Vertrauen ist das größte Kapital

von Martin Schuck

Martin Schuck

Wirtschaftsunternehmen sind Teil der Gesellschaft. Sie schaffen Arbeitsplätze, sie gehören als Nachbarn zur menschlichen Lebenswelt, und manchmal werden sie zur Bedrohung, weil Unfälle passieren, bei denen Menschen verletzt werden oder sogar sterben. Deshalb ist es entscheidend, Vertrauen in der Bevölkerung zu finden. Dem Ludwigshafener Chemieunternehmen BASF ist es in den vergangenen Jahrzehnten gelungen, von der Bevölkerung akzeptiert zu werden. Die Menschen leben mit „ihrer“ Fabrik, die ihnen Arbeit und Wohlstand garantiert.

Trotz großer Unglücksfälle in der Vergangenheit, die lange zurückliegen, und kleinerer Störungen in der Gegenwart herrschte ein Gefühl von Sicherheit und Vertrauen. Dieses Vertrauen wurde nun durch einen Unfall erschüttert, bei dem drei Menschen ums Leben kamen und mehrere verletzt wurden. Gerade in solchen schweren Momenten wird deutlich, dass auch Wirtschaftsunternehmen von Menschen geprägt werden, die diese Unternehmen leiten und repräsentieren. Und wie in anderen gesellschaftlichen Institutionen auch, können diese Repräsentanten ihre Sache gut machen oder versagen.

Nun wird zwar kein Aufsichtsrat bei der Berufung eines Vorstandsvorsitzenden in erster Linie danach fragen, ob dieser bei einer Katastrophe die richtigen Worte für Opfer und Hinterbliebene findet. Aber ein Vorstandsvorsitzender erweist dem Unternehmen, dessen erster Repräsentant er ist, einen denkbar schlechten Dienst, wenn er sich tagelang völlig aus der Verantwortung stiehlt. Nicht die Aktienkurse sind das größte Kapital eines Unternehmens, sondern das Vertrauen in der Bevölkerung. Und für dieses Vertrauen muss mindestens so hart gearbeitet werden wie für die Dividenden der Aktionäre.

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