Katholische Frauen streiken für grundlegende Reformen

Eine Woche keine Kirche betreten und keine ehrenamtlichen Dienste geleistet – Wiesemann für Diakoninnenweihe – Papst unentschieden

„Maria 2.0“: Die Initiative fordert Zugang zu allen Ämtern, ein Ende des Pflichtzölibats und die Aufklärung von Missbrauch. Foto: kfb

Der Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann will sich nach den Worten seines Generalvikars Andreas Sturm für die Weihe von Frauen zu Diakoninnen einsetzen. Die Kirche brauche auf allen Ebenen Frauen, die sich engagieren, sagte Sturm im Gespräch mit dem Südwestrundfunk. Er könne die Wut, die Trauer und den Ärger der Frauen darüber verstehen, dass sie von der Kirche seit Jahrzehnten hingehalten werden.

Die Weihe von Frauen sei derzeit ein Thema in der katholischen Kirche, sagte Sturm. Das Bistum Speyer könne zwar alleine nichts entscheiden, aber die Verantwortlichen in Speyer und in Rom müssten sich bewegen. Er werde in seiner Position alles dafür tun, dass es Diakoninnen geben werde, sagte Sturm. Es genüge nicht, immer wieder auf die Tradition zu verweisen, dass seit Jahrhunderten Frauen keine geistlichen Ämtern innehaben dürften. In den ersten Jahrhunderten der Kirche habe es Diakoninnen gegeben. Dafür gebe es Zeugnisse in der Heiligen Schrift.

Katholische Frauen in Deutschland haben in der vergangenen Woche gestreikt, um Reformen innerhalb der Kirche anzustoßen. Dazu aufgerufen hat die katholische Frauenbewegung „Maria 2.0“ aus Münster. Die Initiatorinnen treten unter anderem für den Zugang von Frauen zu allen Ämtern der Kirche, die Aufhebung des Pflichtzölibats und eine umfassende Aufklärung von sexuellem Missbrauch durch Priester ein. Bis zu diesem Sonntag wollten die Streikenden keine Kirche betreten und auch keine ehrenamtlichen Dienste verrichten.

Die Resonanz auf die Initiative war nach Angaben der Initiatorinnen riesig. Mehr als 100 Gemeinden hätten sich angeschlossen. Da die Kampagne sich hauptsächlich über soziale Medien wie Facebook organisiert und mit Online-Petitionen um Unterschriften wirbt, haben sich die Organisatorinnen den Namen „Maria 2.0“ gegeben.

Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode unterstützt die Frauenbewegung. „Ich finde die Aktion gut, um ein Zeichen zu setzen für mehr Beteiligung von Frauen in der katholischen Kirche“, sagte Bode, der auch Vorsitzender der Frauenkommission in der Deutschen Bischofskonferenz ist. Bode betonte, er tue sich zwar schwer damit, wenn Frauen am Sonntag auch die Eucharistiegemeinschaft aufkündigen und in Pfarrsälen eigene Feiern abhalten. „Aber die Ungeduld vieler Frauen in der katholischen Kirche muss man sehr wahrnehmen. Dahinter steckt eine ganz tiefe Verletzung, dass sie sich in Kirche nicht so angenommen fühlen, wie es ihrem Einsatz entspricht.“ Eine Möglichkeit, auch Weiheämter für Frauen zu öffnen, könnte eine Weihe zu Diakoninnen sein, erklärte Bode. Das werde derzeit in der Bischofskonferenz ernsthaft diskutiert. Bislang können in der katholischen Kirche verheiratete Männer zu Diakonen geweiht werden. Sie taufen, beerdigen, predigen und assistieren in der Eucharistiefeier und bei Trauungen. Bode sieht allerdings in absehbarer Zeit noch keine Chance, dass das Priesteramt für Frauen geöffnet wird.

Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, sieht ebenfalls kaum Chancen für eine baldige Öffnung des Priesteramts für Frauen. „Die Frage nach dem Priestertum für Frauen in der katholischen Kirche kann nicht mal eben schnell in Deutschland entschieden werden“, sagte er und ergänzte: „Das ist eine weltkirchliche Frage und die muss weltkirchlich in Rom entschieden werden.“ Dennoch habe das ZdK seine Frühjahrsvollversammlung in Mainz unter anderem mit der Forderung beendet, Frauen zu allen kirchlichen Ämtern zuzulassen.

Papst Franziskus hat vor wenigen Tagen erklärt, dass er noch keine endgültige Entscheidung darüber fällen werde, ob Frauen in der katholischen Kirche zu Diakoninnen geweiht werden. Die von ihm zu diesem Thema eingesetzte Studienkommission sei zu keinem eindeutigen Ergebnis gekommen. Die Kommission war beauftragt worden zu überprüfen, welche Rolle Diakoninnen während der Zeit der frühen Christen in der Kirche eingenommen haben. Unter den Mitgliedern der Kommission habe es unterschiedliche Auffassungen darüber gegeben, ob die Weihe von Frauen mit derselben Formel wie bei Männern erfolgte. Vor einer Entscheidung über Diakoninnenweihen seien in jedem Fall weitere Untersuchungen nötig. epd

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