Presbyter auf Zeit sind eine Möglichkeit

von Klaus Koch

Klaus Koch

Eigentlich war es eine Überraschung, dass nur in drei pfälzischen Kirchengemeinden im vergangenen Jahr die Presbyteriumswahlen ausgefallen sind. Denn aus vielen Orten war zu hören, dass es nicht einfach sei, Kandidaten zu finden. Dabei gilt die Kirche als guter Ort für ehrenamtliches Engagement. Umfragen zeigen, dass Ehrenamtliche hier besonders zufrieden sind und sich besonders geschätzt fühlen. Offensichtlich gibt das Engagement bei der Kirche den Menschen etwas zurück. Das bestätigen auch die Zahlen: In der pfälzischen Landeskirche waren Mitte der 1990er Jahre rund 18 000 Menschen ehrenamtlich tätig, heute sind es über 21 000. Und das bei sinkenden Mitgliederzahlen!

Die Probleme, die mancherorts bei der Kandidatensuche auftreten, haben also nichts mit der Organisation ­Kirche zu tun. Es sind überwiegend drei Gründe, die immer wieder genannt werden. Zum einen ist es die Dauer der Legislaturperiode. Sechs Jahre sind eine lange Zeit, wenn man bedenkt, dass viele Ehrenamtliche lieber an einem Projekt arbeiten als in einem Gremium. Darüber hinaus ist es vor allem in kleinen Orten ein schieres Mengenproblem. Eine Kirchen­gemeinde mit bis zu 500 ­Mitgliedern braucht mindestens fünf Kandidaten, immerhin ein Prozent der Protestanten. Bis 1500 Mitglieder sind mindestens sieben Kandidaten nötig, nicht einmal ein halbes Prozent. Hinzu kommt, dass viele, die für eine Mitarbeit in der Kirche ­infrage kommen, zu den sozial, kul­turell und gesellschaftlich besonders Interessierten zählen. Sie arbeiten oft schon in anderen ­Vereinen oder Organisationen mit und sind einfach überlastet. Der dritte Punkt ist ein inhaltlicher. In den ­zurückliegenden Jahren drehten sich in vielen Gemeinden die Diskussionen vorwiegend um Finanzen. Wer jedoch bei der Kirche mitarbeitet, hat in der Regel spirituelle, soziale oder kulturelle Interessen. Eine Konzentration auf das Ökonomische kann da abschrecken.

Es wird nicht leicht, diesen drei Problemen beizukommen. Kürzere Wahlperioden sind angesichts des organisatorischen Aufwands und der Kosten kaum sinnvoll. Noch kleinere Gremien bekommen ein Legitimationsproblem, und die knappen Finanzen werden noch einige Zeit die Gemeinden belasten. Dennoch sollte über geplante Auszeiten für Presbyter nachgedacht werden. Wer ein oder zwei Jahre pausieren will, sollte durch eine Berufung auf Zeit ersetzt werden, um dann mit neuem Schwung weiterzumachen. Berufungen auf Zeit sind auch eine Möglichkeit, Jugendliche und junge Erwachsene, Mütter aus der Krabbelgruppe, Bau- oder Finanzspezialisten für bestimmte Projekte in das Presbyterium einzubinden. Ist das Projekt abgeschlossen, dankt die Gemeinde herzlich und sucht sich für die nächsten Vorhaben die nächsten Presbyter auf Zeit. So könnte sich noch mehr herumsprechen, dass ein Engagement bei der Kirche erfüllend ist.

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