Das Osterlachen und die weltweite Not

von Klaus Koch

Klaus Koch

Der Brauch des Osterlachens war im späten Mittelalter weitverbreitet. Mit mehr oder weniger gelungenen Witzen – und gelegentlich gar mit üblen Zoten – wollten die Geistlichen von der Kanzel die Gemeinde am Osterfest zum Lachen bringen. Die Menschen verlachten den Tod, der mit Jesu Auferstehung endgültig besiegt war. Ein befreiendes Lachen sollte es sein: für das Leben und für die Hoffnung.

Doch wer am Osterfest 2016 auf die Welt blickt, dem kann das Lachen schnell vergehen. Gewalt, Krieg, Hunger, Flucht, Umweltkatastrophen und Verzweiflung scheinen den Planeten fest im Griff zu haben. Die aktuelle politische Lage bietet wenig Grund zur Hoffnung. In fast allen Teilen der Welt ist die Situation verfahren. Immer wieder scheitern Versuche, einzelne Probleme zu lösen. Und gelingt es der Politik tatsächlich einmal, einen Feuerherd auszutreten, lodern an anderer Stelle sofort neue Flammen. So manchem Gläubigen bleibt angesichts dieser zahlreichen Schreckensbilder nur die viele Jahrhunderte alte Frage: Wie kann Gott das alles nur zulassen?

Doch nie war die Frage so falsch ­gestellt wie heute. Sie müsste vielmehr lauten: Wie können die Menschen das zulassen? Denn die Erde ist durchaus so eingerichtet, dass alle Bewohner gut hier leben könnten. Der Mensch müsste nur so viel Energie in eine gerechte Weltordnung investieren, wie er heute für den Zuwachs des eigenen Besitzes und der eigenen Macht aufwendet. Hunger, Elend und Not wären dann in wahrscheinlich nicht einmal zwei Generationen nahezu ausgerottet.

Doch danach sieht es nicht aus. Im Gegenteil. Gerade in den Teilen der Welt, denen es gut geht, steigt das Bedürfnis, sich abzuschotten. Der gut genährte Bürger in den wohlhabenden Ländern igelt sich ein und vergeht vor Angst um seine Zukunft, sein Hab und Gut. Die Elenden und Ausgebombten hingegen verlassen ihre Heimat mit nicht viel mehr im Gepäck als der Hoffnung auf ein besseres Leben. Vollends paradox wird die Situation, wenn die Reichen dann auch noch die Hilfe für die Armen mit dem Argument ablehnen, sie wollten die christliche Kultur schützen. Es hat nichts mit christlicher Kultur zu tun, von den Zinnen einer gesicherten Grenze zuzuschauen, wie Menschen ausgebombt werden, verhungern oder auf der Flucht ertrinken.

Doch es gibt ein gutes Mittel gegen die um sich greifende populistisch-nationale Angstmacherei: denken. Wer sich die Machtstrukturen anschaut, erkennt rasch, dass es den Menschen in den reichen Ländern nicht deshalb gut geht, weil sie so toll sind, sondern weil es anderen schlecht geht. Ungerechter Welthandel, Waffenexporte, Unterstützung korrupter Eliten in angeblich geostrategisch wichtigen Entwicklungsländern und maßloses Vernichten von Rohstoffen sind nur einige Beispiele. Hier etwas zu ändern, wäre ein starkes Zeichen für die Hoffnung und für das Leben weltweit.

Meistgelesene Leitartikel & Kommentare