Kleines Stahlkreuz für das ganze Leben geschmiedet

Konfirmanden stellen in der Wappenschmiede in Elmstein Kreuze aus Baustahl her – Das Thema des Konfirmationsgottesdiensts am 19. Mai

In der Esse der Wappenschmiede in Elmstein lodert Steinkohle. Sie liefert die Energie, um Eisen und Stahl zu schmelzen und zu formen. Foto: LM

Leitet beim Schmieden an: Markus Urban (rechts) hilft den Konfirmanden beim Schlagen der Kreuzenden auf dem Amboss. Foto: LM

„Davon habe ich vielleicht mein ganzes Leben lang etwas“, sagt Leon Friedewald und wiegt ein kleines schmiedeeisernes Kreuz in seiner rechten Hand. Das hat der 14-Jährige soeben in der Wappenschmiede Elmstein hergestellt – ebenso wie seine 33 Mitkonfirmanden aus Lambrecht, Lindenberg und Elmstein ihr eigenes Konfirmandenkreuz geschmiedet haben. Sein Exemplar solle einen Platz im Wohnzimmer bekommen, wo alle es sehen können, entscheidet Leon.

Gemeindepfarrer Martin Groß hatte die Idee, die historische Wappenschmiede in seinem Pfarrbezirk in die Konfirmandenarbeit einzubinden. „Wo gibt es sonst eine solche Einrichtung? Außerdem kann man hier das wichtigste christliche Symbol herstellen“, sagt er und freut sich am Ende des gemeinschaftlichen Werkelns darüber, dass alle Jugendlichen so motiviert mitgearbeitet und auf ihren eigentlich freien Samstag verzichtet haben.

Angeleitet werden sie von Kunstschmied Thomas Edrich und Werkzeugmacher Markus Urban. Beide geben in der Schmiede, die 1792 gegründet wurde und seit einigen Jahren im Besitz der Gemeinde Elmstein ist, Kurse für Interessierte. Die beiden sind Mitglieder des Fördervereins der historischen Wappenschmiede, der sich im April 2012 gegründet hat. Ziel ist, die Schmiede als „arbeitendes Museum“ mit Schmiedevorführungen, Schmiedekursen und Mitmachangeboten interessierten Besuchern nahezubringen. In einer großen Esse, in der Steinkohle glüht, wird das Eisen zur Bearbeitung erhitzt.

„So, jetzt nimm bitte den großen Hammer und schlage ein paar Mal auf die vier Enden des Kreuzes drauf“, ermuntert Edrich die 13-jährige Nele Kuntz. Ausgerüstet mit Schutzbrille und dicker Schürze, die vor Funkenflug schützt, hebt die Konfirmandin den wuchtigen Hammer und schlägt mehrmals der Reihe nach auf die vier Enden des Kreuzes aus Baustahl, das auf dem Amboss liegt.

Edrich, der ihr nur durch den Amboss getrennt gegenüber steht, hält es an der anderen Seite mit einer Zange fest, sodass es nicht herunterfallen kann. Alle vier Enden sind jetzt etwas breiter als die beiden Metallstäbe. „Jetzt bekommen die Enden noch je zwei Kerben“, erklärt Edrich. Er zeigt ihr den sogenannten Kehlhammer, der spitz zuläuft. Der Kunstschmied setzt ihn auf dem Metall an, Nele schlägt drauf. So geht es achtmal. Dann darf sie das rund 14 Zentimeter große Kreuz mit der Zange nehmen, zum großen Wassereimer tragen und es darin abkühlen. Mit einem Zischen taucht das Kreuz ein. Zum Schluss darf die Konfirmandin ein wenig weißes Wachs aufs Kreuz träufeln, das gibt Patina, und die Kerben an dem Kreuz werden sichtbarer.

Zusammengehalten werden die beiden Stäbe in der Mitte des Kreuzes durch eine Metallniete, die die Jugendlichen ebenfalls unter Anleitung von Edrich befestigt haben. Zunächst mussten jedoch beide Stäbe rechtwinklig übereinandergelegt werden. Mit einem sogenannten Setzhammer wurde dann der waagerechte Stab so abgeknickt, dass er sich in der Mitte wie ein Scharnier um den senkrechten schmiegt. Anschließend wurde mit dem Metallbohrer das Loch für die Niete gebohrt.

„Die handgearbeiteten Kreuze werden beim Konfirmationsgottesdienst am 19. Mai in den Mittelpunkt gerückt“, kündigt Pfarrer Martin Groß an. Weil seine Konfirmandengruppe mit 34 Mädchen und Jungen recht groß ist, hat er sie am Morgen aufgeteilt. Die Elmsteiner Jugendlichen – mit Heimvorteil ausgestattet – durften zuerst schmieden. Währenddessen beschäftigten sich in der Kirche die Lambrechter und Lindenberger mit verschiedenen Arten von Kreuzen.

„Wir wissen jetzt, es gibt das orthodoxe Kreuz, das Kruzifix, das keltische Kreuz, das rote Kreuz vom Deutschen Roten Kreuz und so weiter“, zählt Gianluca Keller auf. Auch Bibelarbeiten mit Geschichten vom Kreuz standen für die Konfirmanden mit ihrem Pfarrer auf dem Programm. Zum Schluss durften sie für die Elmsteiner Konfirmanden Puzzleteile in der Kirche verstecken, die zusammengesetzt ein Kreuz ergaben. Ingelore Dohrenbusch

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