Die Oberlinger-Orgel muss übergangsweise ausziehen

Stadtkirche Kusel erhält neuen Innenanstrich – Gemeinde bittet in Flyern um Spenden – Bürger können Deckenpatenschaften übernehmen

Erläutert die Demontage der Orgel: Orgelbauer Peter Ohlert. Foto: Hoffmann

Kusel. Die klassizistische Stadtkirche in Kusel gleicht zurzeit einer Großbaustelle. Kurz vor Beginn der Innensanierung wurde das Mobiliar ausgelagert. In großen Teilen abgebaut ist auch die Orgel mit ihren 1975 Pfeifen. Um die Renovierungskosten von 180 000 Euro zu stemmen, startete die Kirchengemeinde eine Spendenaktion.

Drei Tage lang waren Orgelbaumeister Peter Ohlert aus Kirkel und zwei Mitarbeiter mit Abbau und Lagerung der Oberlinger-Orgel beschäftigt. Sie demontierten Pfeifen aus Holz und Zinn und nahmen die schwere Konstruktion auseinander. „Die Orgel muss weg, weil die Gerüstbauer kommen“, erläuterte der Orgelbausachverständige der Landeskirche, Gero Kaleschke. Er war zu den kritischsten Momenten des Ausbaus hinzugekommen, wie auch Dekan Lars Stetzenbach und Presbyteriumsvorsitzender Hans-Christian von Steinaecker. „Bitte nicht drauftreten“, hatte Ohlert im Baustellenchaos etwas Sorge um die empfindlichen Pfeifen. Das Material der Metallpfeifen sei wie „besseres Schokoladenpapier“, sagte er. „Ich kriege das zwar wieder hin, aber es muss ja nicht sein“, so der Meister.

Von der Orgel mit drei Manualen und 33 Registern wurde fast alles außer dem historischen Gehäuse von 1848 abgebaut. Wenn sie im Inneren auch ziemlich verstaubt ist – Kaleschke bescheinigt dem Instrument, einem der größten in der Region, insgesamt einen guten Zustand. Nach der Reinigung sollen Klangfarben und Register überprüft werden, kündigte der Experte an, der für 560 Instrumente in der Landeskirche zuständig ist. Im Anschluss werde das „Orgelpuzzle“ mehrere Wochen lang wieder zusammengesetzt.

Bereits am 16. Mai hatten rund 30 Helfer und Konfirmanden das Kirchengebäude leergeräumt. 320 Stühle, 15 Umzugskartons, sechs Schränke, ein Klavier und ein Orgelpositiv bekamen übergangsweise ein neues Zuhause. Anfang Juni sollen die Maler in den Sakralbau von 1831 einziehen. Reparaturen der vergangenen Jahre sowie Wasserschäden hatten erhebliche Spuren hinterlassen. Unter anderem waren eine neue Elektrik und eine neue Beleuchtung installiert worden. „Die Stadtkirche ist ein Schmuckstück – nicht nur für Kusel. Der Innenraum soll es auch bald sein“, sagte Stetzenbach.

Im künftigen Farbenspiel finden sich ein helles Lichtgrau sowie Blautöne. Die Türen werden dunkelblau, Säulen erhalten einen hellen taubenblauen sowie sandfarbenen Anstrich. Blickfang wird ein ochsenblutroter Streifen entlang der Empore. Die Fenster werden betont, auch ein „Fenster in die Geschichte“ mit historischen Anstrichen soll freigelegt werden.

Um das Geld für die Sanierung aufzubringen, ruft die Gemeinde mit einem an alle Kuseler Haushalte verteilten Flyer zu Spenden auf. Auch sollen Patenschaften für Deckenkassetten verteilt werden. Seit Herbst war schon mit dem Verkauf von Kerzen Geld gesammelt worden. Gut zehn Prozent der Spendensumme seien inzwischen erreicht, informierte Stetzenbach. „Wenn die 100 reichsten Bürger Kusels jeweils 1000 Euro spenden würden, wäre die Sanierung gepackt“, sagte der scheidende Dekan Ralf Lehr damals im Reformationsgottesdienst. Kurze Zeit später erreichte das Dekanat ein Briefumschlag mit zwei 500er-Scheinen – von einer Gottesdienstbesucherin aus Frankfurt. suca

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