung, buchen für sie Rechnungen, beraten Pfarrer bei der Baufinanzierung und vieles mehr. Ohne die 14 Verwaltungsämter und Verwaltungszweckverbände geht nichts in der Landeskirche. Doch manche Ämter, die wichtige Verwaltungsaufgaben für die Kirchenbezirke, Kirchengemeinden und Pfarrer übernehmen, funktionieren besser als andere. Die Landeskirche will nun bei der Landessynode im November in Speyer für sie einen überarbeiteten Pflichtaufgabenkatalog präsentierten.

Schon seit Längerem sind die Verwaltungsämter ein Zankapfel: Pfarrer und Gemeinden freuen sich, dass ihnen leidige Arbeiten abgenommen werden. Zugleich stöhnen manche über die Abhängigkeit von ihren regionalen Amtsherren: „Sie sitzen auf dem Geld, ohne sie geht nichts“, klagt ein Pfarrer. Die Landeskirche will zudem aus Kostengründen die Zahl der Verwaltungsämter verringern. Diese müssen sich laut einem Synodenbeschluss an der zukünftigen Struktur der Dekanate orientieren. Dies behagt wiederum manchem Dekan nicht, der „sein“ funktionierendes Verwaltungsamt dahinschwinden sieht.

Im Vorfeld des überarbeiteten Pflichtaufgabenkatalogs habe der Landeskirchenrat auf Antrag der Synode eine Personalbedarfsmessung für die Ämter erstellen lassen, informiert Finanzdezernentin Karin Kessel. Als Folge seien deren Aufgaben in vielen Punkten konkretisiert worden. Ziel sei es, dass die Verwaltungsämter „ihre Aufgaben vergleichbar und damit auch gleich gut erbringen“. 4,6 Millionen Euro stellte die Landeskirche 2015 für ihre Verwaltungsämter bereit – davon rund die Hälfte für die Verwaltung der 240 Kindertagesstätten. Hinzu kommen Gelder der Kirchengemeinden durch Umlagen.

Verbesserungswürdig ist für Thomas Jakubowski, den Vorsitzenden der pfälzischen Pfarrvertretung, einiges bei den Verwaltungsämtern. Manche mit wenig Personal seien deutlich leistungsstärker als andere mit relativ großem Personalstand. Vor allem müsse die Pfarrerschaft flächendeckend durch „Pfarramtsassistenzen“ entlastet werden, fordert er. In einem Pilotprojekt werde erprobt, wie Verwaltungsangestellte die Pfarrer und Gemeinden als Bindeglied zu den Ämtern unterstützten könnten.

Paradigmatisch sei der Ärger um das Verwaltungsamt im Dekanat Landau, sagt Jakubowski. Dort häufe sich der Unmut in der Pfarrerschaft und in den Kirchengemeinden über die mangelhafte Dienstleistungsqualität. Haushaltspläne für Kirchengemeinden seien unter anderem nicht erstellt und Abrechnungen für sie nicht gebucht worden, heißt es aus Pfarrerkreisen.

Sehr schwierig sei es, „in der Gerüchteküche zu rühren“, wehrt sich der Landauer Dekan Volker Janke als Dienstherr gegen solche Vorwürfe. „Wenn es konkrete Probleme gibt, werden sie angesprochen und gelöst.“ Prob­le­ma­tisch sei, dass sein Verwaltungsamt mit elf Mitarbeitern „an den Rand der Leistungsfähigkeit zusammengespart“ worden sei.

In den Dekanaten Kusel und Homburg sieht man keinen Grund, die gut funktionierenden Strukturen zu ändern. „Warum sollten wir das, nur weil es bei anderen schlecht läuft“, fragt sich Pfarrer Thomas Risser aus Bruchmühlbach, der Senior des Homburger Dekans. Für die Pfarrer im Dekanat Kusel sind die kurzen Wege zu ihrem Verwaltungsamt mit fünf Stellen „sehr entlastend“, sagt Dekan Lars Stetzenbach. „Die Mitarbeiter wissen, was in den Gemeinden läuft.“ Dietmar Zoller, der Dekan in Bad Bergzabern, kann weder einer Fusion seines Kirchenbezirks noch seines Verwaltungsamts etwas abgewinnen. Es bestehe keine finanzielle Not.

Ein Verwaltungszweckverband sei schon jetzt bestens für die Dekanate Grünstadt und Bad Dürkheim tätig, die zum 1. Januar 2017 fusionieren, informiert der Grünstadter Dekan Stefan Kuntz. Die gute Arbeit im Verwaltungszweckverband habe die Fusionsverhandlungen zum neuen und größten Kirchenbezirk „An Alsenz und Lauter“ begünstigt, bekräftigt Dekan Matthias Schwarz: „Erst sollten die Kirchenbezirke fusionieren, dann die Verwaltungsämter.“ Alexander Lang

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