Tornado hat Kirchturmdach aus der Verankerung gelöst

Notdach für Martinskirche in Battenberg – Sanierungskosten auf rund 100 000 Euro geschätzt – Finanzierung mit Fundraising und Spenden

Die blaue Abdeckplane schützt das Kirchturmdach vor Feuchtigkeit: Die Martinskirche in Battenberg. Foto: Link

Stärker als zunächst geschätzt ist der Turm der denkmalgeschützten Martinskirche in Battenberg durch den Tornado beschädigt worden, der am 12. Juli durch das Leiningerland gezogen ist. Das sagte Pfarrer Christopher Markutzik aus Sausenheim dem KIRCHENBOTEN. Er verwaltet in der eineinhalbjährigen Vakanzzeit, die jetzt zu Ende geht, die Gemeinde mit.

Auf „rund 100.000 Euro“ schätze Fachmann Uwe Lackner von der landeskirchlichen Bauabteilung die Kosten für die Instandsetzung des Kirchturms, sagte der Pfarrer. Gemeinsam mit einem Dachdeckermeister hätten Lackner und er die Schäden begutachtet. Während das Dach auf dem zweigeteilten Kirchenschiff verschont geblieben sei, habe es den Kirchturm mit voller Wucht getroffen. „Der starke Wind hat das Turmgebälk von unten angehoben und gelöst“, so Markutzik. Die Firststeine als oberste Reihe der Dacheindeckung auf dem Turm seien ebenfalls lose und mit Ziegeln teils heruntergeweht worden. Zudem habe sich die Vermörtelung zwischen Ziegeln an der Giebelseite gelöst, das Dachgebälk sei marode und müsse erneuert werden.

Auch habe die Sandsteinmauer des Turms aus dem 13. Jahrhundert Risse. Gottesdienste könnten in der Kirche, deren Turm eingerüstet sei, zwar stattfinden. Doch könnten die Glocken, die zum Gottesdienstbesuch rufen und während des Vaterunsers erklingen, aus Sicherheitsgründen nicht geläutet werden. Inzwischen habe eine Dachdeckerfirma das Kirchturmdach mit einer Plane abgedeckt, sodass durch dieses Notdach kein Regenwasser eindringen könne. Jene Kosten, die durch die Sturmschäden entstanden seien, würden durch die Gebäudeversicherung der Kirchengemeinde abgedeckt. Doch ein erheblicher Teil der Schadenssumme von 100000 Euro müsse von der Kirchengemeinde getragen werden. „Die Summe ist immens, dafür reichen die Rücklagen bei Weitem nicht aus“, sagte Markutzik. Er schätze, dass ein Viertel, also rund 25000 Euro von der Versicherung erstattet werde, und bis zu drei Viertel, also bis zu 75000 Euro von der Gemeinde zu stemmen seien.

Bei der ersten Presbytersitzung nach dem Tornado in der vierten Juliwoche seien von den acht Mitgliedern des erweiterten Presbyteriums konstruktive und pragmatische Ideen gekommen, um die Kasse mit Fundraisingaktionen aufzubessern. Zwei örtliche Weingüter, die der Kirchengemeinde naheständen, hätten signalisiert, „Battenberger Turmweine“ auflegen zu wollen. Mit deren Verkauf könne über mehrere Jahre Geld für die Instandsetzung fließen. Ob die Weine schon auf dem Bauernmarkt am 3. Oktober in Battenberg angeboten werden, konnte der Pfarrer nicht versprechen. „Aber garantiert sammelt die Kirchengemeinde dann schon Spenden“, weiß Markutzik.

Auch einen monatlichen Turmtreff nach Vorbild des Feierabendtreffs der Kirchengemeinde Sausenheim könnten sich die Battenberger vorstellen. Der Erlös aus dem Verkauf von Getränken und Speisen komme dann ebenfalls der Turmreparatur zugute. Weitere Ideen wolle das Presbyterium mit seinem neuen Gemeindepfarrer Sascha Weber entwickeln, der am Sonntag, 17. August, ab 17 Uhr während eines Gottesdiensts in Kirchheim in der protestantischen Kirche St. Andreas eingeführt werde.

Die frühgotische Martinskirche aus der Zeit um 1200 ist das älteste Gebäude in Battenberg. Es sind ältere Gebäudeteile vorhanden, die eventuell von einem Vorgängerbau stammen. Ab 1566 war der Sakralbau als Teil der lutherischen Grafschaft Leiningen eine Pfarrkirche dieser Konfession. Red

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