Ohrwürmer bald in aller Munde

Am ersten Advent wird mit den neuen Perikopen auch ein neues Liederbuch im Gottesdienst verankert

Macht mit seinen 124 neuen Titeln noch mehr Lust aufs Singen: Das jetzt erschienene Liederbuch. Fotos: Iversen

46 Veranstaltungen widmen sich 2019 dem neuen Liederheft.

Schon der haptische Eindruck ist bestechend: Man mag sie gerne zur Hand nehmen, die brandneue Sammlung „Wo wir dich loben, wachsen neue Lieder – plus“. Jetzt mit festem Einband hat sich das eselsohrenaffine Heft von 2005 zu einem Buch gemausert. Der blaue Einband und die farbexpressive Frontansicht des Vorgängers, der zuweilen etwas nüchtern mit „Anhang“ – an das Evangelische Gesangbuch (EG) – abgetan wurde, sind beibehalten. Klar, Wiedererkennung! Denn nichts von damals ist verworfen, nur ergänzt.

Kleine Rückschau. Als das neue Liederbüchlein – damals wie heute durch eine Kommission aus theologisch-kirchenmusikalischen Experten der Landeskirchen Baden, Württemberg, Pfalz und Elsass-Lothringen mit großer Sorgfalt zusammengestellt – den Kirchengemeinden für den Gottesdienst angedient wurde, war die Resonanz zunächst verhalten. Man schaffte sich das Teil an, stapelte es neben die Gesangbücher am Eingang. Und brachte es ab und an, mit maximal einem verschämten Lied, im Gottesdienst zum Einsatz.

Es gab allerdings einzelne Titel aus dem ungewohnten Fundus, die es ziemlich rasch mit den vertrauten Chorälen aus dem EG aufnehmen konnten. „Gott, dein guter Segen“ (44) ist so ein Renner; der Kanon „Lobe den Herrn, meine Seele“ (68); oder Text und Weise von „Wo Menschen sich vergessen“ (93). Die blieben als Ohrwürmer haften. Gar nicht so schlimm, mochte mancher staunen, wenn die Musik mal nicht im altertümlichen Kleid der Kirchentonarten daherkommt.

Einen Beauftragten für Popularmusik gab es 2005 in der Landeskirche noch nicht; Gospel- und Jugendchöre sowie Bands schon, etwas am Rande der offiziellen Wahrnehmung angesiedelt. Aber 13 Jahre bieten viel Raum für Veränderung. Der Bestand an popularmusikalischen Ensembles hat mächtig zugelegt. Die tragen ihr Liedgut ganz selbstverständlich in die Gemeinden. Diese wiederum sollen mitsingen können, wenn es grooved und swingt und die Texte auch mal im ganz zeitgemäßen Alltagsjargon daherkommen. Gemeinde abholen und mitnehmen ins Jetzt.

Am ersten Adventssamstag, 1. Dezember, 18 Uhr, feiert nun das neue Liederbuch Taufe. In der Christuskirche Otterbach werden Oberkirchenrat Manfred Sutter, Landeskirchenmusikdirektor Jochen Steuerwald und Bezirkskantor Maurice-Antoine Croissant dem neuen Kompendium für den zeitgemäßen Ton ein würdiges Entree bereiten.

Den 94 „historischen“ Titeln haben sich jetzt 124 neue hinzugesellt, teils aus regionalen Liederbüchern der Landeskirchen transferiert, ökumenisch aufgestellt, auch hinsichtlich ihrer europaaffinen Ausrichtung. Dass im Mehrsprachendruck vor allem das Französische gewichtet ist – klar. Aber auch englische und spanische Kirchenlyrik findet Verwendung, ebenso Verse aus der jüdischen Liturgie. Die Herkunft der Texte und Melodien spannt sich international weit. Es zählen die Botschaft und die Qualität der poetischen und musikalischen Vermittlung.

