Deutsch lernen im „Café Begegnung“

Evangelische Stadtmission Grünstadt gestaltet mittwochnachmittags einen Sprachkurs für Flüchtlinge

Auftakt zum geselligen Nachmittag in der Stadtmission: Claudia Starck (Zweite von rechts) gibt per Powerpoint-Präsentation eine Kurseinheit Deutsch. Foto: Benndorf

Grünstadt. Seit fast einem Jahr bietet die Evangelische Stadtmission Grünstadt jeden Mittwochnachmittag in ihren Räumen in der Jakobstraße eine Kombination aus geselligem Treffen bei Kaffee, Tee und Kuchen und einem deutschen Sprachkurs für Flüchtlinge und Asylbewerber an. Haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter wie Prediger Jochen Bendl, Claudia Starck, Norbert Hussong und Brigitte Schott gestalten die Nachmittage im hauseigenen „Café Begegnung“.

„Seit mehreren Jahren haben wir uns als Gemeinde gefragt, wo die Stadtmission ihren diakonischen Auftrag hat. 2014 bekamen wir die Antwort in Form einer Anfrage, ob in unseren Räumen ein Sprachkurs für Flüchtlinge stattfinden kann. Der haben wir gerne entsprochen“, sagt Prediger Jochen Bendl. Die Leininger Initiative gegen Ausländerfeindlichkeit (Liga) gestaltete den Kurs mit ihrer Mitarbeiterin Betsy Walter-Echolz von Februar bis Juli. Ergänzend gründeten ehrenamtliche Mitarbeiter der Stadtmission das „Café Begegnung“. Dort treffen sich seither Flüchtlinge und Einheimische zum Deutschlernen, Geselligkeit und Spiel.

Seit November 2014 bietet Prediger Jochen Bendl spontan einen Deutschkurs für Flüchtlinge an, die noch gar kein Deutsch sprechen. „Die Not der Menschen ist groß. Vor allem aber brauchen sie Herzlichkeit und Mitmenschen, die sie im fremden Deutschland willkommen heißen“, sagt er.

Die Kaffeetafel im Gruppenraum ist einladend gedeckt. Nana und ihr Mann Zurab, beide 30 Jahre alt, sind aus Georgien geflüchtet und leben seit sieben Monaten in Grünstadt. Sie sind erstmals dabei – vor allem, um die deutsche Sprache zu lernen. Sie können sich verständlich machen. Zahlen und Namen schreiben sie entweder auf oder vermitteln sie durch Handzeichen. Ihre vierjährige Tochter Maria hält es kaum auf dem Stuhl, sie hat im Café etliche Spielkameraden gefunden.

Jedes offene Treffen im „Café Begegnung“ beginnt mit einer 20-minütigen Einheit „Deutsch üben“. Mittels Powerpoint-Präsentation sind an der Wand große Bilder von einem Geburtstagsfest im Garten zu sehen – dazu gibt es Wörter und Texte. „Felix spielt Fußball“, lautet ein Satz von Claudia Starck.

Konzentriert hören und schauen die rund 20 Flüchtlinge und Asylbewerber zu. „Wolfgang trägt eine Schürze“, fährt Prediger Bendl fort. Jetzt schauen sich etliche Gäste ratlos an. Die Dozenten verstehen und müssen schmunzeln. „Tja, was ist eine Schürze?“, fragt Bendl, holt kurzerhand eine aus der Küche und bindet sie sich um. Jetzt schmunzeln die Gäste. Sie werden das Wort wohl nicht mehr vergessen. Ein wenig Grammatik noch, etliche Fragestellungen als Wiederholung und die Deutung der Unterschiede zwischen „Sie“ und „Du“, dann geht die Gruppe zum gemütlichen Teil mit Kaffee, Tee und Kuchen über.

Einige Gäste aus Syrien und Eritrea sind erst seit ein paar Wochen in Deutschland. Sie tauschen ihre Anschriften aus und wollen beim nächsten Mal wieder dabei sein. Auch die ehrenamtlichen Helfer kommen gern zu den Mittwochstreffen. Norbert Hussong übernimmt wie einige andere den Fahrdienst der syrischen Teilnehmer von Mühlheim nach Grünstadt und zurück. „Das Fahrgeld für Bus oder Zug wäre zu teuer“, sagt Hussong. Und Freude mache ihm der Einsatz ohnehin. gys

Meistgelesene Artikel