Jugend nimmt die Zukunft in die Hand

von Florian Riesterer

Florian Riesterer

Adenauer war 81, als er 1957 die Römischen Verträge unterschrieb, Charles de Gaulle jenseits der 70, als er seine Vision von einem Europa der Vaterländer verkündete. Helmut Kohl und François Mitterand als Motor der europäischen Integration Mitte der 1980er Jahre hatten die 50 beziehungsweise 60 schon weit überschritten. Die Konstrukteure Europas, so könnte man sagen, waren ältere Männer. Zwei Generationen später sind sie Geschichte. Die Idee eines Europas als Wertegemeinschaft lebt. Noch.

Großbritannien ist drauf und dran, Europa zu verlassen. Ungarn und Polen ­beschreiten eigene Wege bei der Aufnahme von Flüchtlingen. Spannend wird sein, ob die EU wenigstens beim Thema Klima mit einer Stimme sprechen kann. Die Jugend macht es vor. Die „Fridays for Future“-Bewegung der erst 16-jährigen Greta Thunberg versammelt Jugendliche hinter sich auf der Straße. Demonstrieren statt dahinzudämmern. „Aufstehen für …“ heißt der diesjährige Konfitag im Dekanat Speyer, bei dem in der Eröffnungsandacht Malala Yousafzai zu sehen ist. Die 21-Jährige erhielt mit 17 Jahren den Friedensnobelpreis, stellte mit elf den ersten Blog gegen Gewalt der Taliban ins Netz. Inspiration, selbst aktiv zu werden.

Rund 75 Millionen Europäer sind zwischen 15 und 25 Jahre alt. Es sind diese jungen Menschen, die sich für Integration auf dem Kontinent einsetzen müssen. Einfluss auf ihre Haltung hat die Bildung. Mehr Wissen, mehr Austausch führt zu mehr Offenheit und dem Gefühl, dass Europa attraktiv ist, erfahren Berufsschüler aus Neustadt und Lothringen bei einem gemeinsamen Projekt. Aber auch, dass Europa keine Selbstverständlichkeit ist. Die Brexit-Gegner mussten das schmerzhaft erleben.

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