Diese Synode zeigt sich souverän

von Hartmut Metzger

Hartmut Metzger

Dort, wo früher mit gnadenloser Konsequenz die Absprachen der drei etablierten kirchenpolitischen Gruppen durchgehalten wurden, zeigen die Mitglieder der pfälzischen Landessynode plötzlich, was sie gemäß der Kirchenverfassung sind: „Vertreterinnen und Vertreter der ganzen Landeskirche und an Aufträge und Weisungen nicht gebunden, vielmehr verpflichtet, nach eigener Überzeugung ihre Stimme abzugeben.“ Das ist nicht zuletzt das Verdienst des „Synodalen Forums“, einer neuen und vierten Gruppe, die sich seit der Konstituierung dieser Synode vor einem Jahr in ihren Reihen zeigt. Aber für synodale Gruppen gilt: Die größten Kritiker der Elche werden ganz schnell selber welche.

So ist das „Synodale Forum“ bei der Wahl von Oberkirchenrätin Marianne Wagner mit einer geradezu militärischen Disziplin aufmarschiert – im Unterschied zu den etablierten Gruppen „Kirchlich-Theologische Arbeitsgemeinschaft“ (KTA), „Arbeitskreis Offene Kirche“ (AOK) und „Synodalem Gesprächskreis“ (SGK), von denen nur die KTA zunächst fast geschlossen hinter dem eigenen Kandidaten stand: Steffen Jung, der bereits im zweiten Wahlgang wie Martin Schuck der Taktik des „Synodalen Forums“ zum Opfer fiel. Erstaunlich bis unanständig ist dabei nur, dass Schuck (zuerst 14, dann nur noch vier Stimmen) ja selbst der Favorit des „Synodalen Forums“ war.

Was bleibt ist die Erkenntnis, dass es zu guten Entscheidungen auch ohne verbindliche Absprachen zwischen den Gruppen kommen kann. Sie bleiben zwar unverzichtbar, um Entscheidungen vorzubereiten. Die Meinungsführer können nach dieser Tagung aber guten Gewissens darauf verzichten, ihre Mitglieder in Versuchung führen zu wollen, nicht ,,nach eigener Überzeugung ihre Stimme abzugeben“. Die Gruppen sind weder der Kirchenverfassung noch der Geschäftsordnung der Landessynode bekannt. Sie sind keine Fraktionen, und die Synode ist kein Parlament.

Die pfälzische Synode ist die derzeit zweimal jährliche Zusammenkunft der 62 gewählten und acht berufenen Vertreter der protestantischen Landeskirche zwischen Rhein und Saar. Und diese Frauen und Männer müssen sich dann tatsächlich zusammenfinden und notfalls auch zusammenraufen, um gemeinsam zu entscheiden. Die Synode hat bei der Wahl der ersten geistlichen Oberkirchenrätin in der bald 200-jährigen Geschichte der pfälzischen Landeskirche sowie in den Diskussionen um ihr Kirchenverständnis und ihre Vergangenheit im Nationalsozialismus gezeigt: Das geht.

Daher steht diese Tagung sicherlich nicht für das Ende der synodalen Gruppen oder deren bisweilen mühevolle Zusammenarbeit. Sie steht für einen Wandel im Selbstverständnis der Synodalen: Wir arbeiten in den Gruppen, aber denken und entscheiden können wir selbst. Und immer dann, wenn das im Plenum geschieht, zeigt sich die Synode souverän.

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