Die Kirche braucht keine Sozialkonzerne

von Klaus Koch

Klaus Koch

Es ist ein Ende mit Schrecken. Das Evangelische Krankenhaus in Zweibrücken wird dichtgemacht. Der Landesverein für Innere Mission steht im 112. Jahr seines Bestehens vor dem Ende. Ein besonderes Desaster für einen kirchlichen Träger ist, dass über 300 Menschen nun wochenlang um ihre berufliche Existenz bangen müssen. Gerade ihnen muss es besonders bitter anmuten, dass die Verantwortlichen des Landesvereins in den zurückliegenden Jahren immer wieder großspurige Zukunftspläne verkündeten. Wider besseres Wissen, wie nun klar wurde. Diakonie-Fachleute in der Landeskirche bezweifeln schon seit vielen Jahren die wirtschaftliche Lebensfähigkeit des Landesvereins. Und selbst dessen Verantwortliche hatten 2008 einen lichten Moment, als die Fusion mit der Speyerer Diakonissenanstalt schon beschlossen war. Doch sie scheiterte letztlich doch. Die Gründe wurden nie vollständig öffentlich. Von unterschiedlichen Kulturen der Unternehmen wurde geraunt. ­Diese Unterschiede werden jetzt deutlich: Die einen können wirtschaften, die anderen können es nicht.

Der Imageschaden für die Landeskirche ist gewaltig, auch wenn sie nicht direkt etwas mit dem freien Träger zu tun hat. Aber sie wird selbstverständlich für ein Unternehmen in Haftung genommen, dessen Verwaltungsrat ein Oberkirchenrat vorsteht. Das sieht auch Kirchenpräsident Schad so, der sich vor Ort den Menschen stellte, ­obwohl klar war, dass nichts mehr zu retten ist. Das hat der Kirche in ­Zweibrücken einen Rest Reputation bewahrt. Mehr aber auch nicht.

Es ist nun müßig, in der Vergangenheit nach Schuldigen zu suchen. Offensichtlich kamen über viele Jahre Ahnungslosigkeit, Misswirtschaft, Verdrängung und schludrige Kontrolle so unglücklich zusammen, dass das traurige Ende des einst stolzen Sozialunternehmens unabwendbar wurde. Die Pfälzer Diakonie muss aus diesem Fiasko Konsequenzen ziehen. Vor allem muss sie einsehen, dass die Ordination zum Pfarrer nicht gleichzeitig Management- und Aufsichtskompetenz verleiht. Es müssen mehr Fachleute in die Vorstände und in die Kontrollgremien, die häufig von Ruheständlern bevölkert werden, die sich auf anderen Gebieten Verdienste erworben haben. Und die Diakonie in der Pfalz muss endlich gemeinsam vorangehen. Kleine Unternehmen sind auf dem Gesundheits- und Pflegemarkt kaum noch überlebensfähig. Daher ist eine Gesamtstrategie für die diakonischen Einrichtungen unerlässlich.

Grundsätzlich gilt, dass die Kirche keine Sozialkonzerne braucht. Sie kann für die Menschen auch jenseits eines umkämpften und nicht gerade arbeitnehmerfreundlichen Marktes da sein. Doch wenn sich die Kirche dafür entscheidet, in diesem harten Geschäft mitzuspielen, dann muss sie es gut machen: für ihre Kunden und für ihre Mitarbeiter. Sonst schadet sie ­ihrem Auftrag, den Menschen die ­Frohe Botschaft weiterzusagen.

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