Große Zukunftspläne für die Kirche in Kaiserslautern

Studenten der Technischen Universität entwickeln Gestaltungsideen und neue Nutzungsmöglichkeiten für kirchliche Immobilien im Dekanat

Vorschläge: Professor Holger Schmidt erläutert Dekanin Dorothee Wüst und Kirchenvertretern das Studentenprojekt. Foto: view

„Was gut gelungen ist, jetzt gut gelingen lassen“, so kommentierte Dekanin Dorothee Wüst die Pläne, die die Technische Universität Kaiserslautern (TU) zur künftigen Nutzung von Kirchen und Gemeindehäusern im Kirchenbezirk Kaiserslautern entwickelt hat. Mitarbeiter des Fachgebiets Stadtumbau und Ortserneuerung übergaben ihre Ideensammlung bei einer Zusammenkunft mit Kirchenvertretern im Gemeindezentrum „Alte Eintracht“.

In dem Projekt zeigten Studierende im Bachelorstudiengang Raumplanung an sechs Referenzgemeinden Möglichkeiten der Optimierung von kirchlichen Immobilien auf. Näher unter die Lupe wurden die Gemeinden Apostelkirche, Kirche in Hochspeyer, die Lukaskirche, die Pauluskirche, die Stiftskirche und die Versöhnungskirche genommen. Parallel dazu erstellten die Studierenden einen gesamtstädtischen Kirchenstadtplan mit 90 Kirchenorten in und um Kaiserslautern und zeigten Nutzungsmöglichkeiten von Kircheneinrichtungen auf.

Kirchliche Gebäude dürften nicht nur unter dem Aspekt wirtschaftlicher Fakten gesehen werden, sagte Wüst. Es seien Orte, an denen Leben stattfinde und Menschen sich begegnen. Dankbar sei sie, dass sich gerade junge Leute, die oft ein kritisches Verhältnis zur Kirche hätten, der Sache angenommen haben. Unter Berücksichtigung der demografischen Entwicklung könnten kirchliche Räume zu belebten Orten werden. „Ich hoffe, dass die Pläne bei den Gemeinden nicht in den Schubladen landen, sondern sie Presbyterien als Anreiz dienen, Gebäude nicht nur als Last zu empfinden, sondern sie mit Lust in ihre Arbeit einzubeziehen“, sagte die Dekanin.

Professor Holger Schmidt, Stadtplaner an der TU, wertete das Projekt als zusätzlichen Motivationsschub für seine Studenten. Lehren und Lernen finde nicht nur im Hörsaal statt, sondern auch an konkreten Aufgaben, wie dem Projekt zur Erstellung von Zukunftsplänen für die protestantische Kirche in Kaiserslautern. Durch die Analyse der Kirchenorte auf gesamtstädtischer sowie quartiersbezogener Ebene hätten die Studierenden einen umfassenden Eindruck der derzeitigen Situation erlangt und darauf aufbauend Handlungsbedürfnisse ableiten können. Um adäquate Lösungen für die jeweiligen Kirchenorte aufzuzeigen, seien Auslastungsdefizite sowie Tragfähigkeitsprobleme berücksichtigt worden, sagte Professor Schmidt.

Stadtplaner Thomas Fischer verwies auf die Verantwortung der TU als Teil der Stadt für die Stadtgesellschaft. Kirchenorte seien mehr als Gotteshäuser, in ihnen finde soziales Leben statt. Dass die evangelische Kirche in der Stadt gut verortet sei, zeige der Kirchenstadtplan mit 90 Kirchenorten. Was die Stiftskirche angehe, sei sie der Mittelpunkt von Kaiserslautern. „Nicht die Mall und nicht der Martinsplatz sind das Zentrum, sondern das Umfeld der Stiftskirche“, betonte Fischer. Entsprechend lohne es sich für die ganze Stadt, den Mittelpunkt um die Stiftskirche weiterzuentwickeln.

Wie protestantische Kirchen und ihr Umfeld in Kaiserslautern sinnvoller genutzt und mit Leben erfüllt werden können, zeigte Thomas Ossig vom Fachgebiet Stadtumbau und Ortserneuerung exemplarisch am Beispiel der Apostelkirche und der Stiftskirche auf. Um die Apostelkirche könne zum Beispiel eine Art Klostergarten angelegt und so das Gebäude in den Mittelpunkt des Wohnviertels gerückt werden, sagte Ossig. Ein Rundweg durch die Gartenanlage könnte mit Hinweistafeln zur Geschichte der Apostelkirche ausgestattet werden. Auch wäre der Raumbedarf des Gemeindehauses zu überdenken. Möglicherweise könne ein Teil als Wohnraum für Studenten dienen.

In der Stiftskirche sehen die Studierenden einen zentralen Ort der Stadt, der trotz seiner vielen Räume im Innen- und Außenbereich von den Menschen nicht genügend wahrgenommen werde. Ihrer Meinung nach würde vorhandenes touristisches Potenzial genutzt, wenn Räume der Kirche der Öffentlichkeit zugänglich wären. Die Studenten schlugen unter anderem vor, den Glockenturm zu öffnen und Besichtigungen zu ermöglichen. Die Einrichtung eines Union-Cafés im Raum des Unionsdenkmals und die Erschließung des Innenhofs der Stiftskirche als Ort der Ruhe und Stille stehen ebenfalls auf der Ideenliste. jsw

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