Weiteres Schiff soll Flüchtlinge retten

Breites Bündnis finanziert Kauf des Schiffs „Sea-Eye 4“ – Sterben auf dem Mittelmeer nimmt kein Ende

Liegt noch im Rostocker Hafen: Die „Sea-Eye 4“ soll für ihre Rettungseinsätze im Mittelmeer ausgerüstet werden. Foto: epd

Das kirchlich initiierte Bündnis „United4Rescue“ wird den Kauf und maßgeblich auch den Umbau des neuen Rettungsschiffs „Sea-Eye 4“ finanzieren. Wie der Betreiber, die Regensburger Seenotrettungsorganisation „Sea-Eye“, mitteilte, liegt das ehemalige Offshore-Versorgungsschiff im Hafen von Rostock und soll für seine Rettungseinsätze im Mittelmeer ausgerüstet werden. „United4Rescue“ unterstützt bereits das Rettungsschiff „Sea-Watch 4“, das in Italien festgesetzt ist. Dem Bündnis gehören mehr als 660 zivilgesellschaftliche Gruppen an, darunter die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD).

Der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm begrüßte die Finanzierung des neuen Bündnisschiffs: „Ich bin dankbar dafür, dass Sea-Eye nun ein weiteres Schiff in den Einsatz im Mittelmeer bringen kann.“ Gerade die letzten Tage hätten gezeigt, wie dringend notwendig das ist. „Das konkrete Handeln der zivilen Seenotretter überwindet die Ohnmacht, die wir empfinden, wenn wir die Bilder von ertrinkenden Menschen im Mittelmeer sehen. Nur durch unsere Unterstützung können sie gerettet werden.“

„Ohne die Unterstützung durch das Bündnis wäre der Kauf eines so großen Schiffs für uns unvorstellbar geblieben“, sagte Sea-Eye-Vorsitzender Gorden Isler. Mit seinen 55 Metern Länge und elf Metern Breite sei es größer als das derzeitige Rettungsschiff „Alan Kurdi“ der Organisation. Die „Sea-Eye 4“ werde in der Lage sein, mehr Menschen aufzunehmen als die bisherigen Sea-Eye-Schiffe. Sea-Eye rettete nach eigenen Angaben seit 2016 mehr als 15000 Menschen im Mittelmeer das Leben.

Bei der „Sea-Watch 4“ habe das Bündnis so viel Unterstützung erfahren, dass man beschlossen habe: „Wir schicken noch ein Schiff“, so Sandra Bils, Gründungsmitglied von „United4Rescue“. Bedford-Strohm betonte, dass die evangelische Kirche auch in Zukunft die zivile Seenotrettung nach Kräften unterstützen werde, „solange Menschen weiter zu Hunderten im Mittelmeer ertrinken und niemand sonst sie rettet“.

Das Bündnis wird sich mit 434000 Euro am Projekt beteiligen. Um die „Sea-Eye 4“ in den Einsatz schicken zu können, hat „United4Rescue“ eine Spendenkampagne auf der Inter­net­sei­te www.wirschickennocheinschiff.de gestartet. Laut Sea-Eye-Informationen ist die spanische „Open Arms“ derzeit das einzige zivile Rettungsschiff auf dem Mittelmeer. Die anderen sechs zivilen Hochseeschiffe seien wegen angeblich technischer Mängel festgesetzt. Weil es kaum legale Fluchtwege gibt, wagten Menschen weiterhin die lebensgefährliche Überfahrt über das Mittelmeer. epd

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