Die AfD muss auf Kirchentage

von Klaus Koch

Klaus Koch

Es ist gruselig, was Funktionäre der AfD von sich geben. Die Bundeskanzlerin wird ebenso vulgär beleidigt wie die in Deutschland leben­den Türken. Provokation, Tabubruch, Aggression: das sind die politischen Methoden dieser Partei. Reflexartig gibt es dagegen zwei gegensätzliche Reaktionen. Entweder die AfD-Gegner ziehen sich von den Pöblern zurück und grenzen sie aus. Oder sie keilen verbal zurück: Auf einen groben Klotz ­gehört ein grober Keil.

Erfolgreich sind beide Strategien nicht. Die Partei wächst. AfD-Anhänger registrieren, dass diejenigen, die vermeintlich zum Establishment zählen – Politiker, Wirtschaftsführer, Verbandsfunktionäre oder Kirchenvertreter – auf die Partei anders reagieren als auf Repräsentanten der übrigen Parteien. Das bestärkt die AfD-Wähler, die sich von etablierten Parteien nicht mehr vertreten fühlen. Für sie ist es der Beweis: Die AfD wird von „denen da oben“ angefeindet – also ist sie der Vertreter des benachteiligten ­Volkes.

Da viele AfD-Politiker demokratisch gewählt sind, wirken Angriffe auf sie wie Angriffe auf ihre Wähler. Dagegen hilft nur die Trennung von Person und Aussage. Wer ­einer Meinung klar widerspricht, mit dem Menschen, der sie äußert, aber wertschätzend umgeht, nimmt der Aggression den Wind aus den Segeln. Wer anständig behandelt wird, dem fällt es schwerer, ausfällig zu werden oder sich als Opfer zu stilisieren. Es ist also richtig, dass AfD-Vertreter – anders als noch vor zwei Jahren – 2018 zum Katholikentag eingeladen werden (Seite 6) und dass sie zu evangelischen Kirchen­tagen kommen dürfen. Angesichts zunehmend ­verrohender Umgangsformen ist es die Aufgabe der Kirchen, öffentlich ­eine humane Debattenkultur zu pflegen.

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