Zwei Kandidaten für Nachfolge von Gottfried Müller

Oberkirchenrat Manfred Sutter steht zur Wiederwahl – Landessynode berät über ein neues kirchliches Finanzsystem und beruft Mitglieder

Kandidieren für Stelle des Personaldezernenten: Armin Jung (links) und Martin Schuck.

Erstaufnahmeeinrichtung in Kusel: Die Landeskirche will die Flüchtlingsarbeit mit jährlich einer Million Euro fördern. Foto: Hoffmann

Im Mittelpunkt der Synodentagung vom 19. bis 21. November in der Diakonissenanstalt Speyer stehen die Wahlen von zwei geistlichen Oberkirchenräten. Um die Nachfolge von Personaldezernent Gottfried Müller bewerben sich der 59-jährige Neustadter Dekan Armin Jung und der 53-jährige Leiter der Verlagshaus Speyer GmbH, Martin Schuck (siehe unten). Diese Wahl ist am Donnerstag, 19. November. Am Freitag tritt dann der 58-jährige Manfred Sutter zur Wiederwahl an. Er ist unter anderem für die Diakonie zuständig.

Vor den Wahlen wird Sutter am Donnerstag über die Situation beim finanziell stark angeschlagenen Landesverein für Innere Mission informieren. Der diakonische Träger von zwei Krankenhäusern und mehreren Altenheimen will mit den Dia­konissen Speyer-Mannheim fusionieren. Sutter ist Vorsitzender des Verwaltungsrats des Landesvereins, Kirchenpräsident Christian Schad steht an der Spitze des Verwaltungsrats der Diakonissen.

Noch vor den Wahlen am Donnerstag soll die Synode weitere Mitglieder berufen. Kirchenpräsident Schad war beauftragt worden, je einen Landes- und einen Kommunalpolitiker sowie je zwei Stellvertreter um ihre Mitarbeit zu bitten. Aus der Landespolitik wird den Synodalen die rheinland-pfälzische SPD-Landtagsabgeordnete Barbara Schleicher-Rothmund aus Rheinzabern vorgeschlagen. Sie war bereits in die vergangene Synode berufen worden. Ihre Stellvertreter sollen der saarländische CDU-Landtagsabgeordnete Christian Gläser aus Homburg und die Grünen-Politikerin Jutta Wegmann aus Kandel werden.

Als Kommunalpolitiker wird der CDU-Landrat des Kreises Bad Dürkheim, Hans-Ulrich Ihlenfeld aus Haßloch, vorgeschlagen; als Stellvertreter der Zweibrücker Oberbürgermeister Kurt Pirmann (SPD) und der in Bad Dürkheim wohnende hauptamtliche Beigeordnete der Stadt Kaiserslautern, Peter Kiefer (FWG). Insgesamt kann die Synode sechs Mitglieder berufen, darunter höchstens drei Geistliche. Nach Informationen des KIRCHENBOTEN schlägt die Kirchlich-Theologische Arbeitsgemeinschaft Landesdiakoniepfarrer Albrecht Bähr vor, der Synodale Gesprächskreis den Leiter des Pfarramts für Fort- und Weiterbildung, Steffen Schramm, und der Arbeitskreis Offene Kirche Akademiedirektor Christoph Picker. Von einem Vorschlag des Synodalen Forums ist nichts bekannt.

Die Synode wird zudem über ein Konzept für die Flüchtlingshilfe entscheiden. Dieses Konzept sehe vor, dass die Kirche mit jährlich einer Million Euro die Erstaufnahmeeinrichtungen auf dem Gebiet der Landeskirche personell unterstütze, sagte Kirchenpräsident Schad. Damit wolle die Kirche dazu beitragen, dass aus der Willkommenskultur für geflüchtete Menschen eine Willkommensstruktur werde.

Ein weiteres Thema ist die Einführung eines neuen kirchlichen Finanzsystems, das die bisher praktizierte kameralistische Buchführung ablösen soll. Dadurch könne der Ressourcenverbrauch in den Bilanzen dargestellt werden, heißt es in der Vorlage des Landeskirchenrats. Dadurch sei ein nachhaltigeres Wirtschaften möglich. Das neue System werde zunächst nur in der Landeskirche eingeführt. Gemeinden und Bezirke seien erst in einigen Jahren betroffen, sagte die für die Finanzen zuständige Oberkirchenrätin Karin Kessel.

Kirchenpräsident Schad informierte außerdem darüber, dass die drei Synodalen des Kirchenbezirks Landau an der Sitzung der Synode teilnehmen dürfen. Der Landauer Pfarrer Friedhelm Hans hatte gegen die Wahl der drei Bewerber durch die Bezirkssynode Einspruch erhoben. Das Verfassungs- und Verwaltungsgericht der Landeskirche hatte daraufhin entschieden, dass die drei Gewählten zunächst an den Sitzungen der Synode teilnehmen dürfen, obwohl in der Hauptsache, also in der Frage, ob die Wahlen rechtens waren, noch keine Entscheidung gefallen ist. Dagegen hatte Hans Beschwerde beim Kirchengerichtshof der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) eingelegt. Der Gerichtshof habe sich jedoch für nicht zuständig erklärt, sagte Oberkirchenrätin Kessel. koc

Werbung für den Pfarrberuf

Kandidat Armin Jung sieht die Landeskirche in einem guten Zustand

Er kenne keinen Beruf, der spannender, abwechslungsreicher und krisensicherer sei als der des Pfarrers, sagt der Neustadter Dekan Armin Jung. Wenn ihn die Synode zum Oberkirchenrat und Personaldezernenten wähle, wolle er bei jungen Menschen verstärkt Werbung für diesen Beruf machen, um auch in Zeiten einer schrumpfenden Kirche die Fläche seelsorgerlich versorgen zu können und ausreichend Personal für die übergemeindlichen Dienste zu haben.

Die pfälzische Landeskirche ist nach Jungs Worten in einem guten Zustand. Im Süden Deutschlands seien die traditionellen Bindungen der Menschen noch stärker ausgeprägt als im Norden. Die größte Herausforderung für die Kirche werde es sein, ihre Stellung in der Gesellschaft zu bewahren und als Volkskirche Heimat für alle zu sein. Der 59-jährige Jung ist seit 2007 Dekan in Neustadt. Vorher war er 20 Jahre lang Pfarrer in Haßloch. Aufgewachsen ist Jung im westpfälzischen Lambsborn im Landkreis Kaiserslautern. Er hat in Bethel und Marburg studiert. Jung ist verheiratet und hat zwei Kinder. Sein größtes Hobby ist eine Haßlocher Theatergruppe, wo er als Schauspieler und Regisseur mitwirkt. koc

Gefahren für die Volkskirche

Kandidat Martin Schuck will Qualitätsoffensive für den Pfarrberuf

Noch sei die Landeskirche in gutem Zustand, sagt Pfarrer Martin Schuck. Der Oberkirchenrats-Kandidat sieht allerdings Gefahren. Längst sei für die heranwachsende Generation die christliche Sozialisation nicht mehr selbstverständlich. Deshalb müsse die Landeskirche noch mehr Augenmerk auf die Jugendarbeit legen. Ihrem Ziel, Volkskirche zu sein, könne die Kirche nicht gerecht werden, wenn das Volk nichts mehr mit ihr zu tun haben wolle.

Wenn er Personaldezernent werde, wolle er eine Qualitätsoffensive für den Pfarrberuf starten, sagt Schuck. Es sei wichtig, diesen Beruf attraktiv zu erhalten und zukunftsfähig zu machen. Es müsse weiterhin Ziel der Kirche sein, auch einige der Besten eines Jahrgangs für sich zu gewinnen. Der promovierte Theologe Schuck ist 54 Jahre alt und leitet seit 2009 die Verlagshaus Speyer GmbH. Zuvor war er elf Jahre lang Wissenschaftlicher Referent für Publizistik, Kirchenrecht und Catholika am Konfessionskundlichen Institut in Bensheim. Als Gemeindepfarrer arbeitete er davor in Zweibrücken und in Ludwigshafen-Oppau. Schuck ist in Obermoschel aufgewachsen und hat in Mainz Theologie studiert. Er wohnt in Speyer, ist verheiratet und hat eine Tochter. koc

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