Vom Grillunfall bis zum Crash mit Rad und Skateboard

Johanniter-Unfall-Hilfe trägt Landeswettkampf Hessen-Rheinland-Pfalz-Saarland aus – 600 Ehrenamtliche und Retter trainieren Erste Hilfe

In der Speyerer Fußgängerzone: Sanitätshelfer zeigen Erste Hilfe und die stabile Seitenlage an einer Bewusstlosen. Foto: Landry

Erschrocken dreht sich eine vorbeilaufende Passantin in der Fußgängerzone in Speyer um. Sie erblickt eine junge Frau mit dunkelrotem Gesicht, die wie am Spieß schreit. Dem jungen Mann daneben geht es nicht besser. Sein ehemals grünes T-Shirt ist verrußt und hängt in Fetzen, sein Bauch zeigt Brandverletzungen, er hat offenbar einen Schock und atmet schwer: Die beiden hatten ein Grillunfall.

Zwei junge Sanitäter von der Johanniter-Unfall-Hilfe eilen mit Rettungskoffern herbei und leisten Erste Hilfe. Beruhigend sprechen Angelo Lo Giudice und Jennifer Müller mit den Unfallopfern. Sie fragen, wo es weh tut, verbinden Brandwunden und messen den Blutdruck. Als der Mann ohnmächtig wird, bringen sie ihn in eine stabile Seitenlage und rufen einen Notarzt.

Die Unfallszene ist gestellt. In der Speyerer Fußgängerzone und auf dem Domgelände gibt es insgesamt vier solcher simulierter Unfallorte. Die Johanniter-Unfall-Hilfe trägt an diesem Tag den Landeswettkampf des Landesverbands Hessen-Rheinland-Pfalz-Saar in Speyer aus. Bei der Landesolympiade werden die besten Retterteams aus zwölf Regionalverbänden und einem Kreisverband ermittelt. Diese dürfen im kommenden Jahr beim Bundeswettkampf der Johanniter-Unfall-Hilfe in Koblenz mitmachen.

In vier Kategorien stellen die jungen Frauen und Männer ihren Ausbildungs- und Trainingsstand im Rettungs- und Sanitätsdienst unter Beweis und lassen sich von Schiedsrichtern bewerten. In der A-Kategorie sind es Sanitätshelfer ab 16 Jahren, in der B-Kategorie Schulsanitäter von zwölf bis 19 Jahren, in der C-Kategorie die „Ersthelfer von morgen“, die sechs- bis zwölfjährigen Kinder, und in der S-Kategorie die professionellen Rettungsassistenten und ihre Helfer ab 16 Jahren. Die Teilnehmer aus den vier Kategorien absolvieren nicht nur die Praxistests mit den simulierten Unfallopfern, sondern auch einen schriftlichen Test, einen weiteren Praxistest in der Versorgung komplexerer Verletzungen und einen Tragetest.

Bei dem Tragetest auf dem Domgelände müssen zwei Rettungskräfte eine Bahre mit dem Gewicht von 75 Kilogramm und einem offenen Behälter voller Wasser, der in der Mitte platziert ist, durch unwegsames Gelände und über Hindernisse bringen. Favorit ist, wer in Bestzeit das wenigste Wasser verschüttet und alle Hürden wie etwa einen Gang über eine schiefe Ebene oder Heben durch ein großes Fenster erfolgreich meistert. „Es geht darum, einen schonenden Transport von Unfallopfern zu üben“, erklärt Saskia Schimpf, Bereichsleiterin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit beim Landesverband Hessen-Rheinland-Pfalz-Saar.

Im Domgarten versuchen vier Schulsanitäter aus Bad Nauheim zwei Mädchen zu helfen, die mit Fahrrad und Skateboard zusammengeprallt sind und nach dem Crash beide am Boden liegen. Als eines der Mädchen ohnmächtig wird, bringen Alexander Finkeldey, Fabian Schiebler, Max Sach und Tom Heppe sie in eine stabile Seitenlage und setzen einen Notruf ab. Anschließend überstrecken sie den Kopf des Mädchens, damit ihre Atmung weiterhin gewährleistet ist, auch wenn sie erbricht oder ähnliches. Drei Schiedsrichter beobachten die Rettungsaktion genau, machen sich Notizen und geben dem Schulsanitäterteam anschließend Rückmeldung. „Ihr habt zu lange gebraucht, um den Kopf zu überstrecken“, kritisiert einer von ihnen.

Rund 600 Retter und ehrenamtliche Jugendliche und Kinder des Landesverbands nehmen an der Retterolympiade teil. Zweck des Landeswettkampfs, der alle zwei Jahre stattfinde, sei qualifizierte Hilfe zu üben, sei es bei kleinen Verletzungen oder die Erstversorgung bis zum Eintreffen des regulären Rettungsdienstes sicherzustellen. Auch solle das Gemeinschaftsgefühl der Teams untereinander ebenso wie das Wir-Gefühl der Johanniter-Familie gefördert werden. „Wir behaupten nicht, dass wir wegen unseres christlichen Glaubens besser helfen können als andere Hilfsdienste, aber wir haben mit unseren christlichen Werten auf jeden Fall ein solides Fundament“, sagt Saskia Schimpf. dob

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