Profilierter Protestant und charismatischer Kulturmensch

Gustav-Adolf Bähr im Alter von 81 Jahren gestorben - Als Synodalpräsident 18 Jahre lang inhaltliche und programmatische Akzente gesetzt

Einsatz für selbstbewusste Laien im Protestantismus: Gustav-Adolf Bähr. Foto: LM

Einer der profiliertesten Köpfe in der pfälzischen Landeskirche und in der rheinland-pfälzischen Kulturszene ist tot: Gustav-Adolf Bähr ist am vergangenen Montag in Neustadt im Alter von 81 Jahren an den Folgen eines Schlaganfalls gestorben. Das gab seine Familie bekannt. Bährs Name ist untrennbar mit der Gründung und dem überregionalen Ruf des Kulturzentrums Herrenhof im Neustadter Ortsteil Mußbach verbunden. Von 1979 bis 1997 war der überzeugte Pfälzer Protestant Präsident der Landessynode, der er seit 1972 angehörte.

Kirchenpräsident Christian Schad bezeichnete Bähr als engagierten und streitbaren Pfälzer Protestanten. Als Synodalpräsident habe er „nicht nur souverän moderiert, sondern auch deutliche inhaltliche, zuweilen programmatische Akzente gesetzt“. Dabei sei es ihm durchweg um die Stärkung des Laienelements in der evangelischen Kirche sowie der Kirchengemeinden vor Ort gegangen, sagte Schad.

Gustav-Adolf Bähr wurde 1938 in Mutterstadt geboren und wuchs mit neun Geschwistern in einem Pfarrhaus auf. Er studierte in Mannheim, Heidelberg und Wien Gesang, Schauspiel, Germanistik, Theaterwissenschaften, Regie und Dramaturgie. Seit 1965 arbeitete er beim damaligen Südwestfunk in Baden-Baden, wo er ab 1979 bis zu seinem Ruhestand Hauptabteilungsleiter Kultur, Wissenschaft, Kirche und Zeitgeschehen war.

1974 wurde Bähr als Prädikant der Landeskirche zur Wortverkündigung und Sakramentsverwaltung ordiniert. 1998 kandidierte er als Laie für das Amt des Kirchenpräsidenten gegen die Oberkirchenräte Klaus Bümlein und Eberhard Cherdron, der letztlich gewählt wurde. Für sein Selbstverständnis als überzeugter Protestant waren Ämter für Bähr jedoch nicht entscheidend: „Ich brauche kein Klerusamt in einer Hierarchie“, sagte er. In einer recht verstandenen Kirche gehe es nicht um die Macht, sondern darum, dass jeder dem anderen als Christ nahe sein könne. Als Prädikant habe er schon Schwierigkeiten den Talar anzuziehen: „Eine Schutzkleidung: Ich bin die Kirche; das bin ich aber nur, wenn ich Kirche für andere bin.“

Ab den frühen 1980er Jahren engagierte sich Bähr beim Aufbau des ehemaligen Johanniterguts Herrenhof im Neustadter Ortsteil Mußbach zu einem Kulturzentrum. Dabei gelang es ihm, mit seinem Charisma und seiner Begeisterungsfähigkeit viele Mußbacher Bürger und Vereine für dieses Projekt zu gewinnen. Er wurde so zum geistigen Vater einer der größten Kulturinitiativen in Rheinland-Pfalz. Bis 2018 war Bähr 35 Jahre lang Vorsitzender der Fördergemeinschaft, danach wurde er deren Ehrenvorsitzender.

Für sein kulturelles Engagement wurde Gustav-Adolf Bähr mit zahlreichen Preisen, unter anderem mit dem Bundesverdienstkreuz, ausgezeichnet. Er lebte mit seiner Frau, die 2013 gestorben ist, seit den 1960er Jahren wieder in Mußbach, wo sein Vater nach seiner Zeit in Mutterstadt Pfarrer war. Das Paar hat drei Kinder.

Von 1966 bis zu seinem Tod gehörte Bähr dem Presbyterium der Mußbacher Johanneskirchengemeinde an – mit einer kleinen Pause in den Jahren 1996 bis 2002. Das war damals, 1996, als er nach 30 Jahren den Vorsitz der Bezirkssynode Neustadt und nach 18 Jahren das Präsidentenamt der Landessynode aufgegeben hatte. Klaus Koch

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