Theologie im Universum von „Star Trek“

Pfälzischer Friedenspfarrer Detlev Besier ist bekennender „Trekkie“ – Biblische Bezüge der Fernsehserie

Fan der Serie "Star Trek": Pfarrer Detlev Besier mit einem Modell des Raumschiffs „Enterprise“ vor der Synagoge in Speyer. Foto: Landry

Der Weltraum, unendliche Weiten – so beginnen die Abenteuer des Raumschiffs „Enterprise“, das seit 50 Jahren mit Captain Kirk und Mister Spock durch das All fliegt. Friedenspfarrer Detlev Besier erinnert sich noch genau an die Helden seiner Kindheit: „Wie die ,Enterprise‘ immer wieder dem Fremden begegnet, hat mich schon als Kind fasziniert“, verrät Besier. Das inspiriere ihn auch heute noch in seiner Aufgabe als Friedenspfarrer. Für ihn sei das Grandiose an der Science-Fiction-Serie, dass alle Konflikte auf der Erde bereits überwunden seien und die Menschen in Frieden lebten. „Davon sind wir leider noch weit entfernt“. „Star Trek“ zeichne aber ein positives Bild von der Zukunft, gerade auch wenn es um den Umgang mit fremden Religionen geht, fasst der Pfarrer zusammen.

Der Schöpfer von „Star Trek“, Gene Roddenberry, hatte tatsächlich großes Fingerspitzengefühl, wenn es um Religion ging. Das bestätigt auch Hubert Zitt, der an der Hochschule Zweibrücken regelmäßig „Star Trek“-Vorlesungen hält. „Allen Religionen, Ethnien und Hautfarben wird mit Respekt begegnet“, sagt der promovierte Informatiker. Die sogenannte „oberste Direktive“ besage, dass die Raumfahrer sich nicht in die Entwicklung anderer Völker einmischen dürften. Die „Cowboys im Weltraum“ seien somit ein Gegenentwurf zur amerikanischen Geschichte, in der indigene Völker vertrieben und unterworfen wurden. „,Star Trek‘ ist ein Spiegel der Gesellschaft“, stellt Zitt fest, denn die Probleme des Landes seien auf andere Planeten projiziert worden. Wichtige Themen seien hierbei unter anderem die Gleichstellung von Mann und Frau und die Gleichberechtigung von Schwarzen und Weißen.

Auch theologische Fragen tauchen immer wieder auf. So gerät das Raumschiff beispielsweise in ein unbekanntes Kraftfeld, das einem Besatzungsmitglied übermenschliche Kräfte verleiht (Folge „Die Spitze des Eisbergs“). Dieser erschafft auf einem Planeten einen Garten Eden samt Apfelbaum; dann verführt er die Bord-Psychologin dazu, mit ihm zusammen von dem Baum zu essen, um wie er göttliche Macht zu bekommen. Als er Kirk dazu zwingen will, ihn anzubeten, stellt der Captain fest: „Mitleid ist es, was ein Gott am meisten braucht.“ Ein eifersüchtiger Gott, der seine Macht an den Menschen auslässt, lautet das Fazit der Folge, ist kein Gott. Damit hat Gene Roddenberry den biblischen Sündenfall mit viel Liebe zum Detail nacherzählt. Immer wieder hat die Crew bei ihren Abenteuern mit biblischen Motiven zu tun: Ob Paradies, Kain und Abel, Lazarus, Gott oder Teufel, all das findet sich im Universum der „Enterprise“.

Auch der bekannte Vulkaniergruß, den Leonard Nimoy als Mister Spock in die Serie miteingebracht hat, hat einen religiösen Hintergrund: Die Geste sei ihm im jüdischen Gottesdienst begegnet, sagte Nimoy. Er habe als Kind gesehen, wie der Vorbeter Ringfinger und kleinen Finger gemeinsam abspreizte. Diese Handhaltung ahmt den hebräischen Buchstaben „Schin“ nach, der als Anfangsbuchstabe für die Worte „Schalom“ (Frieden) und „Schaddai“ (einer der Namen Gottes im Alten Testament) steht. Der Vulkaniergruß entstammt damit einer jüdischen Segensgeste.

