Bei der Wahl geht es um die Menschen

von Klaus Koch

Klaus Koch

In den Bundestags-Wahlprogrammen der Parteien nimmt die Religion oder die Religionspolitik nur wenig Raum ein. In den dicken Wälzern, die darlegen wollen, wofür die Parteien stehen, sind diesem Thema höchstens zwei, drei Seiten gewidmet. Ein bisschen wenig in Zeiten eines weltweit bedrohlichen religiösen Fundamentalismus und zunehmender Christenverfolgung. Aber natürlich wissen die Parteien auch, dass ihre Haltung zur Religion kaum wahlentscheidend ist. Also konzentrieren sie sich auf vermeintlich wichtigere Dinge.

In der Tat werden sich auch nur wenige Menschen, egal ob Christen, Muslime oder Religionsferne, aufgrund des religionspolitischen Programms für eine Partei entscheiden. Interessanter ist, wenn es im Meinungsstreit um die Wirtschaftspolitik geht. Da ist dann in Ansprachen und Programmen viel die Rede von den Chancen digitaler Arbeit, von weltweiten Finanzströmen, von Zukunftsinvestitionen, von globalisierten Märkten oder von Kapitalerträgen und notwendigen Renditen. Der Mensch kommt in diesen Zusammenhängen oft nur am Rande vor.

Und spätestens da sollte der Wähler stutzig werden. Schließlich ist nach christlicher Überzeugung jeder einzelne Mensch ein einzigartiges Geschöpf Gottes, ausgestattet mit unveräußerlicher Menschenwürde und Träger universaler, unteilbarer Menschenwürde. Daraus folgt die Verantwortung vor allem für die Schwächsten und für die Bedrohten. ­Sicher gibt es nicht die eine Partei, die für Christen sozusagen zwangsläufig wählbar ist. Aber wenn eine Partei oder ein Kandidat dieses Menschenbild überzeugend vermittelt und glaubhaft dafür einsteht, ist das an diesem Sonntag der Bundestagswahl ein guter Grund für eine Wahlentscheidung.

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