Wenn Reiseprediger sesshaft werden

Evangelische Stadtmission Zweibrücken vor 125 Jahren gegründet – Festgottesdienst ist am 17. Juni

1988 bezogen: Das neue Haus der Stadtmission an der Wallstraße. Foto: Steinmetz

Zweibrücken. Vor 125 Jahren hat sich in Zweibrücken eine evangelische Stadtmission gegründet. Am Sonntag, 17. Juni, wird das runde Jubiläum ab 10 Uhr in der Alexanderskirche mit einem Festgottesdienst gefeiert. Festprediger ist dabei Christian Herrmann aus Ludwigshafen. Sein Thema lautet: „Jesus! Der Erste!“ Anschließend sind die Besucher zum Empfang und Mittagessen im Haus der Stadtmission in der Wallstraße 25 eingeladen, zum Abschluss ist eine Baumpflanzaktion vorgesehen.

Die Evangelische Stadtmission Zweibrücken gehört zur Landeskirche, hat aber einen eigenen, über Spenden finanzierten Prediger und lädt zu Gottesdiensten und sonstigen Veranstaltungen in die eigenen Räumlichkeiten ein. Die ersten Prediger waren keine Stadtmissionare, sondern Reiseprediger. Zu Fuß kamen sie in die Orte, so auch regelmäßig nach Zweibrücken, um den Menschen in der Stadt das Wort Gottes zu verkündigen gemäß ihrem Leitspruch: „Jesus Christus, der Weg, die Wahrheit und das Leben“.

1893 trat der erste Reiseprediger seinen Dienst an, das war die Geburtsstunde der Stadtmission. Zwei weitere Reiseprediger folgten ihm, bis mit dem Kauf des Missionshauses im Januar 1900 der erste sesshafte Stadtmissionar Einzug hielt. Das Haus stand in der heutigen Ritterstraße 23. Dies führte zu einer „regen Entfaltung des Vereinslebens“, wie in einer 1993 erschienenen Festschrift zum 100-jährigen Bestehen zu lesen ist. Von Beginn an war – wie auch heute – der Posaunenchor von großer Bedeutung. 1897 wurde er gegründet und ist einer der ältesten durchgängig spielenden Posaunenchöre in der Pfalz. Älter ist in der Landeskirche nur der Evangelische Posaunenchor Zeiskam, der 1885 gegründet wurde.

Die Wirren des Ersten Weltkriegs gingen auch an der Stadtmission nicht spurlos vorüber. In der Chronik von 1917 steht: „Tiefe Wunden hat der Krieg schon geschlagen. Die ganze Welt ist Deutschlands Feind geworden. Es gilt mit Ausdauer die Lazarette zu besuchen, den Freunden Schriften und Briefe zu senden, die Eltern der Gefallenen sowie die Witwen und Waisen zu trösten.“ Die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg war von Not geprägt, doch die Stadtmission nahm eine aufstrebende Entwicklung. In diese Zeit fiel auch der Neubau des großen Saals in der Ritterstraße neben dem zu klein gewordenen Vereinshaus.

Der Neubau konnte 1926 eingeweiht werden. Während des Zweiten Weltkriegs versuchte der damalige Prediger Briefkontakt zu allen erreichbaren und evakuierten Mitgliedern der Gemeinschaft zu halten. Mit der Zerstörung Zweibrückens am 14. März 1945 wurde auch das Haus der Stadtmission in Schutt und Asche gelegt. Doch die „aus allen Himmelsrichtungen in die zerstörte Stadt Heimgekehrten machten sich erneut ans Werk und brachten Opfer an Zeit, Kraft und Geld, damit die Stadtmission erneut ein eigenes neues Haus bauen konnte“, heißt es in der Festschrift.

1949 konnte das neue, größtenteils aus alten, gesäuberten Steinen errichtete Haus seiner Bestimmung übergeben werden. In den 1980er Jahren stellte sich jedoch heraus, dass die Räumlichkeiten für die vielfältigen Arbeitszweige nicht mehr ausreichten. Da sich der Nachbar der Stadtmission, das St.-Elisabeth-Krankenhaus, vergrößern wollte, wurde der Entschluss gefasst, das alte Stadtmissionshaus zu verkaufen, um an einem neuen Standort zu bauen. Vor 30 Jahren konnte 1988 das Haus in der Wallstraße in Dienst gestellt werden. Dort hält die Stadtmission nicht nur die sonntäglichen Gottesdienste mit gleichzeitigen Kindergottesdiensten ab, sondern bietet in Gesprächskreisen Hilfe in Glaubens- und Lebensfragen an. Die Festschrift von 1993 ist in der Evangelischen Stadtmission Zweibrücken unter Telefon 0 63 32/7 55 50 zu haben. bsg

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