Nicht einigeln vor fremden Nachbarn

Pfarrer Dembek: Christen sollen Kontakt suchen – Glaubensgeschwister aus aller Welt zusammenbringen

Den Nachbarn die Hand reichen: Die evangelisch-arabischsprachige Gemeinde kommt regelmäßig zusammen. Foto: pv

Den ersten Schritt auf den fremden Nachbarn zuzugehen, ist gar nicht schwer, ermuntert Arne Dembek. Der 40-jährige Pfarrer aus Kandel ist seit eineinhalb Jahren im Auftrag der pfälzischen Landeskirche unterwegs, um Protestanten in der Pfalz und Saarpfalz mit ihren Glaubensgeschwistern aus aller Welt zusammenzubringen. Viele Menschen in den Kirchengemeinden versuchten, mit ihnen in Kontakt zu kommen. Doch noch zu viele scheuten aus Unwissenheit oder auch Fremdenangst davor zurück, hat er beobachtet.

„Die weite Welt ist da“, sagt der promovierte Theologe, der mit einem Teil seiner Stelle Beauftragter für Christen anderer Sprache und Herkunft ist. Der Flüchtlingszustrom habe zu einem längst fälligen Perspektivenwechsel in der Kirche beigetragen. Heute seien Christen verschiedenster Herkunft nicht nur in den Städten, sondern auch im ländlichen Raum heimisch geworden. Zu lange habe es in der Kirche eine „Tendenz zur Nabelschau“ gegeben, sagt Dembek. Über Jahrzehnte sei in der evangelischen Kirche das Interesse an den Christen aus anderen Weltteilen nicht übermäßig groß gewesen. Dies ändere sich, wie die Evangelische Kirche in Deutschland auch mit ihrem Jahresthema „Reformation und die Eine Welt deutlich“ mache: Der gemeinsame Glaube verbinde reformatorische Kirchen in allen Erdteilen zu einer Kirche.

Heute müsse man „nicht mehr weggehen, um mit anderen Christen in Kontakt zu kommen“, wirbt Dembek für Offenheit gegenüber den Neubürgern. Die Kontakte zu ihnen hätten sich oft auf das Bereitstellen von Räumen, etwa für Gottesdienste, beschränkt. Hingenommen habe man, dass in Gemeinderäumen hin und wieder „die afrikanische Gemeinde trommelt“.

Größere und meist charismatische oder pfingstkirchliche Gemeinden mit christlichen Flüchtlingen gibt es in Ludwigshafen, in Kaiserslautern und in Landau. Das Miteinander mit Christen aus anderen Ländern sei aufgrund unterschiedlicher Sprachen, Kulturen und Glaubensstile nicht immer leicht, sagt Dembek. Dennoch warnt er davor, sich „einzuigeln“ gegenüber den Migranten. Integration könne nur gelingen, wenn man sich gegenseitig kennenlerne. Das Thema Globalisierung müsse die Menschen zum Nachdenken über die Fluchtursachen bringen. Flüchtlinge seien „ein Zeichen dafür, dass wenige viel haben und viele wenig“. all

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