Stern*stunden der Rechtschreibung

von Hartmut Metzger

Hartmut Metzger

Wir werden uns entscheiden müssen. Wollen wir das, was seit dem 8. Jahrhundert langsam entstand, durch die Bibelübersetzung Martin Luthers als hochdeutsche Schriftsprache Verbreitung fand und bis heute mit den Namen der Gebrüder Grimm und Konrad Dudens eng verbunden ist, endgültig massakrieren? Als Mordversuch an der deutschen Rechtschreibung sind schon die Reformen der Jahre 1996 und 2006 zu bewerten. Seither weiß keiner mehr so genau, was gerade auseinander oder zusammen oder groß oder klein geschrieben wird. Da sogar die Schreibweisen im Duden und im Wahrig voneinander abweichen, mussten die großen Nachrichtenagenturen (darunter dpa und epd) einheitliche Empfehlungen herausgeben, die sich erfahrungsgemäß auch durchsetzen werden.

Nun folgt der Meuchelmordversuch. Waren mit „Student“ früher alle mitgemeint: die Frauen, die Männer, die Fleißigen und die Faulen, heißt es ja jetzt geschlechtsneutral die „Studierenden“. Das soll bei Studenten auch vorkommen, aber nicht immer. Daher ist die „24-Stunden-Tätigkeitsform“ schlicht falsch. Schrieben wir aber weiterhin „Studentinnen und Studenten“, schlössen wir künftig all jene aus, die weder männlich noch weiblich sind: Laut der Landessynode – so beschlossen am 2. Dezember 2017 in Speyer – müssten wir künftig „Student*innen“ schreiben. Das „Gender*“ soll sicherstellen, dass sich Menschen nicht auf männlich oder weiblich festlegen müssen. Da wir aber gegen jede Form von Diskriminierung sind, werden wir die Schriftstücke der Synode sehr genau auf diesen Anspruch prüfen. Wie Luther werden wir wieder alle Menschen mitmeinen – große und kleine, dicke und dünne. Wir glauben weiterhin frei und un­gestört nur an den Stern* von Bethlehem.

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