Storchendame Eva gefällt nesteigene Fußbodenheizung

Mackenbacher Störche zurückgekehrt – Neuer Nestbau auf dem Kirchenkamin – Gemeinde verzichtet erneut auf Heizen des Kirchenraums

Dieser Schornstein muss es sein: Adam und Eva lassen sich nicht von ihrem Lieblingsplatz auf dem Kirchendach vertreiben. Foto: view

Gerade mal zwei Monate haben sie es in der Fremde ausgehalten. Dann sind Adam und Eva kurz vor Weihnachten wieder in ihr „Paradies“ zurückgekehrt. Das befindet sich offensichtlich auf dem Schornstein der evangelischen Kirche im westpfälzischen Mackenbach. Eine denkbar ungünstige Stelle, denn mit seinem Nestbau legt das Storchenpaar den Heizungsbetrieb lahm. Für die Gottesdienstbesucher heißt das, die Zähne zusammenbeißen und dem frostigen Raumklima trotzen. Ganz so, wie im vergangenen Jahr, als die beiden Weißstörche am Karfreitag erstmals den hohen Rauchabzug zu ihrem neuen Domizil auserkoren hatten. „Daraufhin hat uns der Schornsteinfeger geraten, die Heizung abzustellen, da sonst die Gefahr besteht, dass die Abgase nicht mehr entweichen können“, sagt Pfarrer Oliver Böß. Trotz der empfindlich kühlen Nebenwirkungen hieß die Gemeinde den gefiederten Zuzug willkommen und sah gespannt seinem Nachwuchs entgegen. Die Gastfreundschaft wurde mit drei Jungen belohnt. „Zeitweise haben die Storcheneltern noch zwei Pflegekinder mitgefüttert, die ihnen ein fremdes Storchenpaar ins Nest gesetzt hat.“

Der persönlichen Note wegen wurde per Ausschreibung nach passenden Namen für die Familie Adebar gesucht. Die fanden sich in Adam und Eva für die Eltern, bei den Jungen standen die Heiligen Drei Könige als Namensgeber Pate. Im Oktober 2015 hat sich die gesamte Sippe auf den Weg Richtung Süden gemacht. Diese Chance wollte sich die Gemeinde nicht entgehen lassen. Das Nest wurde abgetragen und der Kaminschacht von diversen Hinterlassenschaften befreit. Ein dreieckiges Gestänge sollte ihn künftig vor zweckentfremdeter Nutzung schützen. „Da wir aber die Störche keinesfalls heimatlos machen wollten, haben wir wenige Meter entfernt auf dem Kirchendach einen Platz für ein alternatives Nest errichtet“, beschreibt der Gemeindepfarrer das Projekt, dessen Umsetzung nicht ganz einfach war. „Die Drehleiter der Feuerwehr hat sich als zu kurz erwiesen. Wir brauchten einen großen Steiger, den uns ein Spezialunternehmen kostenlos zur Verfügung gestellt hat.“

Doch aller Anstrengungen zum Trotz will der wohlgemeinte Plan nicht aufgehen. Wesentlich früher als erwartet, trudelte das Storchenpaar bereits im Dezember wieder in Mackenbach ein. „Adam hat auch gleich angefangen, am Alternativnest zu bauen“, so Oliver Böß, „während Eva zielstrebig auf den Schornstein zugesteuert ist.“ Völlig unbeeindruckt von dem eigens angebrachten Hindernis und den benachbarten Aktivitäten ihres Gatten macht sie sich dort ans Werk. „Das war natürlich überhaupt nicht in unserem Sinn. Also habe ich die Heizung angestellt, in der Hoffnung, sie damit am Weiterbauen zu hindern und ihr das andere Nest schmackhaft zu machen.“

Aber der Versuch erweist sich als Schuss in den Ofen. Der Storchendame scheint die nesteigene Fußbodenheizung zu gefallen. Eine Weile bastelt das Paar parallel an zwei Standorten. Dann fügt sich Adam dem weiblichen Willen, siedelt ebenfalls auf den Schornstein um und hilft beim Bauen tüchtig mit. Jetzt steht die Kirchenheizung wieder still, und alle Tricks, die Weißstörche aufs andere Quartier umzuleiten, sind gescheitert. „Wir haben schon überlegt, das Nest umzuheben, aber das wäre wieder mit viel Aufwand verbunden und dieses Mal wahrscheinlich auch mit einigen Kosten.“ Also lässt man Herrn und Frau Adebar gewähren und nimmt das Bibbern in der Kirche in Kauf. „Zurzeit haben wir mit den Temperaturen ja einigermaßen Glück. An kalten Tagen weichen wir mit dem Gottesdienst eben auf den Gemeindesaal aus“, sagt Böß. Der grenzt direkt an das Gotteshaus an und hat eine eigene Heizung. Allerdings kann er platzmäßig nicht mit der Kirche mithalten. „Deshalb müssen wir mal sehen, wie wir das an Ostern und der Konfirmation machen“, meint der Pfarrer. Derweil sind alle gespannt, ob auch Kaspar, Melchior und Balthasar zu ihrem Geburtsort zurückkehren. Oder ob sie sich ebenfalls von ihren besseren Hälften sagen lassen, wo es langgeht. Bleibt die Hoffnung auf neuen Nachwuchs im Mackenbacher Schornsteinnest. Bis der flügge wird, gehen noch einige Monate ins Land. Zeit, zu überlegen, wie sich Eva beim nächsten Mal zu einem Umzug verführen lässt. Friederike Jung

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