Wasser bei der Taufe als etwas Kraftvolles erleben

Mörscher Pfarrer tauft mit Quellwasser aus dem Pfälzerwald – Taufwasserprojekt mit Innovationspreis der Landeskirche ausgezeichnet

Haben Quellwasser bis zur Taufe eingefroren: Melanie Löffler und Florian Ott mit Täufling Hanna-Sofie und Isabel-Marie. Foto: Bolte

Unaufhörlich fließt das Wasser aus dem gebogenen Rohr auf den Waldboden. Umgeben von Bäumen und Sträuchern füllt Emilio die Plastikflasche mit frischem Wasser. Er wurde bereits mit diesem Wasser getauft – wie nun auch sein kleiner Bruder Leandro. Denn in der Christuskirche in Frankenthal-Mörsch tauft Pfarrer Christoph Braun schon seit über sieben Jahren mit Quellwasser aus dem Pfälzerwald – 59 Kinder waren es dort seit 2010. „Der Vorschlag, das Taufwasser von einer Quelle mitzubringen, wurde von Anfang an sehr gut angenommen“, berichtet der Mörscher Pfarrer.

Alles fing an, als Eltern für die Taufe ein Fläschchen mit Wasser von der Jordanquelle mitbrachten, das sie für 99 Euro in Amerika gekauft hatten. Da kam der Seelsorger auf die Idee, die Taufeltern künftig an Quellen im Pfälzerwald zu schicken, um sich Taufwasser abzufüllen, und zwar völlig kostenlos. „Wir finden super, dass wir dadurch auch etwas zur Taufe beitragen können“, erzählt Jasmin König, die Mutter von Emilio und Leandro. Sie hat mit Ehemann Daniel für beide Kinder das Taufwasser von der Kirschtalquelle bei Bad Dürkheim mitgebracht. Immer wieder machen sie Familienausflüge zu „ihrer“ Quelle, an der sie ihren Kindern immer wieder zeigen, mit welchem Wasser sie getauft sind.

Fast jede Taufe geschieht in Mörsch mittlerweile mit Quellwasser: Zur Taufe am vergangenen Sonntag haben die Eltern von Hanna-Sofie Wasser von der Eckbachquelle bei Carlsberg mitgebracht. Melanie Löffler und ihr Mann Florian Ott haben ebenfalls einen Familienausflug zur Besorgung des Quellwassers unternommen, sind allerdings mit dem Kinderwagen auf den unwegsamen Waldpfaden nicht ganz bis zur Quelle vorgedrungen. Nur der Vater hat sich in der sommerlichen Hitze bis zur Quelle vorgekämpft und daraus schließlich das Taufwasser für Hanna-Sofie geschöpft. Damit sich das Wasser bis zur Taufe hält, haben sie es kurzerhand eingefroren.

„Die Qualität ist eine andere, wenn sich Eltern auf den Weg zu einer Quelle machen, um das Taufwasser für ihre Kinder zu holen“, ist Pfarrer Braun überzeugt, der die Familien im Taufgottesdienst erzählen lässt, was sie mit ihrer Quelle erlebt haben. „Die Eltern erleben dann nochmal ganz sinnlich, was das heißt, wenn Jesus vom Wasser des Lebens spricht“, erklärt der Theologe. Außerdem ermutige er die Tauffamilien, regelmäßig zu ihrer Taufwasserquelle zurückzukehren, sich so an die Taufe zu erinnern oder sogar eine Patenschaft für die Quelle zu übernehmen und diese sauber zu halten. Somit verbinde sich die Theologie der Taufe mit der Bewahrung der Schöpfung.Die Taufe ist das einzige Sakrament, das von den drei großen Kirchen wechselseitig anerkannt wird. Theologisch beinhaltet die Taufe das Geschenk des ewigen Lebens, verbunden mit der Zusage Gottes, dass er den Täufling bedingungslos liebt und begleitet. Die Taufe lässt sich nicht rückgängig machen und bleibt ein Leben lang gültig.

„Die Taufe mit Quellwasser ist nicht wirksamer als die Taufe mit Leitungswasser“, gibt Pfarrer Braun schmunzelnd zu. „Aber es ist eindrucksvoller und nachhaltiger, wenn die Familie das Wasser als etwas Lebendiges und Kraftvolles erlebt.“ Mit diesem Projekt hat er sich für den Innovationspreis der Landes­kirche beworben und daraufhin prompt 5000 Euro aus einem von der Synode zur Verfügung gestellten Fonds erhalten. Das Geld werde dazu benötigt, das Ganze in einer Broschüre für Tauffamilien festzuhalten, in der dann auch die Quellen verzeichnet sind, sagt Braun. Bei einem Fotowettbewerb können Fotos eingereicht werden, die dann ab 25. September in der Christuskirche in Mörsch zu sehen sind.

Emilio kann sich kaum von dem Ort trennen, an dem das Wasser entspringt, mit dem er und sein Bruder getauft wurden. Er füllt immer wieder seine Plastikflasche und ist fasziniert von diesem Ort, an dem das lebendige Wasser unaufhörlich fließt. Stefan Mendling

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