Vor 2018: Auf dem Weg zur Bischofskirche?

von Hartmut Metzger

Hartmut Metzger

Auf den ersten Blick hat sich in dieser zwölften Landessynode wenig verändert: 41 Mitglieder der alten Synode wurden erneut gewählt, der Frauenanteil sank auf unter 33 Prozent, zwölf Rentner sitzen unter den 62 Synodalen. Diese 62 Frauen und Männer sind in der Zusammenkunft des gesetzgebenden Gremiums, das über alle Dinge der Evangelischen Kirche der Pfalz souverän entscheiden soll, das Ergebnis der Presbyteriumswahlen vom ­ersten Advent vergangenen Jahres.

Damals hatten sich 4654 Kandidaten in den 19 Kirchenbezirken der Landeskirche zur Verfügung gestellt: Jetzt sitzen zwölf der 19 Dekane unter den 62 gewählten Synodalen. Und es blieb nur deshalb bei der Zahl 12, weil vier Dekaninnen erst gar nicht – oder nicht mehr – wollten und drei Dekane demnächst in den Ruhestand gehen. Da die Dekane mit ihren weitgehenden Rechten, wie der Ordination der Pfarrer, das bischöfliche Element in dieser reformiert geprägten Kirche darstellen, gibt das schon zu denken. Wird aus der 1818 gegründeten „Vereinigten protestantisch-evangelisch-christlichen Kirche der Pfalz“ zur 200-Jahr-Feier etwa eine Bischofskirche?

Diese Entwicklung sollte eigentlich für Gesprächsbedarf sorgen – in den Presbyterien und Synoden sowie in der allgemeinen kirchlichen Öffentlichkeit. Umso dringlicher ist ein solcher Diskurs als alle vier synodalen Sitze in der Kirchenregierung, die für die Pfarrer vorgesehen sind, nun ebenfalls mit Dekanen besetzt sind. Sicherlich: Auch Dekane sind Pfarrer, aber sie sind auch mehr. Sie sind Dienstvorgesetze der Pfarrer und gemeinhin recht nahe bei der Kirchenleitung, vor allem wenn sie ihr mit einem Sitz in der Kirchenregierung schon angehören.

Diese Entwicklung zu einer „Veramtskirchlichung“ der Landessynode zeichnet sich schon seit einigen Synoden ab. Jetzt sitzen dort neben den 22 Pfarrern (darunter die zwölf Dekane) weitere sechs kirchlich Beschäftigte. Das macht schon fast die Hälfte aus, wenn die Berufung weiterer sechs Synodaler im alten Stil mit drei weiteren Pfarrern erfolgt. Aber da regt sich bereits Widerstand: Die neue kirchenpolitische Gruppe, das Synodale Forum, tut der Synode gut. Sie regt jenseits der eingefahrenen Wege zu Diskussionen an und bringt frischen Wind in die verstaubten Reihen – auch wenn sie noch nicht so recht weiß, was im synodalen Plenum machbar und was dort unmöglich ist.

Diese Synode mit ihren vier fast gleich starken Gruppen (KIRCHENBOTE 28) hat sich jedenfalls gut organisiert gezeigt. Die Gruppen sollten bei all den Personalentscheidungen aber nicht übersehen, dass es noch vor dem 200. Unionsjubiläum einen breiten Diskurs über das theologische und presbyterial-synodale Selbstverständnis der „Evangelischen Kirche der Pfalz (Protestantische Landeskirche)“ geben muss. Da es die Gruppen ja offiziell nicht gibt, kann ihnen die inhaltliche Arbeit auch nicht verboten sein.

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