„Auch das Beamen hat mit Religion zu tun“, erklärt der „Star Trek“-Dozent Hubert Zitt. Könnte man einen Menschen in seine Bestandteile zerlegen und dann ein paar hundert Kilometer weiter wieder zusammensetzen, so wie es das „Beamen“ auf der „Enterprise“ darstellt, ergäben sich theologische Probleme, so Zitt. „Sind wir Menschen nur Materie, oder sind wir mehr“, gibt er zu bedenken. „Lässt sich die Seele auch beamen?“ Aus Respekt vor den Religionen habe „Star Trek“ das so gelöst, erklärt Zitt, dass beim Beamen nicht nur der Bauplan des Menschen verschickte werde, sondern auch die Teilchen, aus denen er besteht.

„Man darf nicht unterschätzen, was solche Serien bewegen können“, sagt Pfarrer Besier über die Wirkung von „Star Trek“. Die Fernsehserie habe viele Menschen zum Nachdenken gebracht, ist sich Besier sicher. Und gerade wenn es um den Umgang mit Fremden gehe oder mit Flüchtlingen, dann könne „Star Trek“ dazu inspirieren, Konflikte friedlich zu lösen und sich gegenseitig zu respektieren. Stefan Mendling

Toleranz und Respekt prägen Mission in den unendlichen Weiten

Vor 50 Jahren bricht das Raumschiff „Enterprise“ erstmals ins All auf – „Star Trek“-Serie genießt heute Kultstatus – Neuer Kinofilm gestartet

Bereits vor dem Start des neuen Kinofilms „Star Trek – Beyond“ sorgte ein Outing für lebendige Diskussionen im Internet: Die Filmfigur des Steuermanns Hikaru Sulu soll sich als liebender Vater in einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft präsentieren. Dabei ist eine solche Entwicklung nur konsequent. Schon zu Beginn der Fernsehserie „Star Trek“ in den 1960er Jahren wurde ein besonderer Akzent auf Respekt und Toleranz gelegt. Die Mission war es, „kühn dorthin zu gehen, wo nie ein Mensch zuvor gewesen ist“, wie es im Vorspann hieß.

Zu seiner ersten Mission brach das „Raumschiff Enterprise“ in den USA im September vor 50 Jahren auf. Die Bilanz umfasst bis heute rund 700 Fernsehfolgen, 13 Kinofilme sowie viele Romane, Comics und Computerspiele.

Die Vision des Produzenten und „Star Trek“-Erfinders Gene Roddenberry: eine positive Zukunft für eine vereinigte Menschheit. Während des Kalten Kriegs in den 1960er Jahren war das mehr als ungewöhnlich. Captain Kirk (William Shatner) befehligte eine multikulturelle Besatzung. Oberstes Gesetz war die Nichteinmischung und der Respekt vor fremden Kulturen.

Dass die schwarze Kommunikationsoffizierin Uhura bei der Serie blieb, ist wohl dem Bürgerrechtler Martin Luther King zu verdanken. Er habe sie beschworen weiterzumachen, als sie, frustriert über ihre kleine Rolle, aussteigen wollte, schreibt Schauspielerin Nichelle Nichols in ihrer Biografie. In der Folge „Platos Stiefkinder“ von 1968 ist es Uhura, die für den ersten Fernsehkuss zwischen einer Schwarzen und einem Weißen (Captain Kirk) steht.

Zur Kultserie wurde „Star Trek“ aber erst, nachdem der Sender NBC sie nach drei Jahren wegen zu geringer Einschaltquote eingestellt hatte. Mit den Wiederholungen in Regionalsendern wuchs eine Fangemeinde, die immer lauter nach einer Fortsetzung verlangte. Fast genau zehn Jahre nach ihrem letzten Flug wurde der Großteil der Originalmannschaft 1979 noch einmal für das Kino reaktiviert, es entstand „Star Trek – Der Film“. Bald darauf trat im Fernsehen eine neue Generation der Enterprise-Besatzung ihren Dienst an, beginnend mit „Raumschiff Enterprise – Das nächste Jahrhundert“.

Nach dem „Star Trek“-Hype in den 1990er Jahren schien das Phänomen ausgereizt zu sein. Die letzte Serie „Enterprise“ wurde 2005 nach vier Staffeln eingestellt. Auch der zehnte Kinofilm „Nemesis“ enttäuschte 2003 die Erwartungen vieler Fans. Seit einem Neustart im Jahr 2009 unter der Regie von J. J. Abrams, der auch der „Star Wars“-Saga neues Leben einhauchte, scheint die „Enterprise“ vorerst weiterzufliegen. Der aktuelle Streifen „Star Trek – Be­yond“ ist bereits die zweite Fortsetzung des Stoffs über die Frühzeit von Kirk, Spock und Co. Und für das Jahr 2017 ist die mittlerweile siebte Star-Trek-Fernsehserie angekündigt. Holger Spierig

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