Wenn Hausmeister Bollmann auftritt

Norbert Klein schlüpft im Wichern-Haus in Zweibrücken für die Bewohner in eine andere Rolle

Entführt sein Publikum in frühere Zeiten: Norbert Klein als Hausmeister. Foto: Waldow

Zweibrücken. „Hätte ich das doch bloß nicht gemacht. Dabei habe ich doch nur auf meine Frau gehört. Die ist schuld!“ Laut räsonierend und wild gestikulierend kommt Hausmeister Paul Bollmann auf die Bühne. Sofort zieht er sein Publikum, die Bewohnerinnen und Bewohner des Altenheims Johann-Hinrich-Wichern-Haus in Zweibrücken, in seinen Bann. Aufmerksam verfolgen die Senioren, was den Mann im grauen Kittel, mit beigem Hut auf dem Kopf und Zollstock in der Kitteltasche, so bewegt.

„Am meisten freue ich mich, wenn alle lachen und Spaß haben“, erklärt Paul Bollmann, der eigentlich Norbert Klein heißt und die Abteilung Betreuung in dem Altenhilfezentrum des Landesvereins für Innere Mission in der Pfalz leitet. Vor sechs Jahren erfand er die Figur des Hausmeisters Paul Bollmann, um sein Publikum zu unterhalten. Dass ihm dies offensichtlich gut gelingt, erfüllt den jünger wirkenden 60-Jährigen mit Freude.

Für seine Geschichten schaut er den Menschen auf der Straße und im Seniorenheim auf den Mund. Die besten Sketche liefert ihm der Alltag, bekennt er. „Ich erzähle diese Geschichten in einer anderen Zeit, versetze das Publikum in das frühere Zweibrücken“, erklärt er, warum seine schrulligen Auftritte speziell auf seine Klientel zugeschnitten sind. In Mundart erinnert er an die Zeit, bevor die Fußgängerzone angelegt wurde, berichtet von den alteingesessenen Geschäften wie etwa dem Sinne-Eck, um die Erinnerung zu wecken. Damit provoziere er häufig Zwischenrufe. „Dann komme ich von der Bühne aus mit den Menschen ins Gespräch. Die Zeit dafür habe ich mir in meiner Zeit als Krankenpfleger immer gewünscht“, erklärt er seine Liebe für den „Hausmeister“.

Sein komödiantisches Talent wurde dem „Laien-Kabarettischten und Comedian“, wie er sich bescheiden bezeichnet, in die Wiege gelegt. Eines seiner Lieblingsthemen ist sein Stadtteil Ernstweiler mit seiner „Dzischeuner-Geschichte“. Einmal im Monat, manchmal auch öfter, tritt er mit neuen Geschichten auf. 20 bis 30 Minuten, so lange seine Zuschauer ihm konzentriert folgen können. „Vorbereitet und doch spontan“, sagt er. Hin und wieder notiere er sich Stichworte, vor allem, wenn ihm unterwegs im Alltag neue Ideen kommen. „Manchmal setze ich mich ins Eiskaffee und beobachte die Menschen. Danach habe ich immer Stoff für neue Auftritte“, berichtet er. Davon profitiert auch sein großer Freundes- und Bekanntenkreis, denn gerne lässt sich Norbert Klein als Unterhalter einladen. Seine Lieblingsrolle ist Udo Lindenberg. Ihn hat der erklärte Deutsch-Rock-Fan nicht nur persönlich kennengelernt bei einem seiner zahlreichen Konzertbesuche, sondern auch regelrecht studiert. Ebenso wie Dieter Hildebrandt oder Hanns Dieter Hüsch, mit dem er sich ebenfalls einmal unterhalten hat.

Seit 32 Jahren arbeitet Norbert Klein im Johann-Hinrich-Wichern-Haus und gehört damit fast zum Inventar. Seit der examinierte Krankenpfleger als Betreuungsleiter eingesetzt ist, organisiert er Unterhaltungsprogramme, Konzerte, Ausflüge, die vielen Feste im Jahr und ersinnt immer wieder neue Möglichkeiten, um „seine“ Senioren zu unterhalten und ihnen ein Stück Lebensfreude zu schenken. Vereinzelt ist Norbert Klein auch schon in anderen Einrichtungen für Senioren oder bei evangelischen Kirchengemeinden aufgetreten. Er sagt: „Wenn es meine Zeit erlaubt, mache ich das gerne.“ cvw

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