Im Zeichen großer Verunsicherung

Synode sucht mit fremder Hilfe Antworten auf Zukunftsfragen – Konkreter Visionsprozess zurückgestellt

Suche nach guten Optionen: Landessynode im Diakonissenmutterhaus. Foto: Landry

Die Kirche wird kleiner und finanziell ärmer. Kirchenpräsident Christian Schad wird nicht müde, auf diese Tatsache hinzuweisen. Diese Erkenntnis prägte auch über weite Strecken die viertägige Sitzung der Landessynode. Die Verunsicherung der Synodalen angesichts der Prognosen über die Mitgliederentwicklung war allgegenwärtig.

Mit spürbarer Spannung erwarteten die Synodalen dann auch den Bericht einer Konsolidierungskommission, die ohne Denkverbote über Einsparungen beraten soll. Da diese Kommission jedoch erst einmal getagt hat, blieb die Katze im Sack. Der Vorsitzende des Finanzausschusses, Helmuth Morgenthaler, und Finanzdezernentin Karin Kessel berichteten weitgehend über Formalien wie die Mitglieder des Gremiums, seine Tagesordnung und seine Vorgehensweise. Mitgeteilt wurde auch, dass externe Fachleute die Arbeit begleiten.

Solche externe Beratungen sind ein beliebtes Mittel der Landeskirche, wenn es um Veränderungen geht. Offensichtlich traut die Landeskirche ihren Bordmitteln nicht. Externe, so die Hoffnung, finden vielleicht leichter den Königsweg, wie eine kleine und arme Kirche weiterhin mit Leben gefüllt werden kann. Eingekaufte Expertise soll unter anderem helfen beim Reformieren des Landeskirchenrats, des Diakonischen Werks und eben auch bei der Sparkommission.

Doch während der Frühjahrstagung wurde deutlich, dass die seit Jahren anhaltende Fixierung der Kirche auf ökonomische Fragen zunehmend skeptisch gesehen wird. Synodalpräsident Hermann Lorenz warnte davor, die Zukunft nur unter finanziellen Gesichtspunkten zu diskutieren. Die vordringliche Aufgabe der Kirche sei es, den Glauben der Mitglieder zu stärken und ausgetretene Menschen zurückzugewinnen. Dabei müsse sie sich die Frage stellen, was sie in der Vergangenheit falsch gemacht habe, da laut unterschiedlicher Studien selbst unter Kirchenmitgliedern der Glaube verloren gehe.

Viele ihrer derzeitigen Tätigkeiten habe die Kirche begonnen, als es ihr wirtschaftlich gut ging, konstatierte Lorenz. Nun müssten diese Aktivitäten auf den Prüfstand gestellt werden, da sie offensichtlich weder den Glauben der Kirchenmitglieder gestärkt noch missionarische Impulse für die Gesamtbevölkerung gebracht hätten.

Karin Kessel will zukünftig die emotionale Komponente beim Sparkurs stärker berücksichtigen. Der Abschied von Liebgewonnenem macht nach ihrer Beobachtung zunehmend mürbe und niedergeschlagen. Deshalb solle das Gelingen stärker in den Blick genommen werden. Sie sei zuversichtlich, dass die Kirche gute Optionen für die Zukunft finden werde. Sie baue dabei auf den gemeinsamen Glauben, von dem alle in der Kirche getragen würden.

Die für Planungsfragen zuständige Oberkirchenrätin Marianne Wagner misstraut offenbar auch der Wirkung rein formaler Veränderungen. Sie lobt zwar die positiven Effekte verstärkter Kooperationen von Kirchengemeinden. Doch für ein Allheilmittel hält sie das nicht. Wenn mehrere Gemeinden einen gut strukturierten Plan für gemeinsame Gottesdienste erarbeiteten, nütze dies nichts, wenn niemand diese Gottesdienste besuche, sagte sie.

Zum Abschluss der Tagung brach sich die Verunsicherung noch einmal in einem Antrag Bahn. Eine Ideenwerkstatt – natürlich extern moderiert – wurde vorgeschlagen, die umgehend einen konkreten Visionsprozess in Gang setzen sollte. Doch das war der Synode gegenwärtig zu viel des Guten. Die Werkstatt wurde zurückgestellt, bis Ergebnisse der Konsolidierungskommission vorliegen. Klaus Koch

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