Geld sammeln und Menschen für die Kirche begeistern

Bau- und Förderverein organisiert für neue Orgel der Neustadter Stiftskirche eine der erfolgreichsten Fundraisingaktionen der Landeskirche

Freut sich über eine der erfolgreichsten Fundraisingaktionen der Landeskirche: Christiane Conrad, Vorsitzende des des Bau- und Fördervereins der Neustadter Stiftskirche. Foto: LM

Viele Spenden: Eine Tafel in der Kirche dokumentiert die Steinstifteraktion. Foto: LM

Derzeit läuft in Neustadt eine der erfolgreichsten Fundraisingaktionen der pfälzischen Landeskirche. Noch bis zum Jahresende ist es möglich, über den Bau- und Förderverein der Stiftskirche Pfeifen für die im März in Dienst gestellte 500 000 Euro teure neue Orgel zu stiften. Die Orgelpfeifenstifter-Aktion habe bisher 75 000 Euro eingebracht, sagt Christiane Conrad, Vorsitzende des Bau- und Fördervereins. Zusammen mit anderen Aktionen habe der Verein über 80 000 Euro zum Erwerb des Musikinstruments beigesteuert.

Etwa die gleiche Summe hat der Verein zuvor durch eine Steinstifteraktion für die Bodenplatten bei der Renovierung beigetragen. Kirchenpräsident Christian Schad habe ihr gesagt, dies sei die erfolgreichste Fund­rai­sing­aktion der Landeskirche gewesen, berichtet Conrad, die für den Kirchenbezirk Neustadt auch in der Landessynode sitzt. Insgesamt hat der Bau- und Förderverein in den nahezu zehn Jahren seines Bestehens 325 000 Euro für die Stiftskirche eingeworben. Darunter 60 000 Euro für die Restaurierung der Deckenmalerei und 20 000 Euro für die Kanzel.

Nicht nur der protestantische Teil der Stiftskirche profitiere von der Arbeit des 120 Mitglieder zählenden ökumenischen Vereins, sagt Conrad. Er habe auch Holzpodeste für den katholischen Teil finanziert. Dort gebe es keine Heizung, und da die Bänke direkt auf dem Steinfußboden standen, hatten die Gottesdienstbesucher immer kalte Füße.

Gelernt hat Conrad Fundraising auf einem Seminar der Landeskirche. 500 Euro habe das damals gekostet, erinnert sie sich. „Ob das so viel Geld wert ist“, habe sie sich gefragt. Inzwischen weiß sie: „Es hat sich offensichtlich gelohnt.“ Angesichts der Erfolge des Vereins meldeten sich auch immer wieder andere Gemeinden und fragten nach Tipps. Einer davon ist: professionelles Werbematerial verwenden. Anfangs habe sie gedacht, Hochglanzbroschüren hielten die Menschen für rausgeworfenes Geld. Aber das sei eine Fehleinschätzung. „Mit handkopierten Din-A-4-Blättern ist niemand mehr zu überzeugen.“

Besonders wichtig sei es, die Menschen im persönlichen Kontakt für die Kirche und die Orgel zu interessieren, sagt Conrad, für die die Arbeit im Bau- und Förderverein inzwischen ein Halbtagsjob ist. Wenn die Kirche geöffnet sei, komme man sehr schnell ins Gespräch mit den Besuchern, könne sie herumführen und begeistern. Die Neustadter hätten eine intensive Beziehung zu ihrer Stiftskirche als Wahrzeichen, selbst wenn sie nicht Kirchenmitglieder seien.

Am verkaufsoffenen Sonntag hätten fast 1500 Menschen die Kirche besucht. Neben Großspenden von Firmen, Gruppen oder nach runden Geburtstagen erhalte sie oft auch kleine Spenden von ein paar Euro, von Menschen, die nicht viel besitzen, aber doch helfen wollen, sagt Conrad. Ein junges Mädchen habe in der Fußgängerzone Geige gespielt und anschließend die eingenommenen 20 Euro gespendet.

Für den Stiftskirchenpfarrer Oliver Beckmann ist der Bau- und Förderverein denn auch aus zwei Gründen ein Segen. Zum einen sei er natürlich dankbar für das Geld, ohne das die Renovierung der Stiftskirche nicht zu stemmen gewesen wäre, sagt er. Als Pfarrer freue er sich aber besonders darüber, dass der Verein so viele Menschen für die Kirche begeistere. Die Mitglieder seien so gut in der Stadt vernetzt, dass es ihnen immer wieder gelinge, viel Aufmerksamkeit für die Kirche und ihre Angebote zu wecken.

Mit Abschluss der Renovierung ist die Arbeit des Fördervereins denn auch längst nicht beendet. „Jetzt geht es erst richtig los“, sagt Conrad. An und in einer Kirche sei immer etwas zu machen. Die Intention des Vereins sei es, dauerhaft zum Erhalt und zur Ausstattung der Kirche beizutragen. Als Nächstes soll ein Kerzenständer für den von der Neustadter Künstlerin Dorothée Aschoff geschaffenen Altar erworben werden. Denn trotz der 325 000 an die Stiftskirchengemeinde übergebenen Euro ist der Verein nach wie vor flüssig: „Derzeit liegen 20 000 Euro auf dem Konto“, sagt Conrad. Klaus Koch

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