Weihnachtsgeschichte mit Augenzwinkern neu erzählt

Presbyter der Versöhnungskirchengemeinde Frankenthal führen selbst geschriebenes Krippenspiel auf – Familiengottesdienst an Heiligabend

Szene aus „Ein Esel namens Presby“: Peter Kuhn als Engel und Tanja Mester. Foto: Bolte

Frankenthal. Einen besonderen Familiengottesdienst gibt es an Heiligabend in der Versöhnungskirche Frankenthal. Unter dem Titel „Ein Esel namens Presby“ wirkt das Presbyterium in einem selbst geschriebenen Krippenspiel mit.

„Die erste Probe war turbulent“, berichtet Tanja Mester. Gemeinsam ist ihr wie den acht anderen Mitstreitern des Presbyteriums, Karl Bachmann, Wolfgang Frömel, Beate Körner, Andreas Konrad, Peter Kühn, Joachim Stramitzel, Tina Toupet und Rosemarie Winters eines: alle haben so gut wie keine Ahnung vom Laienspiel, dafür aber umso mehr Begeisterung und Gottvertrauen. Die Einzige mit „Publikumserfahrung“ ist Gemeindepfarrerin Antje Kunzmann. Sie ist die Erzählerin in dem in Gemeinschaftsarbeit entstandenen Stück.

Angefangen habe alles bei der letzten Sitzung vor der Sommerpause, berichtet Presbyterin Tanja Mester. Ihr Vorschlag, den etwas „vor sich hin dümpelnden“ Familiengottesdienst neu zu beleben und damit besonders die neu zugezogenen jungen Familien anzulocken, sorgte anfangs für irritierte Gesichter, erhielt aber einhellige Zustimmung. Ein Krippenspiel sollte es sein – doch keines der üblichen mit jugendlichen Akteuren, sondern mit gestandenen Erwachsenen. Lag es an dem heißen Sommerabend oder an der kellerkühlen Unterkirche? „Als Esel hätte ich Erfahrung“, platzte es aus einem in der Runde spontan heraus. Als das schallende Gelächter verebbte, gestand ein anderer: „Ich war einmal ein Baum.“ Beste Voraussetzungen also für das ambitionierte Presbyterprojekt.

„Wir wollen die Weihnachtsgeschichte mit einem Augenzwinkern neu erzählen“, verrät Pfarrerin Kunzmann. Im Mittelpunkt des Krippenspiels stehen zwei Kinder, die die Erzählung um das Geschehen im Stall von Bethlehem endlich einmal hören wollen, denn ihre Eltern haben keine Zeit für Geschichten oder den Gottesdienst. Also fragen die beiden ihre Großeltern aus und suchen im Internet, obwohl sie eigentlich lieber selbst in die Kirche gehen wollen.

Typische aktuelle Themen wie die moderne Kommunikationstechnik, die vielfach nur noch ein sekundäres Erleben ermögliche und den eigenen Blick verändert hat, seien als Hintergrund vorhanden, berichten Tanja Mester und Tina Toupet. Während der Vorbereitungen habe man viel geredet und noch mehr gelacht, „es ist ein schönes Miteinander“. Gerade einmal vier Monate Vorlaufzeit hatte die Gruppe. Da wurden Texte geschrieben, Szenen verfasst, ergänzt und geändert: ein ständiger Entstehungsprozess. Schnell war das Presbyterium vom Krippenspielvirus erfasst.

„Wir wollen keine heile Welt zelebrieren, das Stück ist stellenweise problemorientiert, aber aufbauend, ohne erhobenen Zeigefinger“, heißt es aus der Runde der Aktiven. Nicht zuletzt das aktuelle Gemeindeleben wolle man auch ein wenig mit aufs Korn nehmen. Augenzwinkern und Besinnlichkeit in weihnachtlicher Mischung.

„Die Fragen, wie ging damals alles los, welche Hoffnungen stecken auch heute noch in dem Kind, müssen immer wieder neu gestellt und beantwortet werden“, sagt Pfarrerin Antje Kunzmann. Aus Sicht der jungen Presbyter hört sich das so an: „Wir wollen mehr Wind in den Heiligen Abend bringen.“

Gespielt wird „Ein Esel namens Presby“ auf den Altarstufen, zwischen den Szenen gibt es live gespielte Weihnachtslieder zur Orgelbegleitung, bei denen Mitsingen ausdrücklich erlaubt ist. Schon vor der Aufführung sorgt das Projekt in Kirchenkreisen für Aufsehen. „Wir werden beobachtet“, verrät Tanja Mester, „es gibt bereits Interesse an unserem Textheft“. Klar habe man die Werbetrommel gerührt, in Gemeinden und Kindertagesstätten in der ganzen Stadt: „Viele, die in den letzten Jahren auf andere Kirchen ausgewichen sind, werden wohl aus Neugier kommen.“

Ob das Projekt in der Versöhnungskirche Schule machen oder gar eine Tradition begründen wird, bleibt abzuwarten. Bis sich an Heiligabend um 15 Uhr der – gedachte – Vorhang hebt zum allerersten Presbyterkrippenspiel in der Frankenthaler Kirchengeschichte, stehen noch mindestens zwei Proben an: am 18. und 22. Dezember werden die frischgebackenen Laiendarsteller – natürlich ohne Finanzetat, aber beseelt vom Geist der Weihnacht – letzte Hand anlegen an Kostüme und Requisiten („Jeder kramt schon mal auf dem Speicher“), Technik und Musik, Rezitation und Rollenspiel. Am Ende gibt es, so viel sei verraten, auf jeden Fall eine Weihnachtsüberraschung für alle. kag

Meistgelesene Artikel