Mit der tatkräftigen Hilfe in Zukunft nicht nachlassen

Kirchenpräsident Schad besucht Aufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge in Kusel – Landeskirche unterstützt die Beratung mit weiteren Stellen

Zeichen der Solidarität: Kirchenpräsident Schad spricht mit Flüchtlingskindern in der Kuseler Aufnahmestelle. Foto: Hoffmann

Ilhan bekommt große Augen, als die Besuchergruppe die Halle in Kusel betritt. „Woher kommst du?“, fragt ihn Kirchenpräsident Christian Schad. Der Junge lächelt. „Aus Bosnien, wir sind seit drei Monaten hier“, antwortet sein Vater für ihn in gebrochenem Deutsch. Schad besuchte in der vergangenen Woche zwei Aufnahmestellen für Flüchtlinge in Speyer und im westpfälzischen Kusel. „Ich möchte ein Zeichen der Solidarität mit den Menschen setzen, die in unserem Land eine Zuflucht suchen“, sagt Schad bei seiner Visite in Kusel. Rund 650 Flüchtlinge, vor allem aus Syrien und Eritrea, sind dort in der ehemaligen Bundeswehrkaserne untergebracht. 370 Menschen, meist Syrer, sind es in der Speyerer Kurpfalzkaserne.

Männer spielen Karten auf dem Fußboden der Sporthalle, in der vor allem Familien mit Kindern untergebracht sind. Andere vertreiben sich die Zeit mit dem Handy oder schlafen in ihren zweistöckigen Betten. Draußen sind große Zelte aufgeschlagen, „die leider nicht wintersicher sind“, wie der Leiter der Kuseler Aufnahmeeinrichtung, Martin Ziemer, beklagt. „Da muss dringend eine Dämmung für den Boden und Heizung rein.“ Die Lage in seiner Einrichtung sei friedlich, „alles läuft super, es gab bisher keine Reibereien“.

Auch die Kuseler Bevölkerung empfange die Flüchtlinge mit offenen Armen, viele Freiwillige hätten ihre Hilfe angeboten, informiert Angelika Schmidt vom Haus der Diakonie. Probleme mit Fremdenfeindlichkeit habe es noch nicht gegeben. Die Flüchtlinge aus der Kuseler Einrichtung werden nach ihrer Aufnahme auf die Kommunen und Landkreise weiterverteilt. Bis spätestens zum Jahresanfang 2016 soll sie zu einer Erstaufnahmeeinrichtung des Landes mit einer Kapazität von mindestens 700 Plätzen ausgebaut werden. „Die Flüchtlinge sind dankbar, angekommen zu sein“, weiß der protestantische Dekan Lars Stetzenbach, „aber sie haben auch Angst, weil sie nicht wissen, wie es weitergeht.“ Mit 1000 Fragen werden die Mitarbeiter der Aufnahmeeinrichtung und die haupt- und ehrenamtlichen Helfer von ihnen bestürmt, sagt Einrichtungsleiter Ziemer: Sie wollten wissen, wie es um ihren Asylstatus steht, ob der Familiennachzug klappt. „Wir müssten eigentlich jeden Einzelfall prüfen, um den Frieden zu wahren“, sagt er. Doch leider fehlten Zeit und Personal.

Das Deutsche Rote Kreuz als Träger der Aufnahmeeinrichtung versucht, die Flüchtlinge nach Möglichkeit nach Ethnien getrennt unterzubringen. Auch Familien mit Kindern wohnten in eigenen Bereichen, sagt DRK-Kreisgeschäftsführer Volker Zimmer, der ein 19-köpfiges Helferteam leitet. „Das Wichtigste ist, die Asylverfahren für die Menschen zu beschleunigen“, fordert er. Noch fehlten Erzieherinnen und Sozial­arbeiter in Kusel. Lehrerinnen erteil­ten aber schon ehrenamtlich Deutschunterricht für Kinder und Erwachsene.

Kirchenpräsident Schad und Reinhard Schott, der Integrationsbeauftragte von Landeskirche und Diakonie, hören den Ausführungen der haupt- und ehrenamtlichen Flüchtlingshelfer aufmerksam zu. Natürlich sind sie nicht mit leeren Händen nach Kusel gekommen: Für die Verfahrensberatung der Flüchtlinge in der Aufnahmeeinrichtung stellt die Diakonie eine Dreiviertelstelle bereit. Zudem unterstützt die Landeskirche die Flüchtlingsberatung im Jugendhaus in Kusel mit einer halben Stelle. Auch an den Standorten der Erstaufnahmeeinrichtungen in Speyer und Zweibrücken wird es entsprechende Stellen für die Verfahrens- und Flüchtlingsberatung geben.

„Wir dürfen mit unserer Hilfe für die Flüchtlinge nicht nachlassen“, appelliert Kirchenpräsident Schad, als sich nach seinem Kurzbesuch hinter ihm das Tor zur Aufnahmeeinrichtung schließt. Der Zustrom der Flüchtlinge sei „keine Episode“, die Integration der größtenteils muslimischen Flüchtlinge stelle die Gesellschaft vor weitere große Aufgaben. Kirchengemeinden und die ganze Gesellschaft müssten diese Aufgabe aus christlicher Verantwortung für den Nächsten stemmen: „Dann sind wir gelebte Kirche Christi.“ Alexander Lang

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