Bildung und Diakonie konstruktiv aufeinander beziehen

Neuer Vorsteher der Diakonissen Speyer-Mannheim eingeführt – Günter Geisthardt bringt Leitungserfahrung auf allen kirchlichen Ebenen mit

Beim Einzug in die Gedächtniskirche: Günter Geisthardt (links) neben Kirchenpräsident Schad. Fotos: Landry

Beim Jahresfest im Park des Speyerer Diakonissenmutterhauses: Besucher nutzen Gelegenheit für einen Bluttest.

„Wir brauchen eine diakonische Bildungsinitiative mit dem Ziel der Vergewisserung und Erkennbarkeit. Nur wer die eigene Geschichte kennt, wer weiß, woher er kommt und was die Identität des eigenen diakonischen Unternehmens prägt, kann auch die Geschichten anderer hören und verstehen“, sagte Kirchenpräsident Christian Schad im Gottesdienst zur Einführung Günter Geisthardts zum neuen Vorsteher der Diakonissen Speyer-Mannheim. Es werde „keine fruchtbare und dauerhafte Kultur des Helfens geben ohne die Pflege der geistigen und geistlichen Kräfte, die sie tragen“, so Schad weiter. Der Gottesdienst in der Speyerer Gedächtniskirche, in dem auch der bisherige Vorsteher Werner Schwartz nach 38 Dienstjahren als Pfarrer der pfälzischen Landeskirche in den Ruhestand verabschiedet wurde, war der Auftakt des diesjährigen Jahresfestes der Diakonissen am vergangenen Sonntag.

In einer zunehmend säkularen und pluralen Situation sei es wichtig, Zeiten und Räume bereitzustellen, in denen Menschen „erzählen können von dem, was sie in ihrem beruflichen Alltag umtreibt, was sie existenziell belastet“, wo sie aber auch erfahren könnten, „was tragen und Halt zu geben vermag“, beschrieb Schad das besondere Profil der Diakonissen als diakonischer Träger. Geisthardt bringe als ehemaliger Gemeindepfarrer Basiserfahrung mit sowie als Leiter des Predigerseminars und des Erziehungswissenschaftlichen Fort- und Weiterbildungsinstituts der Evangelischen Kirchen in Rheinland-Pfalz langjährige Leitungserfahrung auf allen Ebenen der Kirche. Aufgrund dieses beruflichen Werdegangs sei zu erwarten, dass Geisthardt „Bildung und Diakonie konstruktiv aufeinander zu beziehen wisse“, sagte der Kirchenpräsident.

In seiner Predigt über den barmherzigen Samariter sprach sich Geisthardt für eine weitere Verbesserung der Sozialgesetze bei sich ändernden Herausforderungen aus. Es müsse klar geregelt werden, was jemand an öffentlicher Unterstützung erwarten könne. Gesetze regelten jedoch auch, wer ausgeschlossen bleibe, und deshalb bestehe die Gefahr, dass durch sie mögliche Hilfe verhindert werde. Die Geschichte vom barmherzigen Samariter ziehe dagegen keine Grenzen, sondern wolle die Augen öffnen. „Für den, der meine Hilfe braucht, kommt es darauf an, dass ich ihn sehe und mich ansprechen und bewegen lasse“, so Geisthardt.

In seiner Ansprache würdigte Schad die Verdienste des scheidenden Vorstehers Werner Schwartz seit dessen Amtsübernahme 2001. So habe Schwartz 2004 die Fusion des Krankenhauses der Diakonissenanstalt mit dem Städtischen Stiftungskrankenhaus zum Abschluss gebracht und im gleichen Jahr „die nicht leichten Verhandlungen“ mit dem Diakonissenkrankenhaus Mannheim begonnen, die ebenfalls zur Fusion führten. Unter der Mitverantwortung von Schwartz habe sich die Diakonissenanstalt zu einem bedeutenden regionalen Sozialunternehmen mit derzeit 4300 Mitarbeitern entwickelt, so Schad.

Neben den Verdiensten um die wirtschaftliche Zukunft der Diakonissen würdigte Schad, dass es Schwartz gelungen sei, „die schwesternschaftliche Tradition der Diakonissenanstalt fortzuführen und für die Menschen heute spürbar werden zu lassen“. Die „Einheit von Liturgie und Diakonie, von Frömmigkeit und entschiedenem Hilfehandeln, der Dienst an den Menschen aus dem Wurzelgrund des Gottesdienstes heraus“ seien prägend für das Wirken der Diakonissen seit ihren Anfängen im 19. Jahrhundert. Auch sei es Schwartz gelungen, Mitarbeitende zu begleiten und ihnen in ethischen Konflikten mit biblischem Orientierungswissen zu helfen. Unaufdringlich, aber bestimmt habe er in Gesprächen mit den Betroffenen nach Lösungswegen gesucht und im Dialog Entlastung angeboten.

Nach dem Gottesdienst präsentierten Mitarbeiter der Diakonissen Speyer-Mannheim im Park der Diakonissenanstalt ihre vielfältigen Arbeitsbereiche im Krankenhaus, im Hospiz und in den Einrichtungen der Altenpflege. Für die Speyerer Diakonissen war es das 156., für die Mannheimer Diakonissen das 131. Jahresfest. Martin Schuck

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