Knappe Kassen führen zu einem Mentalitätswandel

Positive Bilanz des Projekts „Zukunft mit KonzepT“ – Ulrich Müller-Weißner im Ruhestand – Nicht jede Gemeinde kann es finanziell schaffen

Gute Kooperation: Im von der Kommune sanierten protestantischen Gemeindehaus Iggelheim ist der Hort untergebracht. Foto: Landry

Etwa 30 Prozent der über 400 pfälzischen Kirchengemeinden habe sich bisher komplett oder teilweise an dem Projekt „Zukunft mit KonzepT“ beteiligt, schätzt Verwaltungsdirekor Ulrich Müller-Weißner. Der 60-jährige Pfarrer hat das Projekt seit 2008 verantwortlich mit aufgebaut und geht Ende Januar in den Ruhestand. Seine Bilanz fällt positiv aus. Es sei gelungen, die Gemeinden für ökonomische Fragen zu sensibilisieren.

Das Projekt sei eine Art Alphabetisierung der Kirchengemeinden in Betriebswirtschaftslehre, sagt Müller-Weißner. Aber nicht nur. Vor allem gehe es um Gemeindeaufbau und theologische Profilierung. Eine Gemeinde müsse sich überlegen, was sie machen wolle, und dann darüber nachdenken, wie das langfristig solide finanziert werden könne. Inzwischen sei in der Fläche der Landeskirche angekommen, dass die Finanzen immer mitgedacht werden müssten. Hier habe eine Kulturerweiterung stattgefunden.

Die Kirchengemeinden seien für die finanziellen Rahmenbedingungen nicht verantwortlich, sagt Müller-Weißner. Sie hätten unabhängig von ihrer finanziellen Leistungsfähigkeit die Rücklagen für ihre Gebäude selbst aufzubringen. Das bringe Gemeinden in Schwierigkeiten, aus denen sie nicht alleine herauskämen. „Zukunft mit KonzepT“ wolle Prozesse in Gang setzen, die es den Gemeinden erlaubten, selbstständig mit konsolidierten Finanzen weiterzumachen. In manchen Fällen müsse dafür nur wenig verändert werden.

So war es etwa im westpfälzischen Hüffler, das 2008 zu den Pilotgemeinden des Projekts gehörte. „Wir hatten ziemlich hohe Rücklagen und einen maroden Gebäudebestand“, sagt Pfarrer Daniel Macchini, der inzwischen selbst Berater bei „Zukunft mit KonzepT“ ist. Zunächst habe sich die Gemeinde zusammengesetzt und inhaltlich ihren Auftrag bestimmt. Danach wurden gezielt die Investitionen vorgenommen. Eher unspektakulär wurde etwa eine Winterkirche eingerichtet.

Aber der Prozess habe zu einem Pers­pektiv­wechsel geführt. Bei der Renovierung haben sich viele Gemeindemitglieder ehrenamtlich engagiert. „Wir alle haben begriffen, dass wir Verantwortung für das tragen, was uns anvertraut ist“, sagt Macchini. Auch Fundraising habe jetzt einen ganz anderen Stellenwert in der Gemeinde, die einer finanziell gesicherten Zukunft entgegengeht.

Auch im vorderpfälzischen Iggelheim sei das Projekt ein gewinnbringender Prozess gewesen, sagt Gemeindepfarrer Boris Wagner-Peterson. Es sei in der Gemeinde ein neues Kostenbewusstsein entstanden und die Einsicht, dass nicht mehr für alles Wünschenswerte Geld da ist. Dieses Wissen habe zu einer anderen Haltung geführt und unter anderem Fundraising gestärkt. Auch sei klar geworden, dass sich die Gemeinde ein Gemeindehaus für sich alleine nicht mehr leisten könne. Zumal das Gebäude sanierungsbedürftig war. In Kooperation mit der Gemeinde ist nun ein Schülerhort im Gemeindehaus untergebracht, im Gegenzug hat die Kommune die Sanierungskosten übernommen.

Solche Mentalitätswechsel sind es, die Müller-Weißner erreichen wollte. Eigentlich gehe es darum, zum klugen Handeln anzuregen, damit vorhandene Ressourcen effizient für gute Arbeit eingesetzt werden. Diesen Blick fürs Ökonomische hätte er gerne in der Pfarrerausbildung stärker verankert, denn das Geld wird ja auch in Zukunft weniger. Dennoch ist Müller-Weißner überzeugt, dass mit besagtem klugen Handeln die Kirche auch wieder in finanziell ruhigeres Fahrwasser kommt.

Allerdings weiß der Theologe, dass es nicht jede Gemeinde aus eigener Kraft schaffen kann. Manche kleinere Gemeinde mit einer bedeutenden, aber sanierungsbedürftigen Kirche sei finanziell schlicht überfordert. Hier müsse es zu Verständigungen auf Ebene der Bezirke oder der Landeskirche kommen. Denn nach seiner Meinung müssen noch einige der 1400 Gebäude der Landeskirche verkauft werden, aber die über 500 Kirchen sollten zum allergrößten Teil erhalten bleiben. koc

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