Mit vagen Äußerungen lässt sie sich nicht abspeisen

Waltraud Bischoff ist 80 Jahre alt – Evangelische Arbeitsstelle organisiert Geburtstagsempfang am 20. Januar – Landeskirche mitgeprägt

Präsentiert ein Symbol ihres Lieblingsthemas Konziliarer Prozess: Waltraud Bischoff aus Rumbach. Foto: Seebald

Sie ist eine der prominentesten Ehrenamtlichen in der Landeskirche. Waltraud Bischoff aus Rumbach hat Ende vergangenen Jahres ihren 80. Geburtstag gefeiert. Dass die Evangelische Arbeitsstelle Bildung und Gesellschaft in Kaiserslautern am 20. Januar im Heinz-Wilhelmy-Haus ab 16 Uhr zu einem Geburtstagsempfang für die Jubilarin einlädt und Kirchenpräsident Christian Schad ein Grußwort spricht, ist weder Zufall noch eine übertriebene Geste.

Bischoff hat in ihrem 35-jährigen Engagement vor allem in der Frauen- und Friedensarbeit bewiesen, dass Ehrenamtliche in ihrer Landeskirche Impulse setzen und Entwicklungen auf den Weg bringen können. Auf ihre Initiative geht unter anderem die 1995 gegründete Gleichstellungsstelle der Landeskirche zurück. Weil sie in ihrer Ortsgemeinde Rumbach Mitglied im Arbeitskreis ­Fairer Handel war und andere Menschen mitmotivierte, wurde Rumbach 2009 die fünfte Fairtrade-Gemeinde in Deutschland und die erste in der Pfalz.

Bischoff gilt als inoffizielle Rekordhalterin von Ehrenämtern in der Landeskirche. Doch aufgrund gesundheitlicher Probleme hat sie sich im vergangenen Jahr von 11 ihrer 16 Ehrenämter getrennt. „Mein Hausarzt hat mich aufgefordert, ihm eine Liste all meiner Ämter vorzulegen und 11 davon abzugeben, andernfalls werde er mich nicht weiterbehandeln“, sagt sie. Behalten hat sie unter anderem den vor 30 Jahren von ihr gegründeten Gesprächskreis Kirchengemeinde Rumbach, die Schaukastengestaltung der Kirchengemeinde, den Sitz im Fachbeirat Frauen der Arbeitsstelle und die Funktion als Sprecherin eines Frauenkreises, dem sie sich vor 35 Jahren anschloss. „Die Gruppe Frauen wagen Frieden ist das Letzte, das ich drangebe“, sagt sie.

Ab 1967 führte die Mutter zweier Kinder mit ihrem Mann im Nachbarort Ludwigswinkel 14 Jahre lang als Unternehmerin eine Schuhfabrik. Doch mit der Krise in der pfälzischen Schuhindustrie kam auch das Aus für die Fabrik. Was ihr 1981 zunächst wie eine Katastrophe erschien, stellte sich als Chance für Waltraud Bischoff heraus. Die Kinder waren erwachsen, sie konnte wieder Ehrenämter in der Kirche übernehmen. Bereits als Jugendliche hatte sie in Ludwigswinkel den kirchlichen Mädchenkreis geleitet. Sie arbeitete in verschiedenen Gremien der Evangelischen Frauenarbeit mit, schloss sich 1981 der Gruppe „Frauen wagen Frieden“ an und reiste als Referentin für Erwachsenenbildung zum Themenkreis Konziliarer Prozess durch die Pfalz. „Von 1985 bis 2004 habe ich 75 Vorträge über Frieden, Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung in pfälzischen Kirchengemeinden gehalten“, sagt sie über ihr Lieblingsthema.

Angesichts von Atomaufrüstung und Nato-Doppelbeschluss wusste sie sich in ihrer Landeskirche darin bestätigt, aus dem Glauben heraus zur Umkehr aufzurufen. Die Gruppe „Frauen wagen Frieden“ demonstrierte unter anderem vor dem Giftgaslager in Fischbach. Mit drei weiteren Gruppenmitgliedern ließ sich Bischoff 1985 in die Landessynode ­wählen. Mithilfe der kirchenpolitischen Gruppe Kirchlich-Theologischer Arbeitskreis schafften es die Friedensfrauen, dass sich die Synode mit dem Thema „Militarisierung in der Pfalz“ beschäftigte. Damals habe sie gelernt, Koalitionen zu schmieden, sich exzellent auf die Tagesordnungspunkte vorzubereiten, immer kritisch nachzufragen, wenn ihr etwas unklar war und sich von niemandem mit vagen Äußerungen abspeisen zu lassen, sagt sie.

Als eine Arbeitsgruppe der kirchenpolitischen Gruppe Arbeitskreis Offene Kirche einen Informationsabend über die Militarisierung in der Pfalz organisiert hatte und ein Mitarbeiter der Synode den Tagesordnungspunkt damit offiziell als erledigt einstufte, protestierte Bischoff mit dem Hinweis, nicht eine kirchenpolitische Gruppe, sondern die gesamte Landessynode solle sich mit dem Thema beschäftigen. Die Schwerpunktsynode folgte im April 1989. „Sie ist authentisch und hat etwas Lutherhaftes“, sagt Claudia Kettering, Referentin des Fachbereichs Frauen in der Arbeitsstelle, über die mitunter unbequeme Protestantin aus der Südpfalz. dob

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