Was Schüler über Pfingsten wissen

Kenntnisse über kirchliches Fest eher vage – Arbeitshilfe für Lehrkräfte beim Amt für Religionsunterricht

Nähert sich dem Pfingstthema mit Symbolen: Religionslehrerin Katharina Hagelauer-Walder in der St.-Franziskus-Realschule. Foto: Jung

Pfingsten ist ein Fest und montags haben die Schulen zu. Das ist allen Kindern bekannt. Doch wissen sie auch, was an Pfingsten gefeiert wird? Der KIRCHENBOTE hat sich an zwei Schulen umgehört.

Mittwoch, dritte Stunde am Reichswald-Gymnasium in Ramstein. Für die Neuntklässler steht Religion auf dem Plan. 16 Schülerinnen und Schüler haben bei Lehrer Georg Bastian Unterricht. Nicht alle sind konfirmiert, manche konfessionslos. Auch ein Junge, der einem anderen Glauben angehört, nimmt teil. Eine gegensätzliche Gruppe, „deshalb orientiert sich der Unterricht auch an den Interessen der Schüler“, sagt Georg Bastian. Doch an diesem Tag ist das Thema vorgegeben: Es geht um Pfingsten.

„Was hat es denn damit auf sich?“, will der Lehrer wissen. „Pfingsten sind zwei Feiertage“, traut sich ein Mädchen vor. „Und was genau ist da los?“ „Da ist das Sportfest von unserem Turnverein“, kommt es prompt aus der hinteren Reihe. Auch schön, aber nicht die erhoffte Antwort. „Hat sonst jemand eine Ahnung?“ Ausweichende Blicke, Stuhl­kippeln. „Da ist der Heilige Geist in Form einer Taube auf die Erde gekommen …?“, landet Oli schließlich einen Treffer. Und Larissa ist sich sicher, dass an Pfingsten die Geburtstunde der Kirche gefeiert wird. Stichworte, die auch bei anderen Erinnerungen an Gelerntes wecken, allerdings mehr vage als konkret. Über Weihnachten und Ostern wissen die Jugendlichen wesentlich mehr. Woran liegt es? Darüber sei im Unterricht ausgiebiger gesprochen worden, meinen die einen. Außerdem gebe es feste Rituale und Geschenke. Das fehle an Pfingsten. Auch bei den Schülern zu Hause scheint das Fest kein Thema zu sein. Dennoch gehört bei manchen der Kirchgang an Pfingsten dazu. „Weil es so üblich ist.“

Szenenwechsel in die St.-Franziskus-Realschule Kaiserslautern. Hier nähert sich die evangelische Religionslehrerin Katharina Hagelauer-Walder dem Thema mit drei Symbolen: ein Windrad, Feuerzungen mit Taube, eine Geburtstagstorte. Wofür könnten sie stehen? Ein Puzzle und ein zu ergänzender Lückentext sollen den Schülerinnen der siebten Klasse auf die Sprünge helfen. Beides hat die Geschichte des Pfingstwunders zum Inhalt: Damals, als sich 50 Tage nach Ostern die Jünger versammelten. Immer noch voller Angst, wie Jesus gefangen genommen und getötet zu werden. Da kam ein großes Brausen über die Jünger, zusammen mit feurigen Lichtern. Und plötzlich war die Furcht der Jünger verschwunden.

„Wisst ihr, was in dem Moment passiert ist?“ Große Augen, erstaunte Gesichter. Das Brausen und die Feuerzungen sorgen für offensichtliche Verwirrung. Die Lehrerin löst das Rätsel auf. „Es war der Heilige Geist, der auch als Friedenstaube dargestellt wird. Gott hat ihn geschickt, um den Jüngern Kraft zu verleihen. Mit einem Mal konnten sie alle Sprachen reden, zogen in die Welt und erzählten den Menschen von Jesus. Immer mehr ließen sich taufen, das war die Geburt der Kirche.“

Erleichterung macht sich breit. So ist das also. An Pfingsten hat die Kirche Geburtstag. Damit können die Schülerinnen etwas anfangen. Wie es dazu kam, sollen sie sich zu Hause nochmal überlegen und in eigene Worte fassen.

Die Geschichte steht auch im Mittelpunkt des Gottesdienstes, den Birgit Reuter immer dienstagmorgens in der Franziskushalle für die evangelischen Schülerinnen der fünften Klassen abhält. Um sie zu erzählen, hat sich die Religionslehrerin mit Kopf- und Schultertuch in Sarah verwandelt. „Ich bin durch die Zeit gereist, um euch einen Brief vorzulesen, den mein Bruder Theophilus bekommen hat. Er handelt von einem ganz besonderen Geschehen.“ Leicht verständlich schildert sie, was es mit Pfingsten auf sich hat. Spannend, anschaulich und in der Hoffnung, dass das Gehörte bei den zehnjährigen Mädchen einen Eindruck hinterlässt.

„Der Wissensstand in puncto Religion und Bibel ist bei Kindern und Jugendlichen sehr unterschiedlich“, bestätigt Gisela Scherer, Regionalbeauftragte für Grundschulen am Amt für Religionsunterricht in Kaiserslautern, und sieht mehrere Faktoren dafür verantwortlich. Viele Kinder seien von zu Hause aus nicht mehr religiös sozialisiert. Auch komme es darauf an, wie im Kindergarten gearbeitet werde. „In einer konfessionellen Kindertagesstätte spielen religiöse Themen und Rituale üblicherweise eine größere Rolle als in kommunalen.“ Für den Religionsunterricht an Grundschulen gebe es einen Teilrahmenplan, der sich an den Kompetenzen der Kinder orientiere. „Er ist in sieben Gegenstandbereiche aufgeteilt, einer davon behandelt die kirchlichen Feste.“

Für Lehrkräfte hält das Amt für ­Religionsunterricht Arbeitsmaterialien, kreative Ideen und Konzepte bereit. Sie sind als Anregung gedacht, den Lehrstoff didaktisch umzusetzen. „Eine solche Hilfestellung ist gerade bei Pfingsten nützlich. Denn damit verbinden die meisten Schüler weniger als mit Weihnachten und Ostern.“ Umso wichtiger sei es, Ursprung und Bedeutung des Festes anschaulich zu vermitteln. Das weiß Gisela Scherer aus eigener Erfahrung, sie unterrichtet Religion an einer Grundschule im Saarland. Geeignete Schlüssel, mit denen sich das Thema eröffnen lasse, seien Symbole oder Bodenbilder, die den Lerninhalt visualisieren. Denn Gesehenes präge sich Kindern oft leichter und intensiver ein. Das sei angesichts zunehmender Konzentrationsdefizite notwendiger denn je. „Außerdem sollen die Schüler kumulativ lernen, das heißt, an der Grundschule wird der Grundstock gelegt, auf dem die weiterführenden Schulen aufbauen.“ So werden in der Orientierungsstufe die Feste in aller Welt behandelt, sagt Pfarrerin Anita Kiefer. Sie ist Fachberaterin für Gymnasien und Religionslehrerin am Burggymnasium Kaiserslautern. „In höheren Klassen führen wir etliche Themen auf anderer Ebene fort. Wir schauen, wo Gott im Leben vorkommt, und versuchen die Dimension des Heiligen Geistes zu klären. Das bedarf einer Wissensbasis.“ Friederike Jung

Neue Gemeinschaft der Jünger

Pfingsten ist das „Fest des Heiligen Geistes“ und nach Weihnachten und Ostern das dritte Hauptfest des christlichen Kirchenjahres. Der Name geht auf das griechische Wort pentekoste (der 50.) zurück, weil das Pfingstfest seit etwa Ende des 4. Jahrhunderts 40 Tage nach Ostern gefeiert wird. In Erinnerung an die in der Bibel geschilderte Ausgießung des Heiligen Geistes wird Pfingsten auch als Geburtstag der Kirche und Beginn der weltweiten Mission verstanden.

Die biblischen Berichte schildern nach Jesu Tod am Kreuz, der Auferstehung Christi und Himmelfahrt eine neue Gemeinschaft der Jünger: „Sie wurden alle erfüllt von dem Heiligen Geist und fingen an, zu predigen in anderen Sprachen“, heißt es in der Apostelgeschichte. Auf die Pfingsterzählung des Neuen Testaments dürfte auch die Redewendung „Feuer und Flamme sein“ für „begeistert sein“ zurückgehen: Bei dem Treffen der Jünger „sah man etwas wie Feuer, das sich zerteilte, und auf jeden von ihnen ließ sich eine Flammenzunge nieder“, heißt es dort.

Bis zum 4. Jahrhundert wurde an Pfingsten zugleich Christi Himmelfahrt gefeiert. Erst später entwickelten sich aus diesem Brauch zwei eigenständige kirchliche Feiertage. Im Kirchenkalender endet mit Pfingsten die österliche Festzeit. epd

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