Denn – und das verdient nicht nur am Rande Beachtung – mit dem neuen Buch stehen auch gleichzeitig alle neuen Wochenlieder und -psalmen zur Verfügung, die zusammen mit der neuen Perikopenordnung am ersten Advent verbindlich eingeführt werden. Aufgelegt hat das Liederbuch wiederum der Kirchenverlag Strube, der viele Ergänzungsmaterialien anbietet. So gibt es Begleitbücher für Orgel, Klavier und Blechbläser sowie ein „Band-Paket“. Auch eine Großdruckausgabe kann geordert werden. Und wie bei der Vorgängersammlung wird ein Chorbuch angeboten, das mit 60 mehrstimmigen Chorsätzen aufwartet. Eine CD-Rom enthält digitale Daten aller Lieder.

Mehr als 15000 Bücher haben die pfälzischen Kirchengemeinden bislang bestellt. Bis Februar 2019 gelten noch Vorzugspreise. Beim Liederbuch sind das 5,90 Euro pro Exemplar gegenüber 12,80 Euro Regulärpreis. Dass die Gemeinden ihrer Neuerwerbung auch ein erstes Podium bereiten, dafür stehen diesmal alle Zeichen auf Fahrt. Mit seinen Kantorenkollegen Tobias Markutzik und Stefan Ulrich hat Maurice-Antoine Croissant früh für Einführungsveranstaltungen geworben, zusammen mit engagierten Akteuren des „Runden Tisches Popularmusik“ alles zusammengetragen, was willig den Finger gehoben hat.

So ist ein Flyer entstanden, der alle diesbezüglichen Veranstaltungen des Jahres 2019 bündelt: 46 Termine zwischen Neunkirchen und Speyer, vom Mitsing-Gottesdienst über musikalische Vesper und Posaunenrezital bis Bandsession. Schon im Dezember 2018 gibt es fünf weitere Einführungen.

Angeboten werden auch Workshops, Fortbildungen und Sonderaktionen, etwa „Neue Lieder zur Taste“ vom 25. bis 27. Oktober 2019 in Landau oder der „WWL2-Marathon“, bei dem am Pfingstsonntag, 9. Juni 2019, zwischen 11 und 18 Uhr der gesamte Neubestand des Plus-Buchs in den sechs Pirmasenser Kirchen durchlaufen werden soll.

Ach ja, und wie alles, was es im Zeitalter der smarten Schlagworte zu gewisser Popularität schafft, ist auch das neue Liederbuch schon per griffigen Abkürzungen lässig in aller Munde: „Wowidilo“ – klingt ein bisschen nach Opa Hoppenstedt, ist dennoch ein Zungenschmeichler. „WWL“ ist – kurz und bündig – ebenfalls in Umlauf. „Wowidilowanelipl“ wäre konsequent, aber unaussprechlich. „Neue Lieder plus“ dagegen klingt nicht so hipp. Hauptsache halt, man spricht darüber und singt und spielt daraus. Gertie Pohlit

Bestellungen an kirchenmusik(at)nospamevkirchepfalz.de oder über die Internetseite www.evkirchenmusikpfalz.de

Einführungen

Samstag, 1. Dezember, 18 Uhr, Christuskirche Otterbach: zentraler Gottesdienst zur Einführung.

Sonntag, 2. Dezember, 9.30 und 10.15 Uhr, Marktkirche Bad Bergzabern: Gottesdienst und Matinee mit offenem Singen; Kinderkantorei Bad Bergzabern und Combo.

Sonntag, 2. Dezember, 10 Uhr, St. Georgskirche Kandel: Band-Gottesdienst mit Pfarrer Arne Dembek und Peter Eck mit Band sowie Bezirkskantor Wolfgang Heilmann.

Sonntag, 2. Dezember, 10 Uhr, Peterskirche Kirchheimbolanden: Gottesdienst mit dem Chor „New Way“. Leitung: Martin Reitzig.

Sonntag, 9. Dezember, 11 Uhr, Gedächtniskirche Speyer: Gottesdienst mit Kirchenmusikdirektor Robert Sattelberger und Team. gpo

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