Rückbesinnung und Sprachfähigkeit in Sachen Glauben

Kurse zum Glauben starten in Kooperation von pfälzischer und badischer Landeskirche für die Südpfalz und die Metropolregion Karlsruhe

Luther-Statue vor der Stiftskirche Landau vom Werbebanner für Glaubenskurse befreit (von links): Claus Müller, Dietmar Zoller, Volker Janke und Andrea Müller. Foto: Iversen

Wörth. „Ja, was glauben Sie denn?“ – Unter diesem auffordernden Titel ist Mitte Januar die Aktionsreihe „Kurse zum Glauben“ für die Regionen Karlsruhe und Südpfalz an einem ungewöhnlichen Ort eröffnet worden: Im Globus-Baumarkt in Wörth wurde zu abendlicher Stunde ein Gottesdienst angeboten, den rund 100 Menschen besuchten. Erstmals haben zwei Landeskirchen ein Projekt von Glaubenskursen zusammen gestartet. Beteiligt sind die Kirchenbezirke Landau, Germersheim, Bad Bergzabern, Karlsruhe, Karlsruhe-Bretten und Bruchsal.

Das Jazz-Ensemble „Amuse Gueule“, Gäste wie die SPD-Landespolitikerin Barbara Schleicher-Rothmund, der Sänger Jay Alexander sowie Prominente aus Wirtschaft und Gesellschaft sorgten genauso für Aufmerksamkeit wie das Werkzeug, das Kirchenleute in Händen hielten, um Bezüge zum Thema Glauben zu versinnbildlichen.

Wenige Tage zuvor hatten die Dekane Volker Janke aus Landau, Claus Müller aus Germersheim und Dietmar Zoller aus Bad Bergzabern die Öffentlichkeit mit einer ungewöhnlichen Aktion auf die Kurse aufmerksam gemacht: Sie enthüllten die Luther-Statue vor der Landauer Stiftskirche, die zuvor wochenlang in einem Stoffbanner der Glaubenskurse verborgen war. Zu lesen stand darauf: „Für alle, die heimlich beten.“ Der symbolische Akt wolle ermuntern, „Glauben neu zu entdecken und gleichzeitig die Brücke schlagen zum Luther-Jahr 2017“, sagte Dekan Janke. Denn auch der Reformator, dessen Thesenanschlag in Wittenberg 1517 weltweit im kommenden Jahr gedacht werde, stehe für Neuentdecken und kritisches Hinterfragen von Glauben.

15 verschiedene Kurstypen werden an unterschiedlichen Orten der drei pfälzischen und drei badischen Kirchenbezirke zwischen Januar und Juni 2016 in Einheiten von jeweils drei bis neun Abenden angeboten. Glauben neu entdecken und Rückbesinnung auf die Kerninhalte christlichen Lebens seien die Kristallisationspunkte der Aktion. Das sagte die Projektleiterin Pfarrerin Andrea Müller. „Wir wollen Menschen wieder sprachfähig machen in Sachen Glauben.“ Dabei biete die „Großoffensive“ ein weites Themenspektrum, das sich generationenübergreifend an eine ebenso breite Zielgruppe wende: kirchliche Mitarbeiter, Ehrenamtliche ebenso wie Gemeindemitglieder und kirchenkritische bis kirchenferne Menschen.

Spirituelle, bibelexegetische und individuelle Lebensthemen seien im Angebot, ebenso gesellschaftliche Exkurse. Bei anderen Kursen würden das Gespräch und der Diskurs im Vordergrund stehen, sagten die drei pfälzischen Dekane. So fragten zum Beispiel die Gemeinden Annweiler und Ilbesheim an jeweils vier Abenden „Dem Leben auf der Spur – das Himmelreich ist wie …?“. Bellheim und Freckenfeld spürten in „der Segen bleibt“ dem Gotteskämpfer Jakob nach. Gestalterischen Elementen und Rollenspielen sei viel Raum gegeben bei „Vom Suchen und Staunen“ in Herxheim und Offenbach. Bei dem Kurs „Vater unser! Das Gebet Jesu (neu) verstehen“ macht sogar ein katholischer Amtskollege als Referent mit, Pfarrer Daniel Zamilski von der Kirche St. Marien in Landau.

Eine breit angelegte Werbekampagne mit Präsenz in Printmedien, Internet mit Social Media, einem Kino-Trailer sowie Werbeträgern wie Flaggen, Plakaten und Flyern macht das Projekt in der Region bekannt. Der jeweilige Anmeldeschluss zu den Kursen steht im Gesamtprogramm und ist erwünscht, aber letztlich nicht bindend, sagten die Pfarrer Andrea Müller und Volker Schönenberg von der Projektleitung.

Mit wenigen Ausnahmen finden die Kurse in den Gemeinderäumen der Kirchengemeinden statt. „Diese Orte sind in der öffentlichen Wahrnehmung oftmals negativ besetzt – Finanz- und Bauerhalt, strukturelle Veränderungen und ähnliches prägen den öffentlichen Diskurs“, so Dekan Volker Janke. „Wir wollen jetzt gastfreundlich zurückführen zu unseren Kerninhalten.“ Weitere Informationen sind zu finden unter: www.kurse-zum-glauben.de und www.evkirchelandau.evpfalz.de. Gertie Pohlit

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