Käßmann sieht Flüchtlinge als Chance

Evangelische Kirche in Deutschland eröffnet Themenjahr „Reformation und die Eine Welt“ in Straßburg

Europa braucht Menschen, die neue Wege gehen: Reformationsbotschafterin Margot Käßmann in der Thomaskirche. Foto: epd

Am Reformationstag hat die evangelische Kirche dazu aufgerufen, den Zuzug von Flüchtlingen als Chance zur gesellschaftlichen Erneuerung zu begreifen. Europa brauche „Menschen, die neue Wege zeigen“, sagte die Reformationsbotschafterin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Käßmann, in der Thomaskirche im französischen Straßburg. Trotz aller Herausforderungen sollten die Flüchtlinge nicht als Bedrängnis empfunden werden. Sie könnten „durch eine lebensfrohe Kultur“ bereichern, „weil wir manchmal allzu eng geworden sind“.

Käßmann predigte im Gottesdienst zur Eröffnung des Themenjahrs „Reformation und die Eine Welt“ im Rahmen der Lutherdekade, das die globale Dimension der Reformation in den Mittelpunkt rückt. Mit der Lutherdekade bereiten Staat und EKD seit 2008 ge­meinsam das 500. Reformationsjubiläum 2017 vor. Am Reformationstag feiern Protestanten in aller Welt ihre Ursprünge: Am 31. Oktober 1517 verbreitete Martin Luther seine 95 Thesen gegen kirchliche Missstände.

Kirchenpräsident Christian Schad sagte in der Zweibrückener Alexanderskirche: „Bauen wir gerade jetzt Mauern und Ressentiments ab.“ Die christliche Freiheit als Kern des Evangeliums verpflichte dazu, sich für den Nächsten in Not einzusetzen. Zu lange hätten Christen zugeschaut, wie sich in vielen Regionen der Welt Krieg ausbreitete und Menschen zur Flucht gezwungen wurden. Christen seien gefordert, den Menschen aus Kriegs- und Bürgerkriegsgebieten die Hand zu reichen und ihnen im Land Lebenschancen zu ermöglichen. Im Anschluss besuchte Schad die Flüchtlingseinrichtung auf dem Zweibrücker Flughafen und zelebrierte den Straßburger Gottesdienst mit.

Nach dem Gottesdienst in der Thomaskirche wurden Altbundespräsident Horst Köhler und seine Ehefrau Eva Luise Köhler mit der Martin-Luther-Medaille der EKD ausgezeichnet. Geehrt werde das politische und soziale Engagement des Ehepaares für Afrika, sagte der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm. Lange vor dem Zuzug Hunderttausender Flüchtlinge aus Syrien und Afrika hätten Horst und Eva Luise Köhler deutlich gemacht, „dass Humanität sich in unserer Welt nicht mehr regional oder gar national, ja nicht einmal europäisch verwirklichen lässt, sondern immer eine globale Frage und Herausforderung ist“. epd